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Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor
Autoren: Hubert Haensel
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Prolog
    Wenn das Jetzt zur Zukunft wird…
    Eine beklemmende Stille herrscht auf der fliegenden Stadt, ein Hauch des Todes, der sich auf die Schwammscholle herniedersenkt. Erstarrte Gestalten stehen an der Wehr. Ihre Gesichter spiegeln Entsetzen wider, etliche Münder sind zum Schrei weit aufgerissen. Doch kein Laut dringt über die blutleeren Lippen.
    Viele der Männer und Frauen tragen Rüstungen und haben ihre Waffen erhoben, als kämpften sie gegen unsichtbare Gegner.
    Ein Rascheln ist zu hören. Durch die bizarre Landschaft der fliegenden Stadt schlängelt sich ein mächtiger, geschuppter Körper.
    Nur hin und wieder verhält Yhr, die Schlange des Bösen, um mit ihrer gespaltenen Zunge die in scheintoter Starre befindlichen Menschen zu berühren.
    Nirgendwo regt sich Leben. Yhr ist allein.
    Einer Statue gleich steht die bleiche Tertish, die Kriegsherrin von Carlumen, auf dem Bugkastell. Die gebogene Klinge in ihrer Rechten hält sie fest umklammert.
    Langsam, als könne Yhr ihren Triumph nicht genug auskosten, windet sich der gut zehn Schritt lange Schlangenkörper die Treppe hinab und durch, die Magierstube auf die Brücke.
    Ein eigenartiges Funkeln, das von den Wänden und dem Steuertisch ausgeht, erfüllt den Raum. Durch die Augen des Widderkopfes fällt düstere Helligkeit herein. Die Abenddämmerung ist nahe, und alles, was weiter als einige Dutzend Schritt entfernt liegt, verwischt zu düsteren Schemen. Carlumen schwimmt auf ruhiger See.
    Lediglich Robbin, der Pfader, und Nadomir, der Königstroll, befinden sich auf der Brücke. Doch ihre starren, blicklosen Augen nehmen die Schlange des Bösen nicht wahr, die sich immer mehr als Herrin der fliegenden Stadt fühlen kann.
    Der Darkon wird zufrieden sein, wenn sie ihm dieses kostbare Geschenk darbringt. Noch hindert der tillornische Knoten, in dem sie gefangen ist, Yhr daran, ihre Freiheit gänzlich zurückzuerlangen. Als sie versucht, an die acht DRAGOMAE-Kristalle heranzukommen, die über die Bezugspunkte des Siebensterns verteilt sind, wird sie von weißmagischen Kräften unsanft zurückgeschleudert.
    » Caeryll«, faucht sie, »entferne die Kristalle, die an meinem Unglück schuld sind!«
    Der Alptraumritter, seit langer Zeit in den Lebenskristallen der Schwamscholle eingeschlossen, schweigt. Auch er wirkt wie tot.
    Yhr ist wütend. Sie weiß, daß ihr nicht viel Zeit bleibt, das Joch schmählicher Gefangenschaft abzuschütteln.

1.
    Schwerfällig schwang Carlumen herum. Die auflaufende Flut würde die fliegende Stadt stranden lassen, wenn man nicht auf der Hut war. Immerhin litten Caeryll und der Carlumen-Organismus nach wie vor unter der magischen Ausstrahlung des Dämonentors.
    Gerüstet standen alle waffenfähigen Männer und Frauen entlang der Barrikaden, bereit, jeden Gegner zurückzuschlagen. Die Katapulte waren gespannt. In eisernen Trögen loderten Holzfeuer, denn glühende Geschosse sollten die wendigen Doppelrumpfschiffe der Tatasen fernhalten.
    Die Passage zwischen den Felsen hindurch aus der Bucht hinaus war tückisch. Immer neue Strudel drohten Carlumen gegen die schroffen Klippen zu werfen.
    An Bord herrschte angespannte Erwartung. Immerhin konnte man nur vermuten, wie viele Gegner sich im Nebel verbargen, der über der offenen See lag.
    Die Carlumer wußten, was sie erwartete. Von Kaytim, der Toteninsel, hielten sich die dämonischen Einflüsse fern. Sobald man jedoch die unsichtbare Grenze überschritt, würde jeder an Bord um sein Leben kämpfen müssen.
    »Sieh!« Tertish, die neben Mythor und Fronja auf erhöhter Warte auf dem Bugkastell stand, streckte ihre Rechte aus. Keine fünfzig Schritt vor der fliegenden Stadt wölbte sich ein schäumender Wellenberg empor, und der geschuppte Schädel eines Meeresungeheuers durchstieß die Oberfläche.
    Schreie wurden laut, einige Bogenschützen eilten heran. Das Monstrum tauchte jedoch wieder unter, ehe sie ihre Pfeile verschießen konnten.
    Eine steife Brise trieb die Gischt mannhoch vor sich her. Weit holte Carlumen über, als sie den Windschatten der Felsen verließ. Die ersten tatasischen Katamarane kamen näher.
    »Sie versuchen, uns zu rammen«, stellte Fronja fest.
    Tertish, die Todgeweihte, befahl den Verteidigern, in Deckung zu gehen.
    »Die Schiffe werden kurz vorher abdrehen«, sagte sie. »Ohne volle Besegelung sind sie zu langsam, um uns ernsthaft zu beschädigen.«
    Sie sollte recht behalten. Keine zehn Schritt entfernt zogen die Katamarane vorüber. Ein wahrer Pfeilhagel ergoß
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