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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
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gesprochen?«
    »Das darf doch nicht wahr sein«, mischte sich Leos Vater ein. »Sag bloß, du hast diesem verdammten Idioten dein Auto geliehen.«
    »Er hat versprochen, er bringt es zurück«, sagte Leo.
    »Du hast wirklich nur Stroh im Kopf«, schimpfte Leos Vater. »Nichts als Stroh.«
    Wir erklärten Leo, daß er sich strafbar gemacht hatte. Und wie ernst ein Richter dieses Vergehen nehmen würde. Dann schärften wir ihm ein, daß er Kenny, sobald er sich meldete, an seinen Cousin Joe oder Joes gute Freundin Stephanie Plum verpfeifen mußte.
    »Glaubst du, er ruft an, wenn er etwas von Kenny hört?« fragte ich, als wir wieder allein im Auto saßen.
    »Nein, der schlägt Kenny höchstens mit dem Wagenheber grün und blau.«
    »Die typische Morelli-Methode.«
    »Nicht ganz.«
    »Typisch Mann?«
    »Du hast es erfaßt.«
    »Meinst du, er ruft wenigstens an, wenn er ihn grün und blau geschlagen hat?«
    Morelli schüttelte den Kopf. »Du hast wirklich keine Ahnung.«
    »Ich ahne so einiges.«
    Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    »Und was nun?« fragte ich.
    »Jetzt fahren wir zu Julia Cenetta.«
    Julia Cenetta arbeitete in der Buchhandlung des State-College. Wir fuhren erst bei ihr zu Hause vorbei. Als niemand öffnete, machten wir uns auf den Weg zum College. Wir kamen nur langsam voran, weil sich um uns herum alle an die Geschwindigkeitsbeschränkung hielten. Nichts verlangsamt den Verkehr so effektiv wie das Auto eines Zivilpolizisten.
    Morelli fuhr durch den Haupteingang und hielt Kurs auf den einstöckigen Betonbau, in dem sich die Buchhandlung befand. Wir kamen an einem Ententeich, ein paar Bäumen und noch sommerlich grünen Rasenflächen vorbei. Es regnete wieder stärker. Das monotone Prasseln verhieß nichts Gutes. Wahrscheinlich würde es den ganzen Tag nicht mehr aufhören zu regnen. Die Studenten liefen mit gesenkten Köpfen an uns vorbei und hatten die Kapuzen ihrer Jacken und Sweatshirts tief ins Gesicht gezogen.
    Morelli warf einen Blick auf den Parkplatz vor der Buchhandlung. Weil in der Nähe der Eingangstür alle Plätze belegt waren, parkte er ohne zu zögern im Halteverbot.
    »Ein Notfall?« fragte ich.
    »Worauf du Gift nehmen kannst«, antwortete Morelli.
    Julia arbeitete an der Kasse, und da gerade niemand zu bedienen war, hatte sie die Hüfte gegen die Geldschublade gelehnt und kratzte an ihrem Nagellack herum. Die Verärgerung über unser Auftauchen zeichnete sich in kleinen Falten auf ihrer Stirn ab.
    »Nicht viel los heute«, sagte Morelli.
    Julia nickte. »Das liegt am Regen.«
    »Haben Sie etwas von Kenny gehört?«
    Julia wurde rot. »Nun ja, eigentlich habe ich ihn gestern doch noch gesehen. Kurz nachdem Sie gegangen waren, hat er angerufen und ist noch auf einen Sprung vorbeigekommen. Ich habe ihm gesagt, daß Sie ihn sprechen möchten und ihm Ihre Visitenkarte mit der Piepsernummer gegeben.«
    »Glauben Sie, er kommt heute abend wieder?«
    »Nein.« Bekräftigend schüttelte sie den Kopf. »Bestimmt nicht. Er hat erzählt, daß er sehr vorsichtig sein muß, weil irgendwelche Leute hinter ihm her sind.«
    »Die Polizei?«
    »Ich glaube, er meinte jemand anderen, aber ich bin mir nicht sicher.«
    Morelli gab ihr eine weitere Visitenkarte mit der Empfehlung, sich sofort bei ihm zu melden, wenn sie etwas von Kenny hören sollte.
    Sie reagierte zurückhaltend, und ich hatte den Eindruck, daß von ihr wenig Hilfe zu erwarten war.
    Wir sprinteten durch den Regen zum Auto. Die Polizeiausrüstung des Fairlane beschränkte sich auf ein altes Funkgerät. Es war eingeschaltet, und manchmal übertönten Durchsagen das heftige Rauschen. Ich hatte eine ähnliche Anlage in meinem Jeep installiert, kämpfte aber noch mit dem Erlernen des Polizeicodes. Wie alle Polizisten, die ich kannte, nahm Morelli die verworrenen Informationen völlig unbewußt auf.
    Beim Verlassen des Universitätsgeländes stellte ich ihm die unausweichliche Frage: »Was nun?«
    »Du hast doch immer den richtigen Riecher. Was schlägst du vor?«
    »Mein Riecher streikt gerade.«
    »Also gut. Gehen wir noch mal durch, was wir bis jetzt haben. Was wissen wir über Kenny?«
    Seit gestern abend wußten wir zumindest, daß er zu frühzeitigem Samenerguß neigte, aber darum ging es Morelli wahrscheinlich nicht. »Ist hier groß geworden und hat seinen High-School-Abschluß gemacht. Nach der Schule hat er sich freiwillig zur Armee gemeldet und ist erst vor vier Monaten entlassen worden. Er ist arbeitslos, aber trotzdem
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