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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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Der Nachbar hat dann seine Ziegen gehütet.«
    »Als er tot war, haben Sie seine Stelle eingenommen«, sagte Lindt spontan.
    »Si, si. Ich war der neue Ziegenhirte. Alle dort wussten es, aber es ist nur ein sehr kleines Dorf und besteht fast bloß aus unserer Familie. Wir wissen ein Geheimnis zu hüten.«
    »Ziegenkapo seit sechs Jahren. Wahrscheinlich sind jetzt Ihre Brüder Carlo und Giuseppe bei der Herde.«
    »Und meine Frau. Leider konnte sie nicht so oft kommen, das wäre hier in Karlsruhe zu sehr aufgefallen.«
    Gallo nahm wieder einen Schluck aus seiner Tasse.
    Lindt fuhr sich durch die noch feuchten Haare, weil er plötzlich nicht mehr sicher war, ob er sich schon gekämmt hatte.
    »Heißt das Bruno?« Er zeigte oben auf das Schreiben, wo dieser Name samt Adresse zu lesen war.
    »Bruno Gallo, ein entfernter Vetter von mir. Immer alleine mit seinen Ziegen, nicht verheiratet, keine Kinder. Deshalb haben ihn die Bosse ausgesucht.«
    »Er musste die Drecksarbeit machen.«
    »Si, aber Aufräumen war auch nicht sehr schön.«
    »Trotzdem haben Sie es gemacht, die ganzen Jahre über.«
    »Die haben es mir befohlen. Wenn nicht, dann …«
    Den Rest ließ Gallo offen.
    »Die Art der Beseitigung war allein Ihre Sache?«
    »Meine Idee. Den alten Keller brauchten die beiden Chefs nicht mehr. Er war ideal. Ich habe ihn, na, wie sagt man …«
    »Gemietet?«
    »Genau, ganz privat. Nur ich hatte die Schlüssel.«
    »Und die Maiwalds haben davon nichts mitbekommen? Das kann ich kaum glauben.«
    »Keine Fragen, das war unsere Abmachung. Außerdem gab es da noch die Sache mit dem Geld.«
    »Welches Geld?«
    »Miete für die Zimmer, oben im Schuppen. Immer bar, ohne Quittung.«
    »Ah ja, schwarzes Geld für die Brüder.«
    »Eine kleine Andeutung hat gereicht.«
    »Also Erpressung!«
    »Was für ein böses Wort, Commissario. Bei uns in Italia würde man so etwas nie in den Mund nehmen. Sagen wir einfach: ein Geschäft. Ein Handel ohne Finanzamt. Ich sag nix und krieg den Keller. Josef und Anton sagen nix und kriegen dafür etwas Miete.«
    »Friedhofsgebühren.« Lindt rieb sich die Stirn und sah Vittorio Gallo gerade in die Augen: »Wer hat die Maiwalds vergiftet?«
    Der Italiener wurde rot, anschließend bekreuzigte er sich: »Madonna mia, damit habe ich nichts zu tun. Ich nicht und niemand aus unserer Familie. Ehrenwort, großes Ehrenwort. Ich kann auch schwören!«
    Der Kommissar schwieg, schaute und schwieg.
    »Glauben Sie mir, bitte. Ganz bestimmt nicht, es war keiner von uns. Wieso auch? Die beiden waren nicht nur meine Chefs, sie waren auch meine Freunde. Immer gut zu mir, gut zu uns allen.«
    Lindt schwieg weiterhin. Wenn es niemand aus der Gallo-Sippschaft war, wer dann? Alle anderen Verdächtigen hatten sie in den Besprechungen ausgeschlossen.
    »Woher wussten Sie denn, wo wir wohnen?«
    Vittorio grinste. »Das war echt nicht schwer. Einer Ihrer Nachbarn von früher, der Otto.«
    »Ach, der Schreiner.«
    »Fabio hatte ihn gefragt, wegen …«
    »Hat Ihr Sohn uns dieses Vieh vor die Tür gestellt?«, fiel ihm Carla ins Wort.
    Sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter. »Echte Calabrone. War gar nicht so einfach einzufangen.«
    Der Kommissar schwieg wieder und beobachtete den stämmigen Italiener. Körpersprache, Mimik, nichts schien auf eine Unwahrheit hinzudeuten. Oder war Gallo perfekt im Lügen?
    »Sie kommen, um Ihren Sohn zu entlasten?«
    »Nur wegen Fabio. Er hatte wirklich noch nie etwas mit der Sache zu tun. Ehrenwort, ganz großes Ehrenwort!«
    »Schon wieder.«
    »Ehre ist für uns ganz wichtig, Commissario. Bitte, Sie müssen mir glauben.« Er zeigte auf Foto und Geständnis. »Bitte, lassen Sie das untersuchen. Rufen Sie Ihre Kollegen an, unten in Italia. Die kennen Bruno. Sie haben ihn ein paarmal geholt, aber keine Beweise gefunden. Bitte prüfen Sie die Pistole, seine Pistole.«
    »Und wenn es Ihre Waffe ist? Ein Toter kann nicht mehr reden.«
    Der Italiener zuckte die Schultern: »Bitte, deswegen bin ich extra zu Ihnen nach Hause gekommen. Ich habe schon früher gewusst, dass Sie der Commissario sind. Sie sind der Einzige, der mir glaubt. Ich fühle es, hier drin.« Er nahm Lindts Hand und presste sie auf sein Herz.
    »Es kann aber sein, dass Sie ins Gefängnis müssen. Beihilfe zum Mord, zum 17-fachen Mord.«
    Gallo ließ den Kopf sinken. »Besser ich als mein Sohn.« Er streckte seine Hände aus. »Bitte, Sie müssen mich jetzt verhaften.« Dann sagte er nichts mehr.
    Oskar und Carla schauten sich
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