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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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Vermögen?«
    »Glauben Sie denn, die hätten mich ins Vertrauen gezogen? Selbst meine Mutter wusste nur Ungenaues. Mehrere Mietshäuser. Mehrere! Das war alles. Ich verstehe nicht, dass man unter Verwandten nicht offen reden kann. Man muss doch planen, wie alles weitergehen soll.«
    »Niemals ein Wort darüber?«
    »Doch, jedes Mal!« Ihre Augen blitzten. »Bei jedem Besuch dasselbe: ›Eines Tages, Eva, eines Tages … Aber ein paar Jahre musst du schon noch warten.‹ Und jetzt ist dieser Tag da und was weiß ich? Nichts, gar nichts. Nicht mal, wie ich die Beerdigung bezahlen soll.«
    »Da kann ich Sie beruhigen«, antwortete Lindt. »Wir haben ein wenig Bargeld gefunden. Das dürfte reichen, um alles abzuwickeln.«
    »Wie viel?«, fragte Eva Neudorff schnell. »Wie viel ist es?«
    »Ich will ja nicht unbedingt Ihre beiden Onkel zitieren«, hob Lindt die Augenbrauen, »aber ein wenig müssen Sie schon noch warten. Zumindest, bis Sie als offizielle Erbin feststehen.«
    Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Wie … wie lange kann so etwas dauern?«
    »Es eilt nicht. Die Leichen, äh, ich meine, die beiden Toten sind noch nicht freigegeben.«
    »Können Sie mir wenigstens sagen, wie sie gestorben sind?«
    Der Kommissar runzelte die Stirn und dachte an seinen voreiligen Mitarbeiter. »Was hat Ihnen mein junger Kollege denn gesagt?«
    »Ja, dass sie umgebracht wurden – oder etwa nicht?«
    »Das ist derzeit ziemlich unklar. Wie gesagt, bisher wissen wir, dass Anton und Josef Maiwald tot sind. Alles Weitere werden die Untersuchungen der Rechtsmedizin ergeben.« Lindt räusperte sich: »Aber falls es tatsächlich so wäre, falls die zwei also wirklich eines gewaltsamen Todes gestorben sind, hätten Sie denn einen Verdacht? Sie als nächste, besser gesagt, als einzige Angehörige?«
    Die Frau sah Lindt fassungslos an: »Ich, einen Verdacht? Wie kommen Sie da drauf?«
    »Kannten Sie die beiden denn so schlecht?«
    »Wie ich schon sagte, immer an Neujahr. Aus Anstand und meiner Mutter zuliebe, als sie noch lebte.«
    »Worüber haben Sie denn bei Ihren jährlichen Besuchen gesprochen?«
    »Über etwas Wichtiges jedenfalls nicht. Von mir wollten sie immer alles wissen, doch ihr eigenes Leben hielten sie ziemlich unter der Decke.«
    »Aber von der Höhe des Vermögens haben Sie schon eine Vorstellung?«
    »Ja, was man sich halt so ausmalt. Zwei alte Männer, die alles zusammenraffen und so gut wie nichts ausgeben. Da muss halt was zusammenkommen.« Erschrocken über ihre eigenen Worte, schlug sie sich die Hand vor den Mund: »Entschuldigung, jetzt denken Sie bestimmt, ich wäre …«
    Gierig, geldgierig, genau das denke ich, wollte Lindt spontan sagen, doch er verschluckte die Worte und brummte nur: »Um meine Gedanken brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen. Die errät sowieso niemand.«
    Der Kommissar begann, in seinen Taschen zu kramen, und legte Pfeife, Streichhölzer und Tabakdose vor sich auf den Tisch. »Hier draußen stört es Sie ja bestimmt nicht.«
    Die Frau sah ihn entsetzt an und hob abwehrend die Hände: »Bitte nicht, nicht in meiner Gegenwart, diesen Gestank.«
    Lindt begann trotzdem zu stopfen: »Sind wir nicht ohnehin fertig? Mein Kollege hat sich bestimmt Ihre Telefonnummer notiert.«
    Eva Neudorff rang sichtlich um Fassung: »Identifizieren … müssen denn nicht die nächsten Angehörigen …?«
    »Keine Sorge«, antwortete Lindt und hielt ein Streichholz an den Tabak. »Schon geschehen.«
    Aufgebracht fuhr sie von ihrem Stuhl in die Höhe: »Ich, ich …«
    »Danke fürs Erste, wir melden uns«, schnitt ihr der Kommissar das Wort ab und stieß eine dicke, blaue Wolke aus.
     
    Paul Wellmann trat zu seinem Kollegen. Gemeinsam sahen sie Eva Neudorff nach, die empört ihr schwarz gefärbtes Haar in den Nacken warf und den Hof verließ. Das laute Klappern ihrer Absätze auf dem Sandsteinpflaster klang nach höchster Entrüstung.
    »Du magst sie nicht!«
    »Mache ich den Eindruck?«
    »Deine Augen, Oskar.«
    »Darin kannst du lesen?«
    »Schon lange.«
    »Ich hab in ihre Augen gesehen.«
    »Und?«
    »Grün und gierig.«
    »Also war sie’s?«
    »Beschleunigter Erbfall?«
    »Konnte nicht warten. Alles schon vorgekommen.«
    »Beweise?«
    Wellmann runzelte die Stirn: »Bislang nicht, aber Gelegenheit und Motiv. Und sie ist eine Frau. Gift gleich Frau!«
    »Jan soll ihre Verhältnisse abklopfen.«
    »Alle?«
    »Die finanziellen und die sonstigen. Sieht nach unruhigem Lebenswandel
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