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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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seinem Beispiel, liebten es, eine Rechtfertigung der Science Fiction zu liefern, indem sie darlegten, wie exakt ihre Vorhersagen erfüllt wurden, oder wie gut sie als Propaganda für das Wettrennen im Weltraum diente, oder in wie starkem Maße sie die amerikanischen Jugendlichen dahin beeinflußte, später Physiker zu werden. {3} Dies war Science Fiction als Funktion, Science Fiction einfach nur als Werkzeug.
    Die Schriftsteller, die für andere Magazine schrieben, empfanden das oft anders. Sie glaubten, daß Science Fiction ein Spiel sein sollte, wenn auch ein ernsthaftes, daß die Verdienste der Science Fiction integrale Bestandteile waren, nicht nur angewandte. Sie begriffen den homo ludens und so bezeichnete die Truppe homo faber deren Produkte oft geringschätzig als Eskapismus (obwohl sie bei näherem Hinsehen dem Leser nichts anderes vorsetzten).
    Einige Philosophen haben behauptet, daß der homo ludens eine überragende Rolle in der Geschichte gespielt habe, eine Rolle, die der Parvenü homo faber neigte herauszuredigieren. Der herausragendste Beitrag zu dieser Theorie ist J. Huizingas Homo Ludens {4} , der später durch Lewis Mumford in The Myth of the Machine {5} massiv unterstützt worden ist. Im allgemeinen hat man SF vom Standpunkt der Nützlichkeit aus betrachtet und bewertet, und sie damit, ob sie nun will oder nicht, zur Fahne faber verpflichtet. Die Folge war eine unberechtigte Unterstützung einer SF, die ihre Basis in einer kleinen, grauen Philosophie von Menschen hatte, die sich als Einheit einer amorphen Technokratie in die Zukunft bewegte. Dies war zumindest mehr oder weniger die offizielle Ansicht – in New York ebenso wie in Moskau – eine, die auch wahrscheinlich ihren Teil dazu beitrug, die notorische SF-Revolution zu beschleunigen, die New Wave der Sechziger Jahre, deren Akzent darauf lag, sich literarisch nur von den eigenen Wünschen leiten zu lassen, und wären sie noch so widerwärtig. Aber es ist bemerkenswert, daß ein Verrückter, der anfängt SF zu schreiben, einfach nur, weil es ihm Spaß macht, sofort eine Gemeinde von Enthusiasten um sich sammelt. Beispiele dafür sind der frühe A. E. van Vogt, Alfred Bester, Michael Moorcock und R.
    A. Lafferty; während ich bei meinen Vorträgen im ganzen Lande zu der Überzeugung gelangt bin, daß von allen Leuten, die Kurzgeschichten schreiben, wahrscheinlich nicht Ray Bradbury, wie man allgemein annimmt, der populärste ist, sondern Robert Sheckley, ein phantasievoller Witzbold, dessen wackelige Welten und leckende Raumschiffe sofort spontanen Beifall finden.
    Ein galaktisches Imperium, um es kurz zu sagen, ist nicht als Blaupause für ein zukünftiges Utopia gedacht. Wahrscheinlich würde das keinen Spaß machen, obwohl es ohne Zweifel ein paar trendbewußte Soziologen ihren Schülern empfehlen würden. Ein galaktisches Imperium ist auffällig und anachronistisch voller gemischtrassiger Welten, leckender Raumschiffe und nackter Sklaven, die im Fackellicht in Uranbergwerken schuften. Ein galaktisches Imperium hat Cecil B. de Mille mehr zu verdanken als einem Einstein: es ist das große Prunkschauspiel der Science Fiction.
    Und dieser schamlose Eskapismus, diese Flucht aus dem Alltag, ist keineswegs unvereinbar mit profundem Denken. Wir dürfen uns an dieser Stelle vielleicht die Frage ins Gedächtnis rufen, die J. R. R. Tolkien C. S. Lewis stellte. »Was meinen Sie wohl, welche Gruppe von Menschen würde Ihrer Ansicht nach, was die Idee der Flucht betrifft, am meisten mit Vorurteilen belastet sein und ihr am feindlichsten gegenüberstehen?« Und dann gab er die Antwort auf seine eigene Frage: »Gefängniswärter.«
    Ich habe Tolkiens Bemerkung in der Einleitung des ersten Bandes dieser Anthologien-Serie zitiert. Diese Einleitung war ein Versuch, das was ich dort sagte, in anderer Formulierung zu wiederholen.
    Es gibt mehr als eine Methode, um eine Katze zu töten, oder sich an ein galaktisches Imperium heranzuschleichen.

DRITTES BUCH*
     
     
     
    Zivilisation
     
     
     
    *  Das erste Buch, »Aufstieg und Glanz der Galaktischen Imperien«, erschien als TITAN 18 (HEYNE-BUCH Nr. 06/3920), das zweite Buch, »Reife und Niedergang«, als TITAN 19 (HEYNE-BUCH Nr. 06/3949), das vierte Buch, »Fall und Freier Fall«, als TITAN 21 (HEYNE-BUCH Nr. 06/4036).

 
TEIL EINS
 
 
Man kann niemanden mit Gewalt zivilisieren
     
     

Der Ausgang dieses schweren inneren Kampfes der ehemaligen Imperialisten hing von dem Grad der überwundenen
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