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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer
Autoren: Joerg Liemann
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rekapitulierte, wollte van Tannen die Tür eben zuziehen und abschließen, um anschließend ins Penthaus hinaufzufahren. Stattdessen machte er eine Fluchtbewegung in die Wohnung hinein und war sogar dabei, die Tür hinter sich und vor dem ihn verfolgenden Sternenberg zuzuknallen. Doch in der Bewegung muss ihm klargeworden sein, wie interessant ihn das für den Polizisten gemacht hätte. Deshalb tat er so, als wäre er so hastig hineingestürzt, weil er etwas vergessen hatte. Eine freundliche Begrüßung versuchte er nachzureichen.
    Sternenberg deutete auf die Tür. » Sie haben den Schlüssel hierfür? Wer wohnt da drin?« Auf dem Türschild stand der Name Memhardt.
    Peter van Tannen sagte nichts. Er konnte sich auch zu keiner erklärenden Gestik entschließen. Stattdessen drehte er den Schlüssel in der weiterhin offen stehenden Tür, als sei damit Zeit zu gewinnen.
    » Darf ich einen Blick hineinwerfen?«
    Der grauhaarige, muskulöse Architekt stand mit dem Rücken zu Sternenberg und reagierte auf keine sichtbare Weise.
    » Herr van Tannen, ich bin mit meinen Kollegen hier, um eine Haussuchung vorzunehmen. Im Dachgeschoss waren wir schon, im Keller auch. Da Sie aus dieser Wohnung herauskommen, möchte ich einen Blick hineinwerfen, wenn Sie gestatten. Wem gehört die Wohnung?«
    Van Tannen trat einen Schritt zurück und legte die Arme an die Seiten seines Körpers. » Gehen Sie hinein, wenn Sie müssen.«
    » Nach Ihnen.«
    Van Tannen ging vor, ohne Licht einzuschalten. Er gab einen Ton von sich und schaute zur Seite, sodass sich Sternenberg im Gehen unwillkürlich zu ihm vorbeugte, weil er dachte, der Mann wolle etwas sagen. In diesem Augenblick fuhr van Tannen herum, schlug ihm blitzartig, aber mit winzigem zeitlichem Abstand gegen beide Schultern, sodass Sternenberg irritiert war. Diese Schrecksekunde nutzte van Tannen, um Sternenbergs Revolver aus dem Halfter zu ziehen und die Waffe auf den Boden zu werfen.
    Reflexartig griff Sternenberg nach ihr, denn sie lag kaum einen Schritt von ihm entfernt. Van Tannens Arm langte neben den Türrahmen und hielt Sternenberg ein Bajonett vors Gesicht.
    Kai Sternenberg richtete sich langsam auf. Was der Mann in der Hand hatte, war tatsächlich ein Gewehr mit einem aufgepflanzten Bajonett. Nie hatte er eine solche Waffe aus der Nähe gesehen, darum war er auch schockiert, wie groß sie war und wie scharf die spitze Klinge, die ihm böse entgegenstach.
    Van Tannen bedeutete ihm, in einen der Räume zu gehen. Er schloss die Wohnungstür und schaltete das Licht an. Die Vorhänge des Zimmers waren zugezogen.
    Sternenberg hoffte, dass der Architekt das Gewehr beiseitelegen und lachend feststellen würde, wie leicht Polizisten zu überwältigen seien. Den Eindruck vermittelte van Tannen allerdings nicht. Schweigend hielt er ihm die Klinge unter die Augen.
    » Könnten Sie ein wenig Abstand nehmen? Ich fürchte, falls Sie stolpern, pieken Sie mich damit.«
    » Damit piekt man nicht. Man rammt das Bajonett in den Körper und schlitzt ihn auf.«
    Sternenberg bemerkte, wie sich ihm Witze, scherzhafte Bemerkungen und Wortspiele aufdrängten. Aber es passte nicht. Etwas warnte ihn davor, eine leichtfertige Formulierung zu wählen. Sie hätte van Tannen nicht entspannt. Da war er sich sicher.
    Eher aus Not denn aus Neugierde ließ er die Augen im Zimmer umherwandern. Wände und Decken waren schwarz gestrichen. Überall hingen und lagen Waffen. Er hatte keinen Zweifel, dass dies van Tannens Zweitwohnung war. Der älteste Trick, dem sie bei einer Haussuchung aufsitzen konnten: Der Verdächtige besitzt im selben Haus eine weitere Wohnung!
    Van Tannen ging einen Meter zurück und hielt das Gewehr mit Bajonett direkt auf Sternenbergs Bauch gerichtet.
    » Sie haben mich. Was jetzt, Herr van Tannen?«
    Der Architekt mit der schweren Waffe schwieg. In seinem Kopf schien es in Hochgeschwindigkeit zu arbeiten.
    » Ich bin Ihnen ausgeliefert, Herr van Tannen. Ich werde keinen Versuch unternehmen, diesen Raum zu verlassen. Fairerweise muss ich Ihnen sagen, dass in Ihrer Wohnung, in der Dachwohnung, bewaffnete Kollegen sind. Außerdem ist das Haus umstellt. Keine Scharfschützen, es ist ja nur eine normale Haussuchung. Wir haben nichts gefunden, falls es Sie interessiert.«
    Er sah auf die Waffe. Das Holz war neu, die Mechanik so blank wie das Messer, und die Hände van Tannens wussten, was sie taten.
    » Hier sucht Sie keiner«, sagte van Tannen plötzlich.
    Jetzt war es Sternenberg, der mit einer
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