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Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Titel: Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)
Autoren: B.C. Schiller
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Prolog: Heute ist ein guter Tag zum Sterben

    Heute ist ein guter Tag zum Sterben. Das war ihr einziger Gedanke, als sie mit dem Kopf auf den Boden knallte. Die einsame Neonröhre, die gesprungene Kacheln und grellbunte Graffitis in der verlassenen Unterführung nur notdürftig beleuchtete, begann zu knistern und zu flackern, als die Stiefelspitze mitten in das Feuermal auf ihrer Wange trat und ihr Wangenknochen splitterte.
    Heute ist ein guter Tag zum Sterben. Oben auf dem Platz, wo sie ihre Bilder ausgebreitet hatte, war vor einigen Wochen der hübsche Junge, der nachts die Eisenbahnwagen vollsprayte und tagsüber als Stricher arbeitete, stehen geblieben und hatte ihre Entwürfe bewundert. Spontan wollte der Junge ihr alle ihre Zeichnungen und Skizzen abkaufen, aber sie hatte sich entschieden geweigert, denn diese Motive waren nur für sie bestimmt. Der Junge hatte sie eingeladen und in seinem verschimmelten Zelt, das er unter einer Autobahnbrücke aufgeschlagen hatte, gab sie sich den besten Heroinschuss ihres Lebens und hatte mit ihm geschlafen. Damals war sie so stolz gewesen, stolz darauf, dass jemand ihre künstlerische Kraft entdeckt hatte, stolz darauf, dass der Junge sie trotz ihres Feuermals geliebt hatte. Nach einiger Zeit war er verschwunden und sie hatte die Erinnerung an die gemeinsamen Nächte in ihrem Herzen bewahrt. Dann war sie wieder zurückgekehrt in die verlassene Unterführung, die außer ihr niemand kannte, das jedenfalls hatte sie geglaubt.
    Der Boden der Unterführung stank nach Pisse und ein zerdrückter Hamburger bekam im flackernden Neonlicht ein Eigenleben. Von draußen war der Verkehr zu hören und das Leben der pulsierenden Stadt. Draußen gab es Menschen, die sich freuten, nach Hause zu kommen, denn dort wurden sie erwartet. Sie hatte jedoch kein Zuhause und niemand würde um sie trauern, wenn sie tot war.
    Wieder traf sie der Stiefel, diesmal an ihrer Schläfe, dort, wo das Feuermal am deutlichsten zu sehen war, und wieder hörte sie das Knirschen von brechenden Knochen und spürte das Blut, das heiß wie Lava über das Feuermal schoss und sich mit dem Urin auf dem Boden vermischte.
    Als sie im Sterben lag, öffnete sie ein letztes Mal ihre Augen und sah das flackernde Neonlicht, das sie an eine hektisch zuckende Flamme erinnerte. Noch immer hielt sie ihre große, zerfetzte Tasche mit beiden Händen umklammert, die sie jedoch nach zwei Fußtritten in den Bauch loslassen musste, denn alle Kraft war aus ihren Armen gewichen. Zaghaft versuchte sie jetzt doch noch um Hilfe zu rufen, aber eine geballte Faust schlug ihre Hilferufe mitsamt den Zähnen zurück in ihren Rachen. Mit einem satten Knirschen brach ihre Nase und ihr Gesicht war nur noch eine breiige Masse, doch was machte das schon, mit dem Feuermal war sie auch vorher schon entstellt gewesen.
    Heute ist ein guter Tag zum Sterben. Dieser Gedanke hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt und je härter die Tritte und Schläge auf sie niederprasselten, je schwächer ihr Herz schlug, desto stärker wurde die Erinnerung an die wunderbare Woche mit dem jungen Sprayer, dem sie als Zeichen der Liebe ihr Versteck in der aufgelassenen Unterführung gezeigt hatte, wo sie ihre Bilder mit den brennenden Seelen zeichnete.
    Die Schläge und Tritte waren nicht schlimm, auch nicht das Benzin, das jetzt über sie geschüttet wurde, schlimm war nur die plötzliche Erkenntnis, dass der Junge sie verraten und ihrem Mörder den Weg zu ihr gezeigt hatte. Das schmerzte und verbrannte ihre Seele. Mit einem lauten Knall entzündete sich das Benzin auf ihrem Körper und sie wurde vom Feuer eingehüllt wie in ein Flammenkleid. Der Schmerz war so heftig, dass sie sich noch einmal aufbäumte, auf die Knie kam und als brennendes Feuermal durch die Unterführung rutschte, bis zu der Treppe mit dem zugemauerten Aufgang. Als sich ihre Haare in der Hitze kräuselten, ihre Augäpfel verschmorten und der Tod Wirklichkeit wurde, da starb sie mit der bitteren Erkenntnis, dass er ihre Liebe verraten hatte.

1. Zwei Jahre später – die Stunde des Todes

    In der Stunde des Todes, zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens, ruderte Georg Hauser im strömenden Regen mit seinem Boot über den schwarzen See. Noch wusste er nicht, dass im Yachthafen, der nur wenige Kilometer entfernt war, gerade ein hölzernes Segelboot mit einer besonderen Fracht klargemacht wurde. Und er ahnte auch noch nicht, dass er bei Tagesanbruch keinen einzigen der Fische auf dem Markt verkaufen würde,
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