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0450 - Die Gierigen von Brooklyn

0450 - Die Gierigen von Brooklyn

Titel: 0450 - Die Gierigen von Brooklyn
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Phil Decker, mein Freund und Kollege, hätte sich auch eine andere Zeit aussuchen können, um aus London zurückzukommen.
    Die Leute in der Halle des Kennedy Airports hatten trübe Augen und schlaffe Wangen. Schließlich war es knapp nach vier Uhr morgens. Die indirekte Beleuchtung, die sich ein teurer Architekt für teures Geld ausgedacht hatte, machte die Menschen zu Puppen in einem Wachsfigurenkabinett. Der Öetrieb auf dem Rollfeld war flau.
    Hinter dem Schalter der Pan Am döste ein junger Mann. Sein roter Haarschopf quoll unter der schnittig gekniffenen Mütze hervor. Ich ging hin und trommelte an die Scheibe. Die Maschine war überfällig.
    »Die Boeing hatte einen Schaden am Triebwerk, Sir. Er konnte in Gander auf Neufundland behoben werden. Sie werden nur noch eine halbe Stunde warten müssen, Sir!«
    Ich resignierte, hockte mich zwischen die Wachsfiguren und blinkerte zu der Blonden am Zigarettenstand hinüber. Aber sie schien durch eine dicke Schicht Wimperntusche über ihren Augen sehbehindert zu sein. Vielleicht war sie auch nur müde.
    Dann kam Carmen Murero in die Halle. Ihre Hüften schwangen im Takt nach links und nach rechts. Die Handtasche an dem langen Tragriemen schlenkerte zwei Zoll über den Fliesen.
    Ich zog die »Tribüne« aus der Tasche und versteckte mein Gesicht dahinter.
    Carmen blickte sich kurz um, während ihre Stöckelschuhe weiter durch die Halle hämmerten. Ein paar Männerköpfe hoben sich und sanken dann wieder zurück. Es war einfach zu früh, sich den Kopf nach einer Frau zu verrenken, auch wenn sie Carmen Murero hieß. Die Murero war ein tolles Girl mit einem Schuß südamerikanischen Blutes, abgesehen davon, daß es beim FBI eine Karteikarte mit ihrem Namen gab. Als sie die Tür am anderen Ende der Halle passierte, faltete ich meine Zeitung zusammen und erhob mich.
    Mein Interesse war geweckt — mein berufliches, wohlverstanden. Langsam marschierte ich hinter ihr her. Draußen auf dem Flugsteig fühlte ich die Morgenkälte. Carmens Absätze klapperten nach rechts. Ich wandte mich in die gleiche Richtung. Hundertfünfzig Yard vor mir liefen die Motoren einer DC-6 warm. Von Carmen war plötzlich nichts mehr zu sehen. Ich fragte mich, warum ich ihr eigentlich nachliefe. Drinnen in der Halle war es wenigstens warm. Ich kehrte um.
    Und dann knallte es dreimal kurz hintereinander. Etwa so, wie wenn man eine aufgeblasene Papiertüte platzen läßt. Ich sah nach der DC-6 hinüber. Die Motoren brummten gedrosselt vor sich hin.
    Ein Mann stand zwischen zwei Automaten, von denen der eine Zigaretten, der andere Süßigkeiten verkaufte. Langsam knickten ihm die Knie ein. Er preßte die Hand auf die Magengegend. Auf dem Boden bildete sich eine Blutlache. Rasch sah ich mich um.
    Ich war allein mit einem sterbenden Mann!
    ***
    Die Zeiger der elektrischen Uhren schnappten auf fünf, als ich das Office der Flughafenpolizei verließ. Randy Hopper war an drei Kugeln gestorben, wahrscheinlich aus einer 45er. Seine Brieftasche fehlte. Es konnte sich also um Raubmord handeln.
    Ich ging noch einmal an den beiden Automaten vorüber, zwischen denen er an drei Bleiklümpchen gestorben war. Nichts mehr verriet, was sich hier vor kurzem abgespielt hatte. Sie hatten die Leiche weggeschafft und sogar den Boden aufgewischt. Die Leute hier arbeiten fix. Auf dem Kennedy Airport landen die Maschinen aus Übersee, aus Croydon, Orly und Frankfurt. Man zeigt den Leuten, die zum erstenmal den Fuß in Gottes eigenes Land setzen, nicht gern die Leiche eines Gangsters zur Begrüßung.
    Draußen schlich mit pfeifenden Triebwerken eine Boeing der KLM auf die Startbahn und wartete auf die Starterlaubnis vom Kontrollturm. Der Betrieb war immer noch flau. In einer Ecke schäkerten Flugkapitäne mit ihren Stewardessen, ehe sie an Bord gingen.
    Pat Delmonico lehnte an der Absperrung. Pat war einer jener Muskelmänner, deren Anblick manche Frau bei den Catcherturnieren im Madison Square aufkreischen läßt. Aber in der letzten Zeit verließ Pat sich nicht mehr allein auf seine Muskeln. Er war festgenommen worden, weil er eine Pistole unter der Achsel trug.
    Delmonicos Name war seither in Zusammenhang mit gewissen Schießereien genannt worden, aber man konnte ihm nichts nachweisen. Doch in den Kreisen, die es wissen mußten, galt er als ein Mann, der schnell und genau schoß. Ich trat hinter ihn.
    »Ich habe einen 38er in der Hand, Pat«, sagte ich leise. »Das Polizeimodell mit dem kurzen Lauf. Knopf deine Jacke auf und
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