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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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imperialistischen Verseuchung ab. Auf einigen jungen Welten, die kaum befallen gewesen waren, folgte dem ersten Chaos eine Periode der Neuorientierung und Neuplanung, und nach einiger Zeit wurde das wahre Utopia erreicht. Aber auf den meisten Welten war ein solcher Ausweg unmöglich. Entweder hielt das Chaos vor, bis der rassische Niedergang einsetzte, und die Welt in das menschliche, das vor-menschliche, das rein tierische Stadium zurücksank; oder der Unterschied zwischen Ideal und Wirklichkeit wurde in einigen wenigen Fällen so groß, daß die ganze Rasse Selbstmord beging.
    Olaf Stapledon: »Der Sternenmacher«
     
     
    Eines steht fest. Menschen vereinen sich nur, um Stärke zu erlangen, sei es nun die Stärke der Religion, des Wissens oder der Macht. Und die Vereinigung führt zu verschiedenen Übeln; sobald man sich einmal angeschlossen hat, wird man vermutlich angeschlossen bleiben, ob man es nun wünscht oder nicht.
    Vereinigung führt auch zu Kompliziertheit, und in diesem Abschnitt reflektieren reife Imperien jene Kompliziertheit. Unsere vier distinguierten Autoren, A. E. van Vogt, John D. MacDonald, Algis Budrys und James Blish, schrieben in wenig angesehenen populären Magazinen zur Freude ihrer Leser, und doch rühren sie an eine geheimnisvolle Art der Wahrheit. Ein freundlicher Rezensent des ersten Buchs dieser Serie sagte ›das ist ein Buch, das Spaß macht, guten, anspruchslosen, prächtigen Spaß. Und doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Geschichten an einige mythopoetische, archetypische Urquellen rühren, die tief in jedem Id vergraben sind.‹ Ein großes Wort, aber ich gebe ihm recht – obwohl möglicherweise alles davon abhängt, wie die Schaltkreise im Id des einzelnen angelegt sind. Mir jedenfalls scheinen diese Geschichten die beschriebene Eigenschaft zu besitzen.
    Weil ich schon von den Schaltkreisen im Id spreche: kein Science Fiction-Autor könnte sich komplizierterer Schaltkreise rühmen als der verstorbene James Blish. Die Wissenschaft war sein Reich. Er verstand sich darauf, Verbindungen herzustellen. Sein großartiges Epos Cities in Flight erforscht eine der ursprünglichen Verbindungen der modernen Zeit, die Verwandtschaftsbeziehung zwischen Raum und Zeit, während seine Biographie Roger Bacons, Doctor Mirabilis , die vielfältigen Beziehungen zwischen Wissenschaft und Religion erforscht – ein Thema, das romanhaft kontrapunktisch in Blishs berühmtestem Roman A Case of Conscience {6} und später in Black Easter {7} und The Day After Judgement {8} entwickelt wurde. Diese Fäden kann man auch in »Pieps« verfolgen, jenem Stück galaktischer Geschichte, das wir hier vorstellen.
    Blish hat sich unter anderem intensiv mit dem Problem der Sünde befaßt, wobei er dieses Problem manchmal in einer Art und Weise behandelte, als wäre es nur eine intellektuelle Frage. Im Rückblick können wir feststellen, daß in »Pieps« die Sünde durch ihr Fehlen auffällt, um diesen Satz präzise zu gebrauchen. Man kann die Geschichte so interpretieren, daß sie von einer Maschine handelt, die die Sünde mit Stumpf und Stiel abschafft – die Sünde in der Tat, die Sünde als Begriff.
    »Pieps« ist ein Stück zum Nachdenken und bildet auch einen zentralen Denkanstoß für diesen Band. »Pieps« ist eine Geschichte, die ich sehr bewundere. Als ich sie zum erstenmal in Galaxy las, beeindruckten mich weniger ihre intellektuellen Qualitäten, als ein Bild, das mich nicht mehr losließ, und welches viel von dem Glanz der Science Fiction verkörpert. Das Bild, das in den folgenden Zeilen enthalten ist.
    »Ich habe den Kommandanten eines Weltlinien-Kreuzers gehört, der entlang der Weltlinie des Planeten Hathshepa von 8873 nach 8704 reiste, einem Planeten, der einen Stern am Rande der Galaxis NGC 4725 umkreist. Er sandte einen Hilferuf über elf Millionen Lichtjahre – aber welche Art von Hilfe er verlangte oder verlangen wird, übersteigt mein Begriffsvermögen.«
    Emsh hat diese Passage aufgegriffen und sie bei der ersten Veröffentlichung der Geschichte illustriert. Sein Beitrag war eine Skizze, die einen Wirbel des Raum-Zeit-Kontinuums zeigte, in dessen Spirale der Kreuzer gefangen war.
    Eine der Genialitäten von »Pieps« liegt im Titel der Story und in der Beziehung jenes Titels zur Wirkung der Story, welche aus einem bedeutungslosen Samen eines Geräuschs eine ganze Welt von Implikationen hervorholt. »Pieps« greift ungeniert eines der Zentralprobleme der galaktischen
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