Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Imperien auf: das Problem, wie man mit den ungeheuer langen Kommunikationswegen zurechtkommt und sie, wenn möglich, bewältigt. Der Dirac-Transmitter erweist sich als bemerkenswert wirksame Lösung, und Blish zeigt uns, welche paradoxerweise guten Nebeneffekte er erzeugte, darunter auch den, daß eine der Hauptpersonen fast gewaltsam mit einer Transvestitendame gemischter Herkunft verehelicht wird – durchaus zu ihrer Freude übrigens.
    Als Blish die Story schrieb, glaubte er vielleicht, daß es, sobald man den freien Willen aus den menschlichen Angelegenheiten entfernte, keine Sünde mehr geben würde. Die Annahmen, die er bezüglich der Determination anstellt, sind interessant und unbequem (viele von Jims Gedanken waren interessant und unbequem). Er zeichnet das menschliche Bewußtsein als etwas, das einfach nur »mitläuft«; an anderer Stelle wird es als »hilflos« beschrieben. Die Ereignisse herrschen. Ich habe einmal eine Geschichte geschrieben (»Not for an Age«), in der ich ein menschliches Bewußtsein beschrieb, das hilflos mitgetragen wurde, und nicht imstande war, in die Ereignisse einzugreifen. Das war und ist auch heute noch meine Vorstellung der Hölle. Blish hingegen versteht es, dieser Vorstellung fast paradiesische Züge abzugewinnen. Die Welt, die er in »Pieps« schildert, ist eine ungewöhnlich glückliche, glücklicher als jede andere Welt, die uns in der Anthologie vorgeführt wird. Eine der Personen der Geschichte sagt: »Die Nachrichten sind immer gut.«
    Eine Verbindung zwischen verzögerungsloser, sofortiger Kommunikation und der Erlösung herzustellen (Freiheit von Sünde), ist ein bemerkenswerter Sprung. Blish verkörpert das auf symbolische Weise durch die zarte Sorgfalt, mit der dafür gesorgt wird, daß die Liebenden sich planmäßig begegnen. All dies ist sogar noch bemerkenswerter, wenn wir bedenken, daß die meisten Science Fiction-Autoren das Postulat der verzögerungslosen Kommunikation für weitere Eroberungen und Aggressionen benutzen. In »Pieps« bringt es den Frieden. Hat Blish etwa versucht, die verzögerungslose mit der perfekten Kommunikation gleichzusetzen? Wie sonst ließe sich erklären, daß sein allmächtiger Dienst unbestechlich ist?
    Science Fiction Stories hinterlassen häufig seltsame Kondensstreifen im Himmel unseres Bewußtseins. Ich selbst ertappe mich dabei, wie ich mich darüber wundere, auf welche Weise Blish zwei Leute in Verkleidung untergebracht hat, einen in der inneren, einen in der äußeren Story; obwohl sie ihre Verkleidung aus abwegigen Gründen anlegen, erfährt doch keiner von beiden, als man ihn schließlich entdeckt, Mißbilligung oder irgend etwas Stärkeres. Vielleicht sollte es in einem Lande Utopia so sein. Wenn man die Grunde für die Aggression entfernt, würde die Aggression dann verschwinden? Aber in diesem Gebilde Blishs darf man solche Fragen nicht stellen, da der Dirac-Transmitter beweist, daß Ursache und Wirkung nicht funktionieren.
    Wenn Sie mir darin recht geben, daß »Pieps« von der Anlage her eine wahrhaft utopische Geschichte ist, dann müßten Sie auch einräumen, daß sie wirklich einer sehr seltenen Art von Erzählungen angehört. Obwohl man üblicherweise Utopien und Dystopien mit Science Fiction in Zusammenhang bringt, könnte doch nach meiner Kenntnis kein galaktisches Imperium auch nur entfernt als utopisch angesehen werden. »Pieps« ist die eine Ausnahme. In seiner Weisheit hat James Blish viele seltsame Dinge getan.
    Die frühen Geschichten von Algis Budrys zeigten Weisheit. Dann hörte er leider auf zu schreiben. Inzwischen ist er unter der Verkleidung eines Rezensenten wieder in der Science Fiction-Szene erschienen; vielleicht wird diese Erfahrung ihn in Versuchung führen, zur Schriftstellerei zurückzukehren, um uns allen zu zeigen, wie man es machen sollte. Inzwischen rate ich den Lesern, seinen Roman Who? {9} und ganz besonders Rogue Moon {10} . Ich habe mir einen Satz aus »Die Lehrer« gemerkt: »Die Zivilisation kann niemandem mit Gewalt aufgezwungen werden.« Das ist etwas, das die Menschen, und nicht nur die Science Fiction-Autoren, leicht vergessen.
    Es ist unwahrscheinlich, daß die Welt von »Flucht ins Chaos« je Wirklichkeit werden wird, aber darauf kommt es ja auch kaum an. John D. MacDonald – berühmt wegen seiner ausgefeilten Thriller – postuliert eine erstaunlich komplizierte Zivilisation, die von anderen Galaxien ähnlicher Wahrscheinlichkeit eingeengt wird. Und zwischen ihnen zieht die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher