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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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»Wieso?«
    »Fällt der Groschen? Wie viele Jahre macht das?«
    »Na, 18, ach so, du denkst …«
    »Genau das, also weitersuchen. Ich bin im Schuppen.«
    Das stimmte nicht ganz, denn Oskar Lindt setzte sich vor den Schuppen. Eben dorthin, wo die Gebrüder Maiwald gesessen hatten, an den Tisch, an dem sie den herben Roten getrunken und sich nicht über den leicht bitteren Abgang gewundert hatten.
    Dem Kommissar war die Lust auf vin rouge allerdings vergangen – im Moment zumindest beschränkte er sich darauf, den Deckel seiner alten, verbeulten Tabakdose zu öffnen und ein paar Platten Presstabak zu zerkrümeln. Er tat es mit geschlossenen Augen, langsam, nachdenklich, fast geistesabwesend, so als müsste er jede einzelne Faser des groben Schnitts erst zwischen den Fingern prüfen.
    Mit derselben Konzentration stopfte er seine Pfeife und riss dann ein Streichholz an.
    Wieso Gift?, ging es ihm durch den Kopf. Die Zahl der Giftmorde in seiner langen Dienstzeit konnte er an zwei Händen abzählen. Wesentlich häufiger wurde geschossen, gestochen und gedrosselt. Oder blieben die meisten Vergiftungen unentdeckt?
    Was könnte der Grund sein, die beiden Alten gerade auf diese scheußliche Weise umzubringen?
    Frauen morden mit Gift! Ein Vorurteil? Lindt nahm sich vor, die Statistik zu befragen.
    »Na, was sagt deine alte Spürnase?« Ludwig Willms setzte sich neben Lindt. »Geld, Rache, Liebe? Oder von allem ein wenig?«
    »Damit hast du bereits 95 Prozent sämtlicher Mordmotive abgedeckt. Etwas präziser hätt ich es schon gerne.«
    »Vielleicht bringen dich ja die Fingerabdrücke auf der Weinflasche weiter.«
    »Was Bekanntes dabei?«
    »Nur von den beiden Brüdern.«
    »Ja, und? Was hilft uns das?«
    » Nur, Oskar, das Wörtchen nur ist entscheidend. Auf den anderen Flaschen im Weinkeller finden sich eine ganze Reihe weiterer Abdrücke, allesamt nicht in unserer Datenbank gespeichert, also vermutlich Winzer, Weinhändler und so weiter, aber auf der Giftflasche lediglich die der Maiwalds.«
    »Hmm«, brummte Lindt, der sich ärgerte, den Zusammenhang nicht gleich kapiert zu haben. »Folglich schlägt das Pendel eher in Richtung Mord.«
    »Das sehe ich auch so. Suizid wird dadurch recht unwahrscheinlich. Bei einer geplanten Himmelfahrt hätten die Brüder doch nicht vorher ihr Giftfläschchen sauber abgewischt.«
    »Habt ihr das Schloss der Kellertüre geprüft?«
    Willms nickte: »Unbeschädigt, keine Spuren von Aufbruch oder Manipulation, allerdings gibt es an der Flasche noch was Merkwürdiges: Das Etikett passt nicht ganz zu den übrigen Flaschen.«
    »Eine andere Marke?« Lindt war erstaunt. »Auf den ersten Blick kam es mir so vor, als wäre das ganze Lager voll von ein und derselben Sorte. Ich glaube, diesen Roten tranken die Maiwalds auch schon vor 20 Jahren.«
    »24 Flaschen sind noch im Keller, Oskar, und alle gleichen sich bis ins kleinste Detail, nur die Todesflasche nicht. Genau der gleiche Wein, aber das Etikett muss aus einer anderen Druckserie stammen. Wir haben die Farben untersucht. Minimale Abweichungen, mit bloßem Auge überhaupt nicht zu erkennen.«
    »Vielleicht aus einer anderen Lieferung oder …«, Lindt zog erregt an seiner Pfeife, »oder der Mörder kannte die Gewohnheiten der Brüder ganz genau und hat ihnen unauffällig ein Fläschchen mit Zugabe untergeschoben.«
    »Wir konnten sogar den Weinhändler ermitteln, ein alteingesessener Familienbetrieb in Durlach, bekannt für seltene französische Weine. Diesen herben Roten vertreiben nur ganz wenige Firmen im Land. War wohl was für Kenner.«
    »Könnte die Lieferung dort manipuliert worden sein?«
    Willms zuckte die Schultern. »Ein Zweimannbetrieb, Vater und Sohn. Die machen alles selbst, vom Einkauf bis zur Auslieferung. Da gibt es keine weiteren Mitarbeiter.«
    »Wo kann man die Sorte sonst noch kaufen?«
    »Meine Mitarbeiter mussten lange suchen. Die nächsten Händler sind in Baden-Baden und Freiburg.«
    »Habt ihr den Korken gefunden? War der unversehrt?«
    Willms nickte: »Nicht beschädigt, aber auch nicht original.«
    »Also Gift rein, neuer Pfropf drauf?«
    »So sieht’s aus, doch von Hand geht das nicht. Dazu braucht man auf jeden Fall eine Maschine.«
    »Müssen wir jetzt alle Winzer im Umkreis von 200 Kilometern abklappern?«, stöhnte Lindt. »Unmöglich! Aus dieser Spur wird nichts.«
    Willms erhob sich und klopfte seinem Kollegen aufmunternd mit der flachen Hand auf die Schulter: »Lass den Kopf nicht hängen, Oskar. Ich
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