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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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den Charru ungern nachdachte.
    Damals auf dem Mars hatte Robin behauptet, zu wissen, daß sein junger Freund Ayno von einer bestimmten Mission nicht zurückkehren würde, und Ayno war nicht zurückgekommen. »Es wird wieder geschehen,« hatte Robin gesagt, als ihn die Flugzeuge, die über das Fischerdorf hinwegbrausten, an die Vernichtung seiner Leute im Bombenhagel der Marsianer erinnerten - und es war wieder geschehen. Normale menschliche Angst vor einer offen auf der Hand liegenden Gefahr konnte dafür verantwortlich sein, doch Charru wußte, daß diese Angst nicht alles erklärte.
    Er fand Robin an der Reling, wo er mit leicht erhobenem Kopf verharrte, als lausche er auf etwas, das nur er allein hören konnte.
    »Charru!« murmelte der Blinde. Er hatte die Fähigkeit, jeden anderen sofort zu erkennen, auch ohne ihn zu sehen. Am Schritt, an der Art, sich zu bewegen, vielleicht an einer Ausstrahlung, die niemand sonst wahrnahm.
    »Hallo, Robin. Weißt du, daß wir die Südinseln erreicht haben?«
    »Ja, ich weiß.«
    »Gefällt es dir? Spürst du die Sonne, die Wärme? Den Geruch, den der Wind mitbringt?«
    Robins Lächeln erhellte flüchtig das schmale, stille Gesicht und verschwand sofort wieder.
    »Es ist seltsam hier,« meinte er.
    »Seltsam?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich kann die Wirklichkeit wahrnehmen, aber auch noch etwas, das dahinter liegt. Etwas Unsichtbares. So wie damals auf dem Mars in dem Labyrinth unter der Sonnenstadt.«
    Charru tastete unwillkürlich zu dem Schmuckstück, das um seinen Hals hing. Ein Amulett auf den ersten Blick. In Wahrheit eine Art Kommunikator, ein Stück fremdartiger Technik, das es ermöglichte, mit den Herren der Zeit in Verbindung zu treten. Jedenfalls solange man sich in einem Bereich befand, in dem die Zeit gebeugt wurde - oder wie immer man jene seltsame Veränderung nennen wollte. In dem Labyrinth unterhalb der Sonnenstadt war diese Veränderung manchmal spürbar gewesen wie eine körperliche Berührung. Später, als die Terraner den Mars verließen, hatten die Herren der Zeit noch einmal in ihr Schicksal eingegriffen und die drei Robot-Kampfschiffe in die Luft gejagt, von denen die alte Ionen-Rakete verfolgt wurde. Und jetzt? Konnte Robin recht haben? Gab es vielleicht auch auf der Erde noch eine letzte Bastion der Zeitlosen, Unsichtbaren, die so lange das Geschick der Menschheit manipuliert hatten?
    Charru sprach lange mit Robin, versuchte ihn zu beruhigen, doch er spürte deutlich, daß der Blinde ganz im Bann von Empfindungen stand, die niemand anders nachvollziehen konnte.
    Lara runzelte die Stirn, als er ihr davon erzählte. Sie war Wissenschaftlerin und hatte sich stets geweigert, in Robins besonderer Feinfühligkeit irgend etwas Unerklärliches zu sehen, das sich dem wissenschaftlichen Weltbild entzog. Aber jetzt zögerte sie mit der Antwort.
    »Vielleicht, hat dieses ganze Gebiet wirklich eine besondere Atmosphäre, die nur bestimmte Menschen wahrnehmen können,« meinte sie schließlich. »Das sogenannte Bermuda-Dreieck ... So wurde es in der Vergangenheit der Erde genannt. Ich erinnere mich nicht mehr genau, was eigentlich damit los war. Aber es hatte jedenfalls mit rätselhaften Phänomenen zu tun.«
    »Also könnte Robin recht haben, wenn er von etwas - etwas Unsichtbarem spricht?«
    Lara biß sich auf die Lippen, dann schüttelte sie entschieden den Kopf. »Ich glaube nicht daran. Es muß an der Atmosphäre des Ortes liegen. Vielleicht an dem Gegensatz zwischen der Gefährlichkeit des Seegebiets und der Schönheit der Inseln. Sie haben etwas so Märchenhaftes, Unwirkliches ...«
    Charru nickte langsam.
    Aber tief in ihm nagten immer noch Zweifel. Robin mochte die Gefährlichkeit der See gespürt haben, was bei dem Sturm kein Kunststück gewesen war, doch er konnte die unwirkliche Schönheit der Insel nicht sehen. Er meinte etwas anderes, und während Charru über das schimmernde blaue Wasser starrte, glaubte er sekundenlang, es ebenfalls zu spüren.
    Die aufgeregte Stimme seines Bruders störte ihn auf.
    »Mann über Bord!« schrie Jarlon aus dem Ausguck. »Mann über Bord! Wir müssen beidrehen und ...«
    Ein klatschendes Geräusch ließ Charru herumfahren.
    In den Wellen konnte er den blonden Kopf von Cris erkennen, und zugleich sah er einen schlanken dunkelhäutigen Körper wie einen Pfeil ins Wasser schnellen. Yattur! Der junge Kapitän hatte blitzschnell reagiert. Er würde Cris, der nicht schwimmen konnte und dessen Volk das
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