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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
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    Nur der im Mondlicht glitzernde Ohrring verriet mir, daß Ranger an meiner Seite war. Ansonsten war alles an ihm schwarz wie die Nacht, das T-Shirt, die kugelsichere Weste, seine zurückgekämmten Haare und die 9-Millimeter Glock. Sogar seine Haut schien eine Nuance dunkler als gewöhnlich. Ricardo Carlos Manoso, das kubanisch-amerikanische Chamäleon.
    Als blauäugiges, hellhäutiges Produkt einer ungarisch-italienischen Verbindung war ich bei nächtlichen Einsätzen längst nicht so gut getarnt wie er.
    Es war Ende Oktober, und Trenton erfreute sich eines der letzten warmen Tage. Ranger und ich kauerten an der Ecke Paterson Street und Wycliff hinter einem Hortensienbusch, aber wir erfreuten uns weder des milden Herbstabends, noch unserer gegenseitigen Gesellschaft; wir waren über gar nichts erfreut. Wir hockten schon seit drei Stunden hier, und langsam verging uns der Spaß.
    Wir hatten den heißen Tip bekommen, daß Kenny Mancuso seiner Freundin Julia Cenetta einen Besuch abstatten wollte, deshalb überwachten wir das schindelverkleidete kleine Haus in der Paterson Street 5023. Kenny Mancuso war vor kurzem verhaftet worden, weil er einen Tankwart, der früher sein bester Freund gewesen war, ins Knie geschossen hatte.
    Mancuso hatte sich durch das Kautionsbüro Vincent Plum auslösen lassen und dadurch seine Rückkehr in den Schoß der ehrbaren Gesellschaft bewerkstelligt. Nach der Entlassung war er sofort verschwunden und hatte sich auch drei Tage später bei der Vorverhandlung nicht blicken lassen. Das gefiel Vincent Plum ganz und gar nicht.
    Ich sah das aus purem Eigennutz etwas anders, denn wenn Vincent Plum Probleme hatte, war das zu meinem Vorteil. Vincent ist nämlich mein Vetter und gleichzeitig mein Arbeitgeber. Ich arbeite als Kopfgeldjägerin für ihn, und wenn der lange Arm des Gesetzes einmal nicht lang genug ist, helfe ich etwas nach. Von den fünfzigtausend Dollar Kaution würden zehn Prozent für mich abfallen. Ein Teil davon stand Ranger für tatkräftige Unterstützung bei Kennys Überwältigung zu, mit dem Rest wollte ich den Kredit für mein Auto abbezahlen.
    Ranger und ich arbeiteten gelegentlich zusammen. Er war ein Kopfgeldjäger der Spitzenklasse. Ich hatte ihn angerufen, weil ich immer noch Anfängerin war und jede erdenkliche Hilfe gebrauchen konnte. Daß er sich überhaupt mit mir abgab, hatte ich nur seiner Gutmütigkeit zu verdanken.
    »Ich glaube, da tut sich nichts mehr«, sagte Ranger.
    Da der Plan von mir war, wollte ich mich rechtfertigen. »Ich habe heute morgen mit Julia geredet und ihr erklärt, daß man sie als Komplizin drankriegen könnte.«
    »Und damit hast du sie dazu gebracht, dir zu helfen?«
    »Nicht ganz. Erst als ich ihr erzählt habe, daß Kenny sich vor der Schießerei ab und zu mit Denise Barkolowski getroffen hat.«
    Ranger grinste. »Das mit Denise war gelogen?«
    »Natürlich.«
    »Alle Achtung.«
    Ich machte mir wegen der Lüge keine Vorwürfe, Julia hatte sowieso etwas Besseres verdient als diesen miesen Kriminellen.
    »Sieht so aus, als ob sie es sich doch noch mal überlegt und Kenny einen Wink gegeben hätte. Hast du rausbekommen, wo er wohnt?«
    »Er hat keine feste Bleibe. Julia hat nicht mal eine Telefonnummer, unter der sie ihn erreichen kann. Sie sagt, er ist sehr vorsichtig.«
    »Hat er zum ersten Mal Streß mit der Polizei?«
    »Ja.«
    »Dann wird er wohl Schiß vor dem Knast haben. Der macht sich ins Hemd, daß ihm die schweren Jungs an die Wäsche wollen.«
    Als sich ein Pickup näherte, hielten wir wieder den Mund. Es war ein nagelneuer dunkler Toyota mit gesonderter Antenne für das Autotelefon. Er bog in die Einfahrt. Der Fahrer stieg aus und ging zur Haustür. Wir konnten ihn nur von hinten sehen, und die Beleuchtung ließ zu wünschen übrig.
    »Was meinst du, ist er das?« fragte Ranger. »Ist das Mancuso?«
    Ich war mir nicht sicher. Gewicht und Größe des Mannes stimmten. Mancuso war sechsundzwanzig Jahre alt, eins achtzig groß, fünfundachtzig Kilo schwer und hatte braune Haare. Er war erst vor vier Monaten aus der Armee entlassen worden und körperlich topfit. Ich hatte im Kautionsbüro einige Fotos von ihm bekommen, aber aus dieser Entfernung nützten sie mir rein gar nichts.
    »Kann sein, aber ohne sein Gesicht zu sehen, kann ich es nicht beschwören«, sagte ich.
    Die Tür ging auf, der Mann verschwand im Haus, und die Tür schlug wieder zu.
    »Wir könnten anklopfen und uns höflich erkundigen, ob er unser Mann ist«, schlug
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