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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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waren.«
    »Keine Radioaktivität?« fragte Charru. »Keine gefährliche Strahlung und keine mutierten Vieren?«
    »Keine Strahlung,« bestätigte Lara. »Ob es gefährliche Viren gibt, kann ich nur an Ort und Stelle untersuchen.«
    »Wenn wir nicht bald eine Insel finden, die groß genug ist, werden wir ohnehin eine der kleineren anlaufen müssen, um Frischwasser an Bord zu nehmen. Und wenn möglich Proviant. Ich glaube, niemand hat große Lust, wieder auf die Konzentrat-Würfel vom Mars zurückzugreifen.«
    Lara nickte nur.
    Der Vorrat an Konzentratwürfeln, den sie auf Luna ergänzt hatten, war ihre eiserne Reserve und würde ihnen, da sie notfalls die technischen Möglichkeiten zur Destillation von Meerwasser besaßen, für Wochen das Überleben garantieren. Und es gab keinen Grund anzunehmen, daß die größeren Südinseln weniger fruchtbar und paradiesisch waren als die kleinen, die sie bis jetzt gesehen hatten. Die Marsianer und die Priester hielten sie für tot. Die Südinseln waren unbewohnt, das sagten wenigstens Yatturs Legenden. Nach menschlichem Ermessen würde nichts die Terraner daran hindern, sich hier irgendwo niederzulassen und endlich Frieden zu finden.
    Charru lächelte beim Anblick der Kinder, die ringsum am hölzernen Schanzkleid standen und mit großen Augen die Wunder der unbekannten Welt betrachteten.
    Langsam schlenderte er nach vorn zum Bug, wo Katalin ihr langes goldblondes Haar im Wind flattern ließ. Ihre bernsteinfarbenen Augen wirkten verschleiert. Charru fühlte sich befangen, wie stets in ihrer Gegenwart. In der Welt unter dem Mondstein hatte Katalin von Thorn lange als die zukünftige Frau des jungen Fürsten von Mornag gegolten. Einmal, als sie krank war und zu sterben glaubte, hatte sie ihm gestanden, daß sie ihn liebte, lange schon - solange sie zurückdenken konnte. Aber dann war Lara gekommen, und inzwischen wußte jeder, daß Charru und die junge Venusierin zusammengehörten.
    Katalin warf ihm einen Blick zu. Er hatte schon in den letzten Tagen gespürt, daß sie ihm etwas sagen wollte, etwas, das ihr nur schwer über die Lippen kam. Jetzt holte sie tief Atem.
    »Lara erwartet ein Kind von dir, nicht wahr?« fragte sie mit abgewandtem Gesicht.
    »Ja,« sagte er. Es war das erstemal, daß er es aussprach. Marius Carrisser wußte es, da Lara es ihm gesagt hatte, als er ihr die Möglichkeit bot, zur Venus zurückzukehren. Inzwischen jedoch mußten zumindest die Frauen Laras Zustand längst bemerkt haben.
    »Was hast du vor?« fragte Katalin. »Glaubst du, daß es gut ist, mit allen Traditionen zu brechen? Die meisten von uns brauchen etwas, woran sie sich halten können. Du bist immer noch König von Mornag. Du solltest die Zeremonie feiern, so wie es der Brauch ist. Und du solltest auch denen die Gelegenheit geben, die schon lange darauf warten. Shaara und Erein. Hakon und Mai Orland. Yattur und Tanit.«
    »Yattur und Tanit?« echote Charru überrascht.
    Katalin lächelte. Ein schmerzliches Lächeln. »Hast du das nicht bemerkt? Kormak weiß schon lange, was zwischen seiner Schwester und Yattur ist. Und Yattur wird Tanits Kind ein guter Vater sein.«
    »Das wird er bestimmt.« Charru schwieg einen Augenblick und blickte über das bewegte Wasser. »Du hast recht, Katalin. Wir werden nicht mit den Traditionen des Tieflands brechen. Und vielleicht kommt jetzt bald eine Zeit, wo wir endlich wieder Ruhe finden und wirklich leben können. Diese Inseln sind ein Paradies, nicht wahr?«
    Katalin zögerte. »Ich weiß nicht ... Robin fürchtet sich. Du kennst ihn.«
    Charru runzelte die Stirn.
    Robin, der zwölfjährige Blinde, hatte schon oft bewiesen, daß er manchmal mehr sah als alle anderen mit ihren gesunden Augen. Der Junge war der letzte Überlegende jener kleinen Gruppe von Marsianern, die als Ausgestoßene in der Nähe der Sonnenstadt vegetiert hatten. Sie waren den gefährlichen Strahlen zum Opfer gefallen, die von den unsichtbaren Fremden auf dem Mars erzeugt wurden, den Herren der Zeit. Strahlen, die das Gehirn zerstörten, am Ende zum Tode führten und auch das Erbgut schädigten, so daß die Kinder der Opfer verkrüppelt zur Welt gekommen waren. Verkrüppelt - oder wie der kleine blinde Robin mit gewissen paranormalen Fähigkeiten begabt, zum Beispiel der Fähigkeit, bisweilen in die Zukunft zu blicken.
    Ob er das wirklich konnte oder ob ihn nur die Feinfühligkeit des Blinden gewisse Dinge früher erspüren und begreifen ließ als die anderen - das war ein Punkt, über
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