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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand
Autoren: Gisa Pauly
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mit seinem
Vorgesetzten bekommen würde. Terminverzögerungen auf einer Baustelle dieser
Größenordnung konnten viel Geld kosten, und Erik war sicher, dass manch anderer
Architekt das Zeichen zum Weitermachen gegeben hätte.
    Er bat Sören, den Gerichtsmediziner und die Spurenfahnder zu
verständigen. »Und danach rufen Sie am besten auch meine Schwiegermutter an«,
fügte er leise hinzu, »damit sie nicht mit dem Essen auf uns wartet.«
    Sören war schlagartig schlecht gelaunt. Erst ein Skelett und dann
noch der Verzicht auf gefüllte Artischocken!
    Kommissar Vetterich und seine Leute von der kriminaltechnischen
Untersuchungsstelle waren schnell da, aber bis Dr. Hillmot
auftauchte, war eine gute Stunde vergangen. Erstens, weil der schwergewichtige
Gerichtsmediziner nicht zu den Schnellsten gehörte, zweitens, weil er der
Ansicht war, dass bei Toten keine Eile geboten war, und erst recht nicht, wenn
der Tod schon so lange zurücklag, dass die Leiche bereits skelettiert war.
    Â»Da kommt’s doch wohl auf ein Stündchen mehr oder weniger nicht an,
oder?«, hatte er zu Sören am Telefon gesagt, der nun endlich etwas gefunden
hatte, worüber er sich aufregen konnte, nachdem ihm klar geworden war, dass der
Verzicht auf gefüllte Artischocken angesichts einer Leiche kein ausreichender
Grund für seine schlechte Laune sein durfte.
    Uwe Jöns, dem allmählich aufging, dass er sich eine Menge
Scherereien einhandeln konnte, trat von einem Bein aufs andere. »Wann können
wir endlich weitermachen?«
    Erik zeigte auf den Rest der Baustelle. »Dort gibt’s doch genug zu
tun. Muss es unbedingt an dieser Stelle sein?«
    Uwe Jöns sah ihn ungehalten an. »Sie haben wohl keine Ahnung von den
Ablaufplänen einer Großbaustelle, oder?«
    Das bestätigte Erik gern, ersparte aber dem Architekten nicht den
Hinweis, dass der anscheinend genauso wenig von Polizeiarbeit verstand.
    Uwe Jöns merkte, dass er ungerecht gewesen war, und rettete sich in
die erstaunte Frage: »Glauben Sie denn wirklich, dass das ein Mordopfer ist?«
    Â»Jedenfalls glaube ich nicht, dass sich hier jemand sein eigenes
Grab geschaufelt hat«, gab Erik zurück.
    Damit beugte Uwe Jöns sich endlich über seinen Ablaufplan, der die
Ausmaße eines Bettvorlegers hatte, und strich energisch einen Posten durch. Wie
ein Feldherr, nachdem er eine strategisch wichtige Entscheidung getroffen hat,
zeigte er gen Osten. »Da geht’s weiter!«
    Forschen Schrittes ging er seinen Arbeitern voran, die ihm ungern
folgten und immer wieder begehrliche Blicke auf den Ort der Sensation
zurückwarfen. Erst recht, als sie sahen, wie die Spurenfahnder eintrafen und in
weiße Schutzanzüge stiegen.
    Erik war froh, dass er mit Sören noch ein paar Minuten allein war.
Vorsichtig umrundete er das Loch, das der Bagger bereits ausgehoben hatte. »Wie
lange mag die Leiche hier schon liegen?«
    Sören zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls nicht so lange, wie der
Mörder gehofft hat. Wer hier einen Menschen verbuddelt hat, konnte damit
rechnen, dass er nie gefunden wird.«
    Â»Mörder?« Erik sah seinen Assistenten strafend an. »Sie ziehen
voreilige Schlüsse.«
    Â»Tu ich das? Dann hat sich hier wohl doch jemand sein eigenes Grab
geschaufelt?«
    Erik verzichtete auf eine Antwort, die unfreundlich ausgefallen
wäre, und sah Kommissar Vetterich entgegen, der wieder mal so bärbeißig
dahergestapft kam, als betrachtete er jedes Gewaltverbrechen als einen Angriff
auf seine karge Freizeit.
    Â»Hoffentlich hat der Bagger nicht zu viel Schaden angerichtet«,
sagte er verdrießlich, nachdem er einen Blick in die Grube geworfen hatte.
    Â»Sie hoffen auf verwertbare Spuren?«, fragte Erik.
    Vetterich sah ihn beleidigt an. »Warum bin ich sonst hier?« Er
schickte einen der Spurenfahnder zum Wagen zurück. »Wir brauchen Löffel und die
kleinen Bürsten. Und dann gehen wir ganz vorsichtig zu Werke, damit die Leiche
nicht beschädigt wird.«
    Erik und Sören sahen zu, wie zwei Spurenfahnder sich am Rande der
Grube niederließen und Stück für Stück das Skelett freilegten. Zwei andere
spannten währenddessen ein Segel auf, das die Männer, vor allem aber die Grube
und ihren Inhalt, vor dem Wind schützen sollte.
    Erik und Sören steckten die Hände in die Taschen und sahen
schweigend zu, zunächst gespannt, dann immer
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