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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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nicht mehr gebraucht wird?«, rätselte Paul Wellmann. »Durch das Loch dort oben konnten die Materialien bequem hoch- und runtergehievt werden.«
    »Du meinst, mit der elektrischen Winde an der Laufkatze?«
    Wellmann nickte, zeigte aber in die Tiefe des Raums. »Und wie erklären sich die unterschiedlichen Höhen des Fußbodens?«
    Die Kommissare traten vollends ein und erreichten nach einigen Metern die Stelle, an der der Betonfußboden deutlich höher lag als im Bereich bis zur Tür. Der schlanke Wellmann flankte hinauf und auch Lindt wuchtete seinen massigen Körper einen knappen Meter in die Höhe. »Keine Unterschiede«, konstatierte er. »Derselbe kalte Beton, dasselbe Grün, mit dem der Boden gestrichen ist, nur alles hochgelegt.«
    »Sicherlich hatten die Brüder mit Wasser zu kämpfen«, überlegte Paul Wellmann.
    »Du meinst Grundwasser oder Kanalrückstau?« Lindt strich sich über das Kinn. »Hmm, das würde diese höhere Ebene und den Ablauf dort an der Tür erklären. Nasse Zementsäcke kann keine Baufirma gebrauchen.« Unschlüssig schaute er umher, doch in dem eigentümlich nackten, leeren und grün-kalten Keller war nicht die winzigste Kleinigkeit zu entdecken, die für ihre Ermittlungen hätte hilfreich sein können.
    »Ich glaube, die Spurensicherung kann sich das hier schenken. Ludwig hat bestimmt nichts dagegen.« Dass dieser Gedanke von Paul Wellmann ein fataler Fehler war, sollte sich leider erst sehr viel später herausstellen.
    Langsam stiegen die Kommissare aus der Kellerkühle wieder hinauf, der flirrenden Junihitze des sandsteingepflasterten Hofes entgegen. Ehe sie ganz oben waren, hörten sie eine wohlbekannte Stimme und Lindts Miene verdüsterte sich: »Der soll doch längst im Präsidium sein und was über die …«
    Jan Sternberg, der mit dem Handy am Ohr im Schatten des Schuppendaches stand, deutete den Blick seines Chefs gleich richtig, hob die Hand, um das nächste Donnerwetter abzuwehren, und legte gleichzeitig schnell den Finger auf die Lippen.
    »Ach, Oberstufe darf die gar nicht … Jetzt wundert mich nichts mehr … Das ist ja noch schlimmer, als ich gehört hab … Was, sieben Dienstaufsichtsbeschwerden …, alle ohne Erfolg … Was will man gegen so eine schon ausrichten … Beamtin halt.« Sternberg grinste und telefonierte weiter: »Vier Fünfer in jeder Klasse, drunter macht sie’s nicht … Wegen ihr bleiben immer welche sitzen … Feindbild Nummer eins, das glaub ich gern … Also, wenn das so aussieht …, nee, da wird unsere Tochter bestimmt nicht glücklich … Dann schauen wir uns die anderen Schulen doch noch genauer an.«
    »Das Maß ist voll! Ich denke, du bist im Präsidium an deinem Schreibtisch und stattdessen …«, stieß Lindt hervor und holte Luft, doch Sternberg fiel ihm ins Wort: »Nicht, was Sie denken, Chef, alles rein dienstlich.«
    »Wie bitte?«, donnerte der Kommissar. »Willst du mich zum Narren halten?«
    »Nein, bestimmt nicht. Das war die Vorsitzende vom Elternbeirat.«
    »Was?« Lindt begann, mit den Augen zu rollen. »Ich fasse es nicht. Was hat die Schule deiner Kinder mit dem Dienst zu tun?«
    Sternberg setzte wieder sein freches Grinsen auf. »Unsere Kinder gehen drüben in der Pfalz in die Schule und nicht am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium in Heidelberg.«
    »Wieso in Heidel…?«
    »Ich hab sie über die Neudorff ausgefragt. Infos aus erster Hand. Dass die ein Albtraum für jeden Schüler ist, war doch auf den ersten Blick zu sehen.«
    Lindts Erregung ging etwas zurück: »Du hast dort in der Schule angerufen?«
    »Klar, Chef – Fernsprechauskunft – Schulsekretariat – Wer ist denn die Elternvertreterin? Die gaben mir anstandslos die Nummer und die Gute war zum Glück gerade daheim.«
    »Die Idee könnt von mir sein«, brummte Lindt.
    »Hallo, Sie sind doch die Elternsprecherin, sagen Sie, ich such für unsere Tochter ein Gymnasium, aber da soll so eine fürchterliche Mathelehrerin – das hat gereicht, voll ins Wespennest gestochen, die hat sich richtig reingesteigert, aber das habt ihr ja mitbekommen.«
    »Sicher nicht alles, vor allem nichts, was für unseren Fall von Bedeutung wäre. Oder soll ich sie verhaften lassen, weil sie jedes Jahr ein paar Schüler die Ehrenrunde drehen lässt?«
    »Chef, mit einem Wort, die muss ein fürchterliches Weibsbild sein!«
    »Fakten, Jan, wo sind die Fakten? Für uns ist nur wichtig, ob wir ihr einen Doppelmord anhängen können, Quatsch, nicht anhängen, nachweisen müssen wir
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