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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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aus.«
    »Wieder mal voller Vorurteile, unser Chef«, mischte sich Sternberg ein, der die letzten Sätze mitbekommen hatte.
    »Setzen!«, fauchte Lindt. »Wir haben noch was zu bereden.«
    »Entschuldigung, ich war wohl zu schnell.«
    »Die Zunge schneller als das Hirn!«, funkelte ihn der Kommissar an. »Dritten gegenüber sprechen wir von zwei unklaren Todesfällen und von sonst gar nichts.«
    »Hab ich’s verdubelt?«, wollte Sternberg kleinlaut wissen.
    »Wie sind unsere Spielregeln? Wer führt das erste Gespräch mit Angehörigen und besonders mit solchen, die möglicherweise ein Motiv haben?«
    Jan senkte den Blick: »Sie, Chef.«
    »Und wieso?«
    »Weil … weil …«
    »Weil ich die Leute ansehen will. Ihr Gesicht will ich sehen. Die Augen, ja, vor allem die Augen. Auch den Mund, die Stirn, die Nase, das Kinn, aber hauptsächlich die Augen. Hast du dieser Frau in die Augen geschaut? Ja? Was hast du gesehen? Ich will es dir sagen, du kennst noch nicht einmal ihre Augenfarbe!«
    »Grün?«, riet Sternberg, denn wenn sein Chef so ausflippte, musste es eine besondere Farbe sein.
    »Glück gehabt.« Lindts Tonfall klang wieder eine Spur versöhnlicher. »Aber jetzt klemm dich dahinter. Ich will alles wissen über diese, diese …«
    »Eva Neudorff«, antwortete Jan schnell und verschwand in Richtung des grünen Hoftors.

5
    »Komm.« Lindt stand auf und ging wieder Richtung Schuppen. »Wenn die Spusi nicht vorwärtsmacht, schauen wir halt selbst. Ich will jetzt wissen, was da unten ist.« Energisch zog er an den langen Riegeln der schweren, altertümlichen grünen Stahltür, doch sie bewegten sich keinen Millimeter.
    »Sieht irgendwie nach Bunkertür aus«, meinte Paul Wellmann. »Vielleicht war das im letzten Krieg ein Luftschutzkeller.«
    »Das Schloss scheint allerdings neu zu sein, vielleicht nachträglich eingebaut.« Lindt bückte sich, um die beiden Schließzylinder näher in Augenschein zu nehmen. »Sicherlich kein Kriegsmodell. Gibt es drin in der Wohnung einen Schlüsselkasten?«
    »Ich hab ’ne bessere Idee.« Wellmann ging zum Haus und kam kurze Zeit später mit dem Schlüsselbund zurück, der schon die Tresortür geöffnet hatte. Bereits beim ersten Versuch hatte er Glück. »Das war der Wohnungsschlüssel.« Er drehte jeden Zylinder zwei Mal, dann ließ sich die massive Tür mühelos aufschwenken.
    »Noch ein Panzerschrank«, meinte Lindt, doch alles, was sich zeigte, war eine breite Betontreppe, die nach unten führte.
    »Selbstverständlich grün«, kommentierte Wellmann mit Blick auf die verputzte Wand und die Betonstufen. »Für diese Farbe müssen die Maiwalds ein besonderes Faible gehabt haben.«
    »Hoffnung«, sagte Lindt und schaltete das Licht ein. »Grün gleich Hoffnung, aber worauf haben sie gehofft, die beiden Alten?«
    »Du meinst, weil sie alles hatten, Geld, Gold, Häuser?«
    Lindt schaute seinen Kollegen nachdenklich an: »Mir fällt da auf Anhieb ganz vieles ein, was die Maiwald-Brüder eben nicht hatten.«
    Wellmann nickte: »Und was sie sich mit ihrem Haufen Geld auch nicht kaufen konnten.«
    Stufe für Stufe stiegen die beiden grauen Kommissare in die Tiefe. Eine angenehme Kühle umfing sie. »Wesentlich besser als in der Hitze dort oben.« Lindt atmete tief durch. »Wenn wir den Weinkeller nicht schon drüben im Wohnhaus gefunden hätten, würde ich ihn hier vermuten.«
    »Mach einfach auf«, antwortete Paul Wellmann und zeigte auf die nächste Tür. Doppelflügelig, wieder aus Stahl, aber – Lindt drückte die Klinke – nicht abgeschlossen.
    Der Raum dahinter lag in tiefer Dunkelheit. »Kein Licht?« Das schummrige Leuchten der Treppenlampen reichte kaum bis über die Schwelle.
    »Moment, Paul, ich hab’s gleich.« Die Hand des Kommissars tastete innen am Türrahmen entlang. Er fasste einen rundlichen Knubbel, drehte und staunte.
    Vier Halogenstrahler flammten auf und tauchten einen langgezogenen, hohen Raum in gleißendes Licht. Das Grün des Treppenabgangs setzte sich auch hier fort. Die Größe entsprach in etwa dem darüberliegenden ebenerdigen Raum im Inneren des Schuppens, allerdings war dieser Keller völlig leer. Der Beton von Boden, Wand und Decke wirkte trotz seines Anstrichs fröstelnd kalt. Fenster oder Oberlichter gab es nicht und der Boden wurde nur durch einen großen Ablaufgully direkt hinter der Tür unterbrochen.
    Lindt zeigte nach oben, wo eine breite Öffnung zu sehen war. Sie wurde durch großflächige Stahlplatten abgedeckt.
    »Ein Lagerraum, der
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