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1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

Titel: 1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen
Autoren: Jason Dark
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Marietta hatte sich diesen einsamen Ort ausgesucht, um in Ruhe nachdenken zu können. Von den Städten hatte sie genug. Sie war aufs Land gefahren, um Ruhe zu haben. Zumindest für zwei Monate, denn in der letzten Zeit hatte sie zu viele Termine einhalten müssen, und dann war da noch etwas schiefgegangen, wozu sie nichts gekonnt hatte. Sie war in diese magischen Zonen hineingeraten und hatte sich dort verteidigen müssen, was einiges an Aufsehen erregt hatte, denn sie war in die Gefilde des Grauens und des Todes eingedrungen.
    Also weg aufs Land.
    So etwas wie eine Flucht.
    Aber auch eine Regeneration. Nachdenken. Für sich bleiben und neue Wege finden.
    Sie gab nie einen festen Wohnsitz an. Ihr Heim war das Wohnmobil, in dem sich alles befand, was sie brauchte. Der kleine Kochbereich, auch der Raum zum Schlafen, die Dusche und die Toilette. Das brauchte sie, das war wichtig, aber noch wichtiger war der Wohn- und Arbeitsbereich, der den größten Teil des Wohnmobils einnahm. Dieser Raum war ihre eigentliche Welt. Hier fühlte sie sich am wohlsten. Hier hatte sie eine Insel auf der Insel geschaffen, denn hier empfing sie ihre Gäste, um ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen bei ihren Problemen zu helfen.
    Es war ein fremder, ein exotischer Bereich, was nicht an der Einrichtung lag, denn die war normal. Nicht aber der Geruch oder das Aroma der Kräuter, das nie verging, sondern immer wie ein unsichtbarer Schleier über diesem Bereich hing.
    Hier standen die Gefäße, die Siegel, die Fetische. Hier war der Kreis auf den Boden gemalt worden, der das eigentliche Zentrum bildete. Hier lagen die Pasten und Salben in Griffweite und auch die kleinen Puppen, die für einen bestimmten Zauber unerlässlich waren.
    Mit diesem Zauber verdiente sie ihren Lebensunterhalt. Marietta sah sich als Heilerin, als gute Frau und zugleich als Rächerin an, und das alles unter der Überschrift Voodoo.
    Ja, sie praktizierte die Kunst des Voodoos. All die Beschwörungen, die Rituale, die heilen oder verdammen sollten. Die Begegnung mit anderen Mächten, das Verlassen all der Konventionen, das gehörte zu ihrem Leben und dafür lebte sie.
    Wer sie sah, hätte sie nie für eine Voodoo-Queen gehalten. So sah sie sich selbst. Sie war eine Frau mit dunkelblonden Haaren, die in der Mitte gescheitelt waren und wie zwei dichte Vorhänge an den Seiten herabhingen. Ihr Körper war etwas füllig, was sie nicht störte. Sie mochte keine mageren Models. Eine Frau musste wie eine Frau aussehen, und manchmal musste auch sie ihren Körper und die Seele einsetzen, was zehrte.
    Das Verlassen der Stadt und das Fahren aufs Land war so etwas wie eine kleine Flucht gewesen. Tagsüber fuhr sie die einsamen Strecken, in der Nacht oder manchmal schon am Abend legte sie eine Ruhepause ein und beschäftigte sich mit den Studien der alten Weisheiten, die man ihr beigebracht hatte.
    Sie fühlte sich dazu prädestiniert. Schon als Kind hatte sie einen Bezug zu dieser Magie gehabt und war als Medium angesehen worden. Ihr Lehrer hatte das schnell erkannt, sie zu sich genommen und sie über Jahre hinweg eingeweiht.
    Das war nicht in der Karibik passiert, etwa in Haiti, der Heimat des Voodoo, sondern mitten in London in der karibischen Gemeinde, bei der sie sehr angesehen war.
    Irgendwann wurde ihr London zu klein. Da hatte sie sich das Wohnmobil gekauft und war über Land gefahren – und war nun auf der irischen Insel gelandet.
    Hier fühlte sie sich wohl. Sie spürte, dass es manchmal Orte gab, in denen eine andere und tief verborgene Kraft ihre Heimat gefunden hatte. Sie, die mit der Welt der Geister Kontakt aufnahm, fühlte sich in der Umgebung sehr wohl.
    Aber sie hatte sich vorgenommen, zunächst mal nicht zu praktizieren und Urlaub zu machen, obwohl das immer schwer sein würde, denn ihre Berufung ließ sie nie so richtig los.
    Sie war aus dem Norden gekommen und befand sich nun auf der Fahrt in Richtung Süden. Sie wollte Cird erreichen und von dort mit einer Fähre entweder nach England übersetzen oder auch nach Frankreich, ein Land, das sie noch nicht kannte.
    Die Entscheidung wollte sie treffen, wenn sie die Stadt erreicht hatte. Das würde am nächsten Tag der Fall sein. Wenn sie Glück hatte, erwischte sie auch eine Fähre, aber das hatte noch Zeit. Zunächst war sie auf einen kleinen Platz gefahren, der in der Nähe eines schmalen Flusses lag und auch einer Ortschaft, deren Namen sie vergessen hatte.
    Noch waren die kurzen Nächte fern. Aber der
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