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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Autoren: Mark Brandis
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1. Rekonstruktion des Tatbestandes
    Um 17.45 Uhr erhob sich der 2. Ingenieur der planetaren Diamantmine B.D. (1) von seinem Drehsessel vor der Monitorentafel, um vor seiner Ablösung den üblichen Kontrollgang durch das Labyrinth der Stollen und Schächte zu unternehmen und dabei Schritt für Schritt das kunstvolle Adergeflecht zu überprüfen, durch das mit dem nie verstummenden Herzschlag der mächtigen Turbinen die Elemente des Lebens in das tote kosmische Gestein gepumpt wurden: Luft, Wasser, Wärme und Energie. Vor dem gepanzerten Fenster blieb Ivan Addams stehen, um seinen Augen Zeit zu geben, im goldenen Gesprenkel des Firmaments den einen Lichtpunkt zu suchen, auf dem um diese Zeit Entscheidungen getroffen wurden, die dazu beitragen mochten, auch sein Leben gründlich zu verändern.
    Der Lichtpunkt Erde flimmerte unruhig. Durch den leeren Raum zogen wie magische Fackeln die abgesprengten Flammenbündel der viel zu nahen Sonne.
    Addams schauderte. Nach vier unter den Sternen verbrachten Dienstjahren war ihm der endlose Raum, durch den der Planetoid Ikarus seine sich unablässig wiederholende Bahn zog - Rotationszeit: 2 Stunden 27 Minuten: Umlaufzeit um das Zentralgestirn: 408 Tage -nur noch verhaßt.
    Hätten die Pächter und Betreiber der Mine, die Black Diamond Inc., allein entscheiden können, so wäre diese Umlaufbahn schon längst zugunsten einer bequemeren geändert worden, aber kosmische Objektverlagerungen dieser Größenordnung waren genehmigungspflichtig, und die Mühlen der Bürokratie in Metropolis, der atlantischen Hauptstadt der zur EAAU (Europäisch-Amerikanisch-Afrikanischen Union) zusammengeschlossenen drei Kontinente, mahlten auch in diesem Fall nicht rascher als sonst.
    Draußen waren die Arbeiter des Bautrupps damit beschäftigt, die letzten elektrischen Leitungen zu verlegen. In ihren plumpen Schutzanzügen bewegten sie sich wie monströse Käfer durch das rote Licht, das wie eine böse Götterdämmerung über dem ikarischen Karst lag.
    Vor dem Horizont türmte sich das von ihnen gesprengte Gestein zu einer fast fünfzig Meter hohen Geröllhalde. Die Wunden, die sie dem Himmelskörper geschlagen hatten - ein Stollen für die Aufnahme des Triebwerks und des Tanks, ein runder, mit hitzebeständiger Keramik ausgelegter Schacht mit allen Funktionen einer Antriebsdüse -, waren von diesem Fenster aus nicht zu sehen. Sie klafften jenseits der Krümmung des Horizonts - auf jener anderen Seite des Ikarus, über der um diese Zeit der undurchdringliche Mantel der Nacht lag.
    Die Nacht kam zäh und unaufhaltsam über das Gelände gekrochen. Sie legte sich als trübes Halbdunkel auf die Landerampen, auf denen als einziges Schiff jener astrale Großraumtransporter stand, mit dem die Monteure vor einem Vierteljahr gekommen waren, und während sie weiterwanderte, schaltete sich automatisch die Beleuchtung der Hauptschleuse ein und wurde den Kabelverlegern zum zuverlässigen Wegweiser.
    Addams seufzte, wandte sich ab und nahm seinen Kontrollgang auf. Er begann ihn im Maschinentrakt, in dem die wichtigsten technischen Stationen untergebracht waren, warf einen prüfenden Blick auf die Anzeigetafel des Wohnstollens - Temperatur: normal; Sauerstoffgehalt der Luft - normal -, ließ den neu installierten Schaltraum, in dem zwei Black-Diamond-Elektroniker in funktechnischer Zusammenarbeit mit ihren Kollegen draußen das Steuerpult prüften, vorerst aus und bestieg den Lift.
    Der Abstecher in die Abteilung Förderung zählte längst zu den regelmäßigen Besonderheiten seiner Kontrollgänge. Eigentlich hatte er dort nichts zu suchen. Der Minenbetrieb stand unter der Aufsicht der Mineralogin Judith Adler und ihrer beiden Schachtmeister. Andererseits zählte der Abstecher zu den kleinen kollegialen Gefälligkeiten, ohne die das Zusammenleben der rund zwei Dutzend Männer und Frauen, die in der planetoiden Enge, meist abgeschnitten von allen Verbindungen, ihren Dienst versahen, zur Hölle unter den eintönigen Sternen geworden wäre.
    John Stewart, der Schachtmeister vom Dienst, stand schon bereit, um sich für eine Zigarettenlänge zu verdrücken. Im Schacht selbst durfte nicht geraucht werden. Immer wieder kam es vor, daß sich darin explosive Gase bildeten - vor allem, wenn sich einer der stählernen Arbeitsroboter, die sich dröhnend durch das spröde ikarische Gestein wühlten, eine nicht gleich erkannte Leckage holte und zu „bluten“ begann. Das flüssige Material, mit dem man die Arbeitsroboter
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