Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
 
Einleitung
     
     
BRIAN W. ALDISS
     
     
    Vorzugeben, Science Fiction-Erzählungen, die sich mit dem galaktischen Imperium befaßten, bildeten ein eigenes Genre, hat keinen Sinn. Ganz allgemein gesprochen, gehören Stories dieser Art zum Bereich der ›Space Opera‹ – dem auch die beiden ersten Anthologien dieser Serie gewidmet waren. {1} Das galaktische Imperium ist eine besondere Ausprägung der Space Opera; eine andere ist zum Beispiel die Sword-and-Sorcery.
    Einige Geschichten benutzen den imperialen Hintergrund, um eine moralische Aussage zu machen; Lehrhaftes ist in der Science Fiction jahraus, jahrein populär, dafür liefert Mack Reynolds in diesem Band ein gutes Beispiel. Aber in erster Linie fällt dem Leser immer wieder der verspielte Aspekt des galaktischen Imperiums auf.
    Dieser Aspekt hat viele Leser, darunter auch eine ganze Menge SF-Fans, dazu veranlaßt, Space Opera und die galaktische Szene zu verschmähen. Nun gibt es gute literarische Gründe, weshalb ein weitgespannter Rahmen, wie ihn diese Geschichten verlangen, den meisten zu groß ist, die nicht gerade zu den Michelangelos unter den Science Fiction-Autoren zählen – und davon gibt es freilich viel zu wenige –, und so kam es, daß die nachdenklicheren Schriftsteller (und vielleicht die, die wir die besseren Künstler nennen könnten) die galaktische Manier scheuten. Aber diesen Bereich nur aus dem Grund abzutun, weil er zur Verspieltheit neigt, reicht nicht.
    Die zwei Herausgeber, die seit dem Auftauchen der SF-Magazine wohl die meiste Macht hatten, sind ohne Zweifel Hugo Gernsback, Gründer der Amazing Stories , und John W. Campbell, der mehr als dreißig Jahre lang Astounding Science Fiction (später Analog )
    herausgab. Diese beiden einflußreichen Männer nahmen gegenüber der Menschheit und den Aktivitäten der Menschheit eine ganz bestimmte Haltung ein. Ihre Philosophie war utilitaristisch. {2} Campbells Intellekt war der größere, aber er glaubte nicht weniger als Gernsback, daß größere menschliche Vereinigungen auch zu größerer Humanität führten und nicht zu weniger Humanität.
    Beide Herausgeber duldeten, nein, förderten die Space Opera in ihren Magazinen, aber es war eine Space Opera, die in starkem Maße zur Maschine hin orientiert war. Campbell sah den Menschen als ein Werkzeuge machendes Lebewesen; er sprach gerne vom Daumen als dem den anderen Fingern gegnübergestellten Finger, der den Menschen von den anderen Primaten unterscheidet und es ihm erlaubt, die Waffen besser zu packen. Dies hatte ihn nach seiner Meinung auf den Weg gestellt, der ihn einst zu den Sternen führen wird. Und er hatte einen starken Einfluß auf die Schriftsteller, die für ihn schrieben, auf Leute wie Arthur C. Clarke beispielsweise. Jener große, phantasievolle Augenblick in dem Kubrick-Clarke-Film 2001 – Odyssee im Weltraum , in dem ein Knochen, wie ihn die frühen Menschen als Waffe zum Töten gebrauchten, triumphierend in die Luft geschleudert wird, um sich in ein Raumschiff zu verwandeln, ist ein typisches Campbell-Bild, das Bild des homo faber .
    Diese Campbell’sche Betrachtungsweise des Menschen erzeugte in ihm natürlicherweise ein gewisses Vorurteil, das Technologie in immer größerer Dosis predigte. Vielleicht war es auch genau umgekehrt, und sein Glaube in diese immer größere Dosis brachte ihn dazu, den Menschen vorzugsweise als Arbeiter zu sehen. Wie auch immer, Astounding kaufte selten Stories an, welche eine Menschheit darstellten, die sich von der Technik wegentwickelte. Dabei ist es durchaus möglich, daß die Technik lediglich eine Manifestation der rassischen Pubertät ist, etwa so wie Motorräder – die später für den Rest unserer Lebensspanne als Spezies wieder aufgegeben werden kann. Möglicherweise steigen andere Rassen zu einem hohen kreativen Niveau ihrer Zivilisation auf, ohne die Technik weiter als bis zur Töpferscheibe zu entwickeln. Aber in Astounding wären solche Spekulationen Ketzerei gewesen. Gerade die Unorthodoxen sind es, die auf ihren eigenen orthodoxen Anschauungen bestehen.
    Campbell war auf brillante Art intelligent. Und doch zog er es vor – und dies führte am Ende zu seinem Niedergang als Herausgeber – die Tatsache zu ignorieren, daß der Inhalt seines wunderschönen Magazins nur Spiel war, Spiele des Geistes, und zwar auf dem Höhepunkt von Campbells Schaffen die besten geistigen Spiele, die es in der ganzen Branche gab. Die Leute, die für ihn schrieben, und darin folgten sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher