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Fremde Dimensionen

Fremde Dimensionen

Titel: Fremde Dimensionen
Autoren: Keith Laumer
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Tassen auf ein japanisches Silbertablett, tat Zucker und Milch dazu und wartete eine Minute, bis das sanfte Schnauben der Kaffeemaschine in ein brodelndes Rülpsen überging. Dann füllte sie die Tassen und trug das Tablett ins Wohnzimmer. Der Mann sprang auf, als sie hereinkam.
    »Oh, bleiben Sie doch sitzen.« Sie beugte sich über den niedrigen Tisch und gewährte ihrem unbekannten Gast tiefe Einblicke in den nur nachlässig geschlossenen Bademantel, als sie das Tablett auf den niedrigen Tisch setzte und die Tassen verteilte. Dann kamen Schlüsselgeräusche von der Haustür, und sie richtete sich auf und zog ihren Gürtel fester. Ein trotz seiner unordentlichen grauen Haare jugendlich wirkender Mann mit frischer Gesichtsfarbe erschien in der Türöffnung und spähte herein, während er sich seines Schals entledigte.
    Curlene lächelte ihrem Mann zu. »Hallo, Johnny; schon fertig mit der Arbeit?«
    Der jüngere Mann war aufgestanden und machte eine leichte Verbeugung. »Professor Dimpleby«, sagte er. »Mein Name ist, äh, Luzifer.«
    Dimpleby kam zu ihnen und streckte seine Hand aus. »Luzifer, eh? Nichts dabei. Bedeutet ›Träger des Lichts‹. Aber es ist ein Name, den man nicht sehr oft antrifft. Es gehört immer noch Mut dazu, die alten Tabus über Bord zu werfen.«
    »Mr. Luzifer ist hier, um etwas mit dem Licht in Ordnung zu bringen«, sagte Curlene.
    »Ah, nicht wirklich«, sagte der Mann schnell. »Tatsächlich bin ich gekommen, um, äh, Ihre Hilfe zu erbitten, Professor.«
    »Ach so. Ich verstehe.« Dimpleby setzte sich, rührte in Curlenes Kaffeetasse und schlürfte geräuschvoll. »Nun, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Bevor ich Ihnen mein Anliegen vortrage, Professor«, sagte der Mann, »muß ich Ihnen sagen, daß ich wirklich Luzifer bin. Ich meine, ich möchte Sie über meine Identität nicht im unklaren lassen.« Er warf Curlene einen entschuldigenden Blick zu. »Ich hätte Ihnen schon gesagt, daß ich in Wirklichkeit kein Elektriker bin, Mrs. Dimpleby.«
    »Warum sollte ich Ihnen nicht glauben, wenn Sie sagen, Ihr Name sei Luzifer?« fragte Dimpleby mit einem Lächeln.
    »Nun, die Sache ist die – ich bin der Luzifer. Sie wissen, der – äh – Teufel.«
    Dimpleby zog seine Brauen hoch. Curlene machte ein bekümmert-mitleidiges Geräusch.
    »Diese letztere Bezeichnung hat natürlich alle möglichen negativen Nebenbedeutungen«, fuhr Luzifer hastig fort. »Aber ich versichere Ihnen, daß das meiste von dem, was Sie gehört haben, stark übertrieben ist. Das heißt, ich bin wirklich nicht so schlecht, wie es in all diesen Geschichten behauptet wird. Ich meine, es gibt verschiedene Arten von Schlechtigkeit. Es gibt das absolut Böse, und dann gibt es die Sünde. Ich bin, wenn man so sagen kann, mit der Sünde assoziiert.«
    »Die Unterscheidung scheint eine ziemlich subtile zu sein, Mr. – ah – Luzifer.«
    »Eigentlich nicht, Professor. Wir alle fühlen instinktiv, was wirklich böse ist. Sünde ist bloß, was als schlecht angesehen wird, weil es ein Gesetz dagegen gibt. Hier gilt das Zigarettenrauchen und Schnapstrinken als Sünde, dort das Benützen von Lippenstift oder das Tragen von Miniröcken, und anderswo ist es eine Sünde, wenn man Schweinefleisch ißt oder sonntags ins Kino geht oder Fliegen erschlägt. Was Sünde ist, hängt von den Regeln ab, nach denen eine Gruppe sich richtet. Genauso verschieden ist, was als fromm angesehen wird. Der eine entzündet Kerzen, der andere verbrennt Räucherstäbchen und ein Dritter dreht seine Gebetsmühle.«
    Dimpleby lehnte sich zurück und legte seine Fingerspitzen zusammen. »Hmm. Während das wirklich Böse – was ist?«
    »Das wirklich Böse bedarf der Vorsätzlichkeit«, sagte Luzifer. »Mord, Gewalttat, Lüge, Betrug, Diebstahl sind böse Taten, wenn sie geplant und vorbereitet wurden. Sünde hingegen schließt alles ein, das aussieht, als könnte es Spaß machen.«
    »Es ist wahr, daß ich von den frommen Typen noch nie ein gutes Wort über den Spaß gehört habe«, sagte Curlene nachdenklich.
    »Auch nicht von einem kirchlichen Würdenträger, der sich einen klaren Kopf für Kollekten und Geldsammlungen bewahrt hat«, räumte Dimpleby ein.
    »Es hängt alles mit der menschlichen Trägheit zusammen, fürchte ich«, sagte Luzifer traurig. »Es scheint soviel einfacher und bequemer zu ein, ein paar rituelle Forderungen und Verbote zu beachten, als tatsächlich nachzudenken und die normalen Geschäftspraktiken aufzugeben.«
    »Das ist
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