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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel
Autoren: Bradley Alan
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ich schneller wieder da.«
    Nach einer zähen Pause stimmte er mit zittriger Stimme an:
    »London Bridge is … fallin’ down
Fallin’ … down, fallin’ down
London Bridge is fallin’ down …«
    Ich machte mich auf den Rückweg, und Colins Gesang verklang zu einem fernen Echo. Ihn dort im Dunklen allein zu lassen fiel mir aus unerklärlichen Gründen furchtbar schwer. Tja – das Leben ist voller Überraschungen.
    Der Rückweg wollte kein Ende nehmen. Als ich durch die niedrigen Gänge tappte, schien die Zeit stillstehen zu wollen.
    Dann ging es die Treppe hoch zur Küche. Obwohl es im Haus mucksmäuschenstill war, lauschte ich vorsichtshalber an der Tür.
    Nichts.
    Genau genommen war ich nicht ungehorsam. Es war mir verboten, Buckshaw zu verlassen, aber das hatte ich auch nicht vor. Der Poseidonbrunnen gehörte eindeutig zum Anwesen, sodass ich das eine tun konnte, ohne gegen das andere zu verstoßen.
    Ich ließ die Hintertür zum Garten halb offen. Die Sterne funkelten zornig wie lauter Augen, und der Achtelmond hing wie ein abgebrochener silberner Fingernagel am Nachthimmel.
    Üblicherweise hätte ich trotz der kurzen Strecke zum Brunnen Gladys mitgenommen, schon der Gesellschaft wegen, aber das schien mir jetzt doch zu riskant. Sie brauchte nur ein Mal aufgeregt zu quietschen, und das ganze Haus war womöglich hellwach.
    Ich eilte durch das nasse Gras über den östlichen Rasen in Richtung Visto. Eine Eule rief, und ein kleines Tier huschte raschelnd durchs welke Laub.
    Dann ragte plötzlich Poseidon vor mir auf. Das Sternenlicht ließ seine abgewinkelten Gliedmaßen aufblinken, als wäre ein Teil der Milchstraße auf die Erde niedergestürzt.
    Ich stieg die Stufen zu seinem Sockel hoch. Was hatte Colin gesagt? » Seidons Zeh. « Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Seidon sein sollte. Aber nachdem der nicht gerade sprachbegabte Colin vom Brunnen gesprochen hatte, war mir zumindest ein Verdacht gekommen: Der Junge konnte Poseidons Zeh gemeint haben! Möglicherweise hatte er den Namen von Brookie gehört und etwas durcheinandergebracht.
    Ich stieg in die untere Brunnenschale. Poseidons riesenhafter Fuß befand sich direkt vor meinem Gesicht. Der große Zeh war gebogen, als kitzelte jemand den Meeresgott gerade erbarmungslos durch.

    Ich drückte mit aller Kraft darauf. Prompt bewegte sich der Zeh wie an einem verborgenen Scharnier, und es machte Klick.
    »Seidons Zeh, also doch! «, sagte ich und schüttelte lächelnd den Kopf. Ich war stolz auf mich, weil ich das Rätsel gelöst hatte.
    Ich kletterte wieder aus der Schale, und tatsächlich: Eine Platte des Sockels, auf der sich etliche Wassernymphen räkelten, war einen Spalt breit verschoben.
    Wie teuflisch schlau von Plätscher-Lucius, den Mechanismus im Fuß der Statue zu verstecken!
    Die Platte ließ sich noch weiter aufdrücken, und schon schlüpfte ich in den Brunnensockel. Wie vermutet, wurde der Brunnen durch ein mächtiges Bleirohr mit Wasser versorgt. Das große Drehventil regulierte offenbar den Zufluss, und obwohl es so voller Spinnweben war, dass es schon ewig niemand mehr benutzt haben konnte, hörte man es ringsherum tropfen – Laute, die in der feuchten, engen Kammer schaurig hallten.
    Eine kurze, steile Treppe führte in eine große, rechteckige Grube unter dem Brunnen hinab.
    Die Stufen waren voller Blutspritzer!
    Auf der untersten Stufe war ein großer Fleck, nach oben hin wurden die Blutstropfen spärlicher.
    Die Flecken waren aber schon älter, was ich an der bräunlichen, oxidierten Färbung erkannte.
    Hier auf dieser Treppe musste Brookie den Tod gefunden haben.
    Ich ging um die Flecken herum bis ganz nach unten.
    Die Grube war erstaunlich geräumig.
    Auf einer Seite sah man durch einen Eisenrost ein gestreiftes Stück Nachthimmel: Die Sterne leuchteten immer noch so hell, dass ich sogar von hier aus die gewaltige Gestalt Poseidons ausmachen konnte. Ich spähte gebannt nach oben, machte einen falschen Schritt und knickte prompt um.

    »Autsch!« Ich senkte die Taschenlampe, um festzustellen, worauf ich ausgerutscht war.
    Es war ein Seil, das zusammengerollt auf dem Boden lag wie eine selbstzufriedene Viper, die sich nach einem besonders reichlichen Mittagsmahl in der Sonne wärmt.
    Der Fund überraschte mich nicht. Ich hatte schon damit gerechnet, dass irgendwo ein Seil lag – nur leider hatte ich nicht vorhergesehen, dass ich auf dem blöden Ding ausrutschen würde.
    Weit erstaunlicher war, dass die Polizei ein so wichtiges
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