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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel
Autoren: Bradley Alan
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ausübte. Obwohl es in dem unterirdischen Gang
klamm und kühl war, fielen Schweißtropfen von meiner Stirn auf den ohnehin durchtränkten Strick.
    »Halt durch«, sagte ich. »Ich hab’s gleich.«
    Noch einmal durchziehen, dann war Colin frei.
    »Steh auf«, befahl ich. »Du musst dich bewegen.«
    Er rollte sich auf den Rücken, konnte aber nicht allein aufstehen.
    Ich streckte ihm die Hand hin, aber er schüttelte den Kopf.
    »Du musst deinen Kreislauf wieder in Gang bringen«, erklärte ich. »Du musst deine Arme und Beine tüchtig reiben. Warte, ich helfe dir.«
    »Geht nicht«, brummelte er. »Ich kann das nicht.«
    »Klar kannst du das.« Ich rieb fester. »Deinen Zehen und Finger sind bestimmt halb abgestorben.«
    Seine Unterlippe zitterte, und ich verspürte einen Anflug von Mitleid.
    »Weißt du was? Wir ruhen uns erst mal aus.«
    Er war sichtlich erleichtert.
    »Dann erzähl mir doch mal von dem Blut auf der Treppe zum Brunnen«, sagte ich
    Das war vielleicht nicht fair, aber ich musste es wissen.
    Bei dem Wort »Blut« fuhr Colin erschrocken zusammen.
    »Ich hab’s nicht getan!«, stieß er heiser hervor.
    »Was hast du nicht getan, Colin?«
    »Brookie kaltgemacht. Ich hab ihm den Piekser nicht in die Nase gesteckt.«
    »Er hat dich tyrannisiert, stimmt’s? Und da hast du die Beherrschung verloren.«
    »Nein!« Colin rappelte sich hoch. »So war’s nicht.«
    »Dann erzähl mir, was passiert ist.« Ich staunte selbst darüber, dass ich in dieser womöglich brenzligen Situation so einen kühlen Kopf bewahrte.
    »Wir war’n Kumpels, Brookie und ich. Er hat mir Geschichten erzählt, wenn wir nicht grade Krach hatten.«

    »Geschichten? Was für Geschichten?«
    »Ach, über König Arthur und so. Wir haben uns richtig gut unterhalten, echt. Er hat mir auch vom alten Nicodemus Flitch erzählt und dass der einen Sünder totschlagen konnte, wenn ihm danach war.«
    »War Brookie denn ein Humpler?«
    »Quatsch! Aber er wär gern einer gewesen. Er fand das gut, was die Humpler gemacht haben, hat er oft gesagt.«
    Ich hätte Colin schon längst in die Mangel nehmen sollen!
    »Du hast einen Piekser erwähnt«, brachte ich das Gespräch wieder auf Brookies Ableben.
    »Er hat ihn mir gezeigt«, sagte Colin. »Er war wunderschön … aus Silber … wie ein Piratenschatz. Brookie hat ihn hinter unserem Haus ausgegraben. ›Von denen machen wir jede Menge‹, hat er gesagt. ›Genug für ein Gartenfest im Buckingham-Palast. ‹«
    Ich wagte nicht, ihn zu unterbrechen.
    »›Gib mal her‹, hab ich zu ihm gesagt. ›Lass mal sehen. Nur ganz kurz. Ich geb’s dir ja gleich wieder.‹ Aber er hat’s nich rausgerückt. ›Damit spießte dich bloß auf‹, hat er gesagt. Und er hat mich ausgelacht.
    ›He, du hast’s versprochen!‹, hab ich gesagt. ›Du hast gesagt, wir machen Halbe-Halbe, wenn ich das Hundedings trage.‹
    Ich hab mir den Piekser geschnappt … ich wollte doch bloß mal’n Blick drauf werfen. Er hat ihn festgehalten und gezogen! Ich hab zu schnell losgelassen und … «
    Blankes Entsetzen malte sich auf seinem Gesicht.
    »Ich hab’s nich getan! Ich war’s nich.«
    »Hab schon verstanden«, sagte ich beschwichtigend. »Es war ein Unfall. Ich werde alles tun, was ich kann, um dir zu helfen, Colin, aber eins musst du mir noch sagen – wer hat dich hier festgebunden?«
    Er stieß ein schauriges Geheul aus, sodass mir das Blut in den Adern stockte – dabei wusste ich die Antwort längst.

    »Es war Tom Bull, hab ich recht?«
    Colins Augen wurden rund wie Untertassen, und er starrte auf einen Punkt hinter meiner Schulter. »Er kommt wieder! Er hat gesagt, er kommt ganz bestimmt wieder.«
    »Unsinn«, sagte ich. »Du hockst doch schon ewig hier.«
    »Er macht mich kalt, der Tom Bull, weil ich gesehen hab, was er am Wohnwagen gemacht hat.«
    »Du hast ihn am Wohnwagen beobachtet?«
    »Ich hab ihn gehört. Das Gebrüll und Geschrei. Dann ist er rausgekommen und hat irgendwas in den Fluss geschmissen. Er will mich umbringen.«
    »Er bringt dich nicht um, Colin. Sonst hätte er es schon längst getan.«
    Dann hörte ich die Schritte hinter mir.
    Colins Augen sprangen fast aus den Höhlen.
    »Das ist er!«
    Ich richtete die Taschenlampe nach hinten und sah eine massige Gestalt geduckt auf uns zuhasten wie eine riesige Landkrabbe. Die Gestalt füllte den ganzen Gang aus und musste beim Laufen den Kopf einziehen, um überhaupt durchzupassen.
    Das konnte nur Tom Bull sein.
    »Den Schlüssel!«, rief ich, und im
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