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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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und heute liegen zwanzig Jahre,« sagte er. »Zwanzig Jahre Luna, Carrisser. Sie wissen, was das bedeutet. Jessardin weiß es auch. Glaubt er im Ernst, daß jemand, der so lange in den Bergwerken einer Strafkolonie lebendig begraben war, noch etwas anderes als Haß gegen seine Kerkermeister empfindet?«
    »Aber der Staat ...«
    »Euer Staat interessiert mich nicht, Carrisser. Nicht mehr. Vor zwanzig Jahren haben wir den Lebensraum auf dem Merkur im Namen der Vereinigen Planeten erobert. Wir haben gekämpft. Wir haben unser Blut und unseren Schweiß auf diesem Planeten vergossen, wir haben etwas geschaffen, das sich eure Bürokraten an ihren Computern überhaupt nicht vorstellen können. Damals haben wir unsere ganze Kraft für den Staat eingesetzt - für einen Staat, der all das mit einem Federstrich auslöschen wollte, als seien Roboter am Werk gewesen statt Menschen.«
    »Das Projekt ist gescheitert. Der Merkur war ...«
    »Der Merkur war bewohnbar. Wir haben es auf die einfachste Weise der Welt bewiesen: indem wir hier lebten und nicht aufgaben. Aber für eure Computer galten ja nur Zahlen, eure Wissenschaftler entschieden am Schreibtisch. Damals, Carrisser, haben wir alle begriffen, daß ein Staat, der mit seinen Menschen wie mit Schachfiguren spielt, den Einsatz nicht wert ist. Und daß eine Gesellschaft nichts taugen kann, die menschliche Roboter benötigt statt fühlender Wesen. Einmal habt ihr uns mit Gewalt zurückgeschleppt. Diesmal würden wir lieber sterben ...«
    Mark verstummte abrupt. Carrisser starrte ihn an und schüttelte den Kopf.
    »Und das ist Ihr letztes Wort?« fragte er zweifelnd.
    Der Venusier zuckte die Achseln. Hinter ihm hatten sich Ken Jarel, Madsen und die anderen gestrafft. Ihre Gesichter wirkten hart und entschlossen, doch auch sie wußten, daß sie diese Frage nicht allein entscheiden konnten. Mark wischte sich mit einer müden Bewegung den Schweiß von der Stirn.
    »Ich werde abstimmen lassen,« sagte er. »Aber ich glaube nicht, das Jessardins Vorschläge viel Zustimmung finden werden.«
    *
    Charru holte tief Luft, bevor er sich von der hölzernen Bordwand abstieß.
    Sie waren zu viert: er selbst, Camelo, Gillon und Yattur. Die anderen schauten vom Deck aus zu, schwankend zwischen leiser Sorge und der Überzeugung, daß sich Cris geirrt hatte. Das Wasser war klar genug, um die nahe Insel zu erkennen, die phantastische Welt der Korallenriffe mit ihren hin und her flitzenden Fischen und wehenden Algenbärten - aber nichts, das man mit einem menschlichen Wesen hätte verwechseln können.
    Die vier Männer schwammen näher an das winzige Eiland heran, tauchten wieder und wieder, umrundeten schließlich die gesamte Insel. Sie war unbewohnt, kein Zweifel. Und sie war zu klein und übersichtlich, als daß sich jemand dort verbergen konnte. Was immer Cris gesehen hatte - es mußte längst verschwunden sein.
    Charru wollte sich gerade wieder dem Schiff zuwenden, da sah er den Schatten in der Nähe.
    Ein schwarzer, glänzender Umriß, bedrohlich groß. Ruhig mit tödlicher Eleganz zog er seine Bahn durch die See, beschrieb einen weiten Bogen, und auch in einiger Entfernung schien das Wasser plötzlich lebendig zu werden. Als Charru auftauchte, sah er drei, vier dunkle Dreiecks-Flossen durch die Wellen pflügen. - Gleichzeitig hörte er die aufgeregte Warnrufe vom Deck des Schiffes.
    Am Schanzkleid standen Erein und Brass mit Lasergewehren in den Fäusten.
    Ein Blick zeigte Charru, daß auch Yattur, Camelo und Gillon zum Schiff zurückschwammen. Der junge Fischer runzelte verständnislos die Stirn. Nicht einmal er schien diese schwarzen, pfeilschnellen Meeresbewohner zu kennen, also mußte es Lara gewesen sein, die sie als Gefahr ansah.
    Minuten später kletterte Charru als letzter über die Strickleiter an Bord. Erein und Brass ließen die Waffen sinken. Lara fuhr sich mit der Hand über die Stirn und atmete tief durch.
    »Haie,« sagte sie. »Das sind Haie, gefährliche Raubfische. Sie lebten schon vor der Katastrophe auf der Erde. Und sie müssen sich wieder genauso entwickelt haben, wie sie früher waren.«
    Gillon schüttelten das Wasser aus seinem roten Haar. »Greifen sie Menschen an?«
    »Wahrscheinlich. Aber sie können nicht sehr zahlreich sein, sonst wären sie uns schon vorher aufgefallen.«
    »Und - ist es so ein Hai gewesen, den Cris gesehen hat?«
    Es war Camelo, der die Frage stellte. Wie auf Kommando wandten sich die Köpfe dem blonden Jungen zu. Cris schräge gelbe Augen
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