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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Die Filmleinwand flimmerte.
    Über Trümmerbergen und Ruinen entfaltete der irdische Sternenhimmel seine ganze Pracht. Stille, düstere Bilder - bis in der Sinfonie aus dunklen Grau- und Blautönen ein gleißender Lichtreflex aufblitzte. Funkensprühend stieg ein silberner Pfeil in den Himmel, sog einen rotglühenden Schweif hinter sich her und beschrieb über der toten Stadt eine Bahn gleich einem brennenden Regenbogen.
    Die Lautlosigkeit, mit der die Leinwand den Einschlag des Lenkgeschosses wiedergab, wirkte gespenstisch.
    Eine grelle Explosion. Flammen, die nur für Sekunden hochloderten und sofort von kaltem blauem Leuchten aufgesogen wurden. Der Energie-Sprengkopf der ferngesteuerten Rakete detonierte. Unsichtbare Gewalten packten das alte Ionen-Raumschiff, lösten seine Materie auf, ließen es wie durch Zauberei vom Erdboden verschwinden. Ein paar Sekunden noch strahlte das eisige, unirdische Licht. Dann erlosch auch der letzte Schimmer, und die Dunkelheit senkte sich über die Ruinen von New York wie ein Leichentuch.
    In dem großen Kuppelsaal des Parlamentsgebäudes von Kadnos flammten die Leuchtwände auf.
    Stille herrschte.
    Der Rat der Vereinigten Planeten war fast vollzählig versammelt, doch die Abgeordneten von Venus und Jupiter, Saturn, Uranus und den übrigen Welten des Sonnensystems brauchten Zeit, um mit dem Anblick brutaler Gewalt fertig zu werden, die der Film gezeigt hatte.
    Kühles Licht fing sich im kurzgeschorenen silbernen Haar des Präsidenten. Sein einteiliger Anzug hatte die gleiche Farbe: Silber, das in Kadnos, der Hauptstadt des Mars, die führende Stellung des Trägers symbolisierte. Simon Jessardin war ein großer, schlanker Mann mit den Zügen eines Asketen, feingliedrigen Händen und scharfen grauen Augen. Als er hinter das Rednerpult trat und einen Schluck Wasser nahm, wurde die Stille noch tiefer.
    »Die Aufnahmen, die Sie eben sahen, sind von einem Beobachtungsboot der »Deimos«-Staffel aus gemacht worden,« erläuterte er ruhig. »Kommandant Carrisser ...,« mit einer Kopfbewegung wies er zur Zuhörertribüne hinauf, »... führte die Operation in meinem Auftrag durch. Glücklicherweise war jedoch ein Eingreifen unserer Kampfkreuzer nicht mehr notwendig. Noch während die »Deimos«-Staffel auf dem Erdenmond in der Nähe der zerstörten Luna-Basis auf Anweisungen wartete, wurden die geflohenen Barbaren von Angehörigen ihrer eigenen Priesterkaste umgebracht. Und zwar mit Waffen aus der irdischen Vergangenheit.«
    Jessardin schwieg, um seine Worte wirken zu lassen.
    Auf der Tribüne preßte Marius Carrisser, ehemaliger Kommandant der Strafkolonie auf Luna, die Lippen zusammen. Der breitschultrige Uranier wußte als einziger außer dem Präsidenten, daß die Vernichtung der »Terra I« nicht allein das Werk der Priester gewesen war. Das kleine Grüppchen, das sich von den übrigen Barbaren getrennt hatte, wäre gar nicht in der Lage gewesen, mit den Waffen der alten Erde umzugehen. Carrisser hatte ihnen geholfen. Er hatte ein paar Männer des Volkes, das in der Ruinenstadt hauste, zu Bomberpiloten ausgebildet und schließlich die Abschußrampe für das tödliche Lenkgeschoß gebaut. Niemand durfte es je erfahren. Die Priester mußten als Alleinschuldige am Tod der Barbaren hingestellt werden - denn mit den Terranern war auch Lara Nord gestorben, die Tochter des Generalgouverneurs der Venus.
    Jessardin befürchtete politische Verwicklungen.
    Conal Nord konnte sich auf die uneingeschränkte Loyalität des venusischen Rates stützen. Er hatte die Macht, die Vereinigten Planeten zu spalten. Die Macht - aber jetzt keinen Grund mehr dazu, weil die Vernichtung der Mondstein-Barbaren auf die Priester zurückfiel.
    »Also gibt es doch noch Überlebende?« fragte ein Abgeordneter in den farbenprächtig irisierenden Traditions-Gewändern des Uranus.
    »Die Priester, ja. Sieben oder acht Männer, die von einer der jungen irdischen Rassen unterstützt werden.« Jessardin machte eine leicht ungeduldige Handbewegung. »Sie sind keine Gefahr mehr. Außerdem sprach ein weiterer Grund dagegen, die Ruinen von New York durch die »Deimos«-Staffel zerstören zu lassen, um die letzten Barbaren auszulöschen. Das Volk, das dort lebt, ist Objekt eines Versuchs, den die Genetiker der Universität bei einer Forschungsexpedition vor zwanzig Jahren begannen. Damals wurden die degenerierten, halbmenschlichen Wesen dieser Rasse gezielt unfruchtbar gemacht. Ein ausgewähltes Exemplar setzte man als
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