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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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im Museumssaal der Universität der Mondstein im Laserfeuer eines Wachmanns zusammenbrach und die Menschen unter den Trümmern begrub.
    Er hatte gewußt, daß die Überlebenden nicht aufgeben, sondern um ihre Freiheit kämpfen würden, für die sie einen so schrecklichen Preis gezahlt hatten. Er hatte ihnen sogar gewünscht, daß sie es schaffen würden, denn er glaubte nicht daran, daß der Staat das Recht besaß, diese Menschen wie Ungeziefer auszurotten. Aber damals ahnte er auch noch nicht, daß seine Tochter Lara in das Schicksal der Barbaren verstrickt werden, daß sie Charru von Mornag begegnen und an seiner Seite bleiben würde.
    Er verstand, was sie in ihm sah.
    Selbst Präsident Jessardin respektierte diesen schwarzhaarigen, gerade zwanzigjährigen Mann mit dem harten bronzenen Gesicht und den saphirblauen Augen inzwischen als gleichwertigen Gegner und hatte aufgehört, die Terraner für primitive Wilde zu halten. Aber er war trotzdem nicht bereit gewesen, sie auf der Erde zu dulden. Nirgends - außer in Gefangenschaft. Denn in jedem einzelnen dieser barbarischen Krieger lebte das Erbe der Erde weiter, jener alte Rebellengeist, der sich nicht mit Sicherheit und Ordnung begnügte, der nicht aufhörte, nach Wahrheit und Freiheit zu streben, der schon einmal einen Planeten zerstört hatte und nur zu leicht von neuem eine Welt in Brand stecken konnte.
    Conal Nord war sicher, daß der Präsident die Vernichtung der Barbaren befohlen hätte, wenn ihm die Priester nicht zuvorgekommen wären.
    Und die Merkur-Siedler?
    Plante Jessardin auch deren Vernichtung? Bei ihrem letzten Gespräch hatte der Präsident die Möglichkeit angedeutet, sich mit den Männern um Mark Nord zu arrangieren. Aber konnte er das überhaupt? Konnte er aus Furcht vor einem Bruch zwischen Mars und Venus den Rat dazu bringen, diejenigen ungeschoren zu lassen, die Lunaport zerstört und den Erdtrabanten praktisch in einem kriegerischen Akt erobert hatten?
    Der Venusier strich sich mit einer müden Bewegung das schulterlange blonde Haar zurück.
    Vor zwanzig Jahren hatte er seinen Bruder dem Gericht ausgeliefert und nichts zu seiner Rettung unternommen, weil es vor dem Gesetz keine Vorrechte und Privilegien geben durfte. Zwanzig Jahre lang hatte er seine Entscheidung nie in Zweifel gezogen. Sie war richtig gewesen. Richtig im Sinne der starren Prinzipien, denen in diesem Staat alles Menschliche geopfert wurde.
    Irgendwann in den letzten ereignisreichen Monaten hatte Conal Nord aufgehört, an die Unfehlbarkeit der wissenschaftlichen Moral zu glauben.
    Er hätte seine Tochter nicht der Staatsräson geopfert. Und er war nicht bereit, seinen Bruder ein zweites Mal zu opfern. Lange blieb er reglos am Fenster stehen und blickte durch die Filterstäbe in die blühenden Gärten hinunter. Dann wandte er sich ab, trat an den Schreibtisch und bediente die Sensortaste des Kommunikators.
    Sein Stellvertreter meldete sich. Ein hagerer Mann, in dessen zerfurchtem Gesicht die sanften, harmonischen Venusierzüge die Spuren des Alters milderten.
    »Ich möchte den Kommandanten des Raumhafens sprechen,« sagte Conal Nord ruhig. »Und treffen Sie bitte Vorbereitungen, eine Sondersitzung des Rates einzuberufen. Ich halte es für möglich, daß die Ereignisse auf dem Merkur meine persönliche Intervention notwendig machen.«
    »Eine Expedition, Generalgouverneur?« kam es nach einem kurzen Schweigen zurück.
    Conal Nord lächelte. Er wußte, daß sich der venusische Rat geschlossen hinter ihn stellen würde, selbst bei einem Unternehmen, das offensichtlich nicht mit der Regierung der Vereinigten Planeten abgestimmt war.
    »Eine Expedition zum Merkur,« bestätigte er. »Ich hoffe, daß es einen Weg gibt, weitere Gewaltakte und kriegerische Verwicklungen zu verhindern.«
    *
    Turmhoch wuchs die gigantische Woge empor, ein grüner gläserner Berg, geisterhaft schillernd unter dem schwarzen Himmel.
    Charrus Fäuste umklammerten das Tau, das quer über das Deck gespannt war. Hinter sich hörte er jemanden krächzend aufschreien, genauso sicher wie er selbst, daß ihr Schiff im nächsten Moment wie ein Spielzeug zerschmettert werden würde. Irgendwo links, verschwommen hinter peitschenden Regenschleiern, hing sein Blutsbruder Camelo von Landre mit seinem ganzen Gewicht an dem Seil, das die Rah mit dem Sturmsegel in einer Stellung hielt, bei der das Schiff nicht quer zwischen die Wellenberge geraten konnte. Yatturs Stimme war im Toben der Elemente nicht mehr zu hören. An
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