Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer
Autoren: Joerg Liemann
Vom Netzwerk:
wollen. Wir müssen diese Stadt radikal ausmerzen und neu erschaffen. Millimeter um Millimeter neu denken. Ich will die erste Linie aus Bastionen bauen.«
    » Dazu müssen die alten Häuser und Straßen weg …«
    Van Tannen machte eine ruckartige Geste, die wohl besagte, dass er daran keinen Gedanken verschwenden wollte.
    » Und Sie haben die ersten Brand… die ersten Brandpunkte schon markiert, nicht wahr? Damit klar ist, wo sich die erste Verteidigungslinie befinden soll …?«
    » Das ist alles so plump, was Sie sagen«, erklärte van Tannen und blinzelte.
    Sternenberg gab sich nicht der Illusion hin, van Tannen ablenken und überwältigen zu können. Der Mann würde blitzschnell umschalten und seine wahnsinnigen Kraftreserven aktivieren.
    Er entschied sich für einen anderen Versuch und sagte: » Dieses Gebäude ist von Polizisten umstellt. Die wissen es nicht besser. Niemand von denen wird sich belehren lassen, auch kein Gericht. Die Richter werden sich auf Nebensachen versteifen, etwa auf den Tod von Tobias Traube. Sie werden nicht erkennen, Herr van Tannen, was Ihre wahren Ziele sind. Man wird Sie daran hindern, diese Ziele zu erreichen. Deshalb schlage ich Ihnen etwas vor: Ich kann es nicht mit Ihrem Durchblick und Ihrer Entschlusskraft aufnehmen. Wahrscheinlich würde ich sogar im entscheidenden Kampf versagen.«
    Van Tannen rümpfte die Nase.
    » Aber ich habe bei der Polizei einen gewissen Einfluss. Man kann Sie verurteilen und sogar einsperren. Wir beide können das nicht verhindern. Aber ich werde garantieren, dass Sie Ihr Lebenswerk fortsetzen. Sie sollten den Kampf gegen unsere Feinde planen. Wir brauchen Ihren Geist und Ihre Organisationsfähigkeit. Ich versichere Ihnen, dass wir es so einrichten werden: Alle werden glauben, sie hätten Sie hinter Gitter gebracht. In Wirklichkeit werden Sie die Pläne machen und uns in den Sieg führen, nicht wahr?«
    Van Tannen starrte auf das Gewehr und lud es.
    Sternenberg hatte kein As mehr im Ärmel. » Ich bin ein kleines Licht. Ein kleines Licht, das dem großen Licht zu Diensten ist.«
    Peter van Tannen setzte sich auf einen freien Stuhl. Die Waffe starrte geladen auf Sternenberg. Der Architekt fixierte den Kriminalbeamten. Er blinzelte nicht mehr. Als hätte er den Lidreflex einfach abgeschaltet. Ein leichter Glanz auf seiner Stirn zeugte von Schweiß.
    Van Tannen lud durch, doch dann warf er die Munition aus. Er beugte sich vor und legte die Waffe in Zeitlupe vor sich auf den Boden. Er legte die Hände auf die Knie und wandte die Augen zur Decke. In dieser Stellung verharrte er, als er sagte: » Rufen Sie Ihre Kollegen. Lassen Sie mich verhaften und verurteilen wegen Brandstiftung mit Todesfolge und Mord an einem Polizisten.«
    Sie saßen sich gegenüber, aber sie schauten sich nicht in die Augen.
    Sternenberg war verwirrt.
    Er griff zum Funkgerät und rief die anderen.
    Van Tannen saß da und sah an die Decke.

29
    Kai Sternenberg wachte auf. Vom Bett aus sah er, dass der Himmel eine weiße Masse war. Regen und Sonntag und schon zehn Uhr, dachte er. Gut, dass ich nicht mit Sprotte rausmuss.
    Es klingelte.
    Über die Sprechanlage hörte er Isabel. Sie beschwerte sich, dass sie dreimal hatte läuten müssen, bis er reagiert hatte. Sternenberg drückte den Türöffner und zog sich notdürftig an. Er erinnerte sich daran, dass sie um zehn auf seiner Dachterrasse zum Frühstück verabredet waren.
    » Ha, du hast verpennt!« Sie roch nach Brötchen und drängte sich mit einem Korb voller Grünzeug, das leicht vom Regen benetzt war, an ihm vorbei in die Küche. » Ich soll dich von einer Verehrerin grüßen, die da unten im Hausflur herumhumpelt. Eine Nette. Blond, Kopftuch. Sieht ziemlich gebrechlich aus.«
    » Frau Stark? Dann ist sie aus dem Krankenhaus zurück … So schnell …?«
    » Was Ernstes?«
    Er hob die Brauen und wagte keine Diagnose. » Nachher gehe ich mal zu ihr runter.«
    Sie sah ihn an. Dann wanderte der Blick zum Hängeschrank. » Wo hast du die Kaffeefilter? Mein Freund macht Stress, weil ich am Sonntagmorgen zu meinem Chef frühstücken gehe – und du schnarchst dich erst mal in aller Ruhe aus. Hast du’s vergessen?«
    Er duschte, und als er sich anschließend an den Tisch stellte, balancierte sie ein Frühstücksei auf einem Löffel durchs Zimmer. » Glaub nicht, dass ich jetzt jeden Morgen komme, um bei dir den Tisch zu decken.«
    » Wir nehmen es in dein Arbeitsprofil auf. – Was für ein Wetter!«
    » Herrlich! Frisch und wunderbar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher