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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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kamen an Deck, um frische Luft zu schnappen. Schritte und Gepolter zeigten, daß bereits die Aufräumungsarbeiten begannen. Lara wischte sich den Schweiß von der Stirn und lächelte matt.
    »Ich hoffe, so etwas müssen wir nicht noch einmal erleben,« murmelte sie.
    »Das hoffe ich auch. Aber das Schiff hat immerhin bewiesen, daß es ...«
    »Land!« schrie im gleichen Augenblick eine helle Stimme. »Ich kann Land sehen!«
    Jarlon war in den Ausguck hoch oben im Mast geklettert. Jetzt wies er aufgeregt nach Süden, und auch die anderen entdeckten, was er erspäht hatte.
    Ein paar grünliche Buckel in der wogenden, sonnenbeglänzten Weite.
    Sie kamen rasch näher, ließen weiße Strandstreifen und windgezauste Palmengürtel erkennen, schroffe rote Klippen und Hügel, die von dichter Vegetation bedeckt waren. Vorgelagerte Riffe brachen die Gewalt der Wogen und schlossen blaugrüne Lagunen ein, deren Wasser die gleiche Farbe hatte wie Yatturs Augen. Der junge Kapitän verließ seinen Platz auf dem Achterschiff, trat neben Charru und Lara und blickte aufmerksam nach vorn.
    »Die Südinseln,« sagte er leise. »Sie sind also doch keine Legende.«
    Nein, sie waren keine Legende.
    Sie lagen vor ihnen gleich einer glänzenden Vision, und zum erstenmal seit langer Zeit glaubte Charru wieder, daß es ihnen am Ende doch gelingen würde, den Platz zum Leben zu finden, den sie sich so verzweifelt wünschten.
II.
    Das Schiff, das »Luna II« geheißen hatte und jetzt den Namen »Freier Merkur« trug, stand geschützt in einer Senke.
    Die glänzende silberne Außenhaut war in mühsamer Arbeit mit Farbe bedeckt worden, so daß sie sich kaum noch vom Gelb und kreidigen Weiß der Umgebung unterschied. Sonne prallte auf Felsen und staubiges Gras, die Luft schien zu kochen. Dünner Dampf hing über dem Bachlauf, der sich träge durch das kleine Tal zog. Die Tage auf dem Merkur waren eine hitzeflimmernde Hölle. In den Nächten wurde es so kalt, daß das Wasser gefror und die Steine beständig knackten und ächzten. Nichts auf diesem Planeten verlockte dazu, sich hier anzusiedeln. Nichts außer der Tatsache, daß der Merkur frei war.
    Mark Nord folgte langsam dem Bachlauf und atmete die trockene, pulsierende Luft ein.
    Der Lederbeutel zerrte schwer an seiner Schulter. Er hatte zwei der kleinen Echsen geschossen, die in den Höhlen der sonnendurchglühten Felsen lebten. Es gab eßbare Pflanzen hier, Beerensträucher und Moose, deren Farbenpracht alles übertraf, was auf anderen Planeten existierte. Da sie die technischen Mittel besaßen, um schützende Energieschirme zu errichten, konnten sie außerdem jede Art von Nahrungsmitteln anbauen. Später würden sie sich mit der Aufzucht von Tieren beschäftigen und - vielleicht - die Riesenechsen ausrotten, die mangels natürlicher Feinde überhand nahmen. Die kosmische Katastrophe hatte auf dem Merkur zu schnell, zu plötzlich die Bedingungen zur Entstehung von Leben geschaffen. Die Evolution war nach anderen als den für die Menschen bekannten Gesetzen abgelaufen, hatte eine fremdartige Flora und Fauna hervorgebracht, deren Geheimnisse noch enträtselt werden mußten.
    Mark Nord blieb einen Augenblick stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Sein Blick wanderte über die Unterkünfte, die vor zwanzig Jahren zerstört und jetzt wieder aufgebaut worden waren. Einer der marsianischen Offiziere hatte sich damals geweigert, die Siedlung zu bombardieren, bevor er sicher wußte, daß sie verlassen war. Eine Handlungsweise, die ihm ebenfalls lebenslänglich Luna einbrachte. Jetzt gehörte Dane Farr zu den Rebellen, und auch er begann allmählich, diesen Höllenplaneten zu lieben.
    Dreißig Männer, dachte Mark.
    Die alten Merkur-Siedler und eine Gruppe Jüngerer, die erst später auf Luna zu den Rebellen gestoßen waren, weil sie eine ungewisse Zukunft in Freiheit ebenfalls dem Sklavendasein vorzogen, das ihnen die Vereinigten Planeten zu bieten hatten. Und diesmal würden sie lieber sterben, als sich noch einmal von der marsianischen Kriegsflotte zurückholen zu lassen.
    Nur ihren Traum von einem neuen, menschlicheren Leben konnten sie allein nicht verwirklichen.
    Damals, als sie den Merkur besiedelten, waren Frauen bei ihnen gewesen - Frauen, die jetzt auf ihren Heimatplaneten psychiatrisch behandelt wurden. Es gab keine Möglichkeit, sie zu befreien. Marks Augen sogen sich an dem Schiff fest. Irgendwann, dachte er, würden sie zur Erde fliegen, würden sie versuchen müssen, die
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