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Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)

Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)

Titel: Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
Autoren: James Patterson
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Wisty
    Es ist überwältigend: Abertausende zornige Gesichter, die Bevölkerung einer ganzen Stadt, und alle starren mich an wie eine gefährliche Verbrecherin. Aber ich bin keine Verbrecherin. Ehrenwort. Das Stadion ist randvoll, eigentlich überfüllt. Die Leute stehen in den Seitengängen, auf den Treppen, auf den Betonmauern. Sogar auf dem Spielfeld hocken ein paar Tausend. Heute wird hier kein Football gespielt. Es ist so voll, dass die Mannschaften es nicht mal von den Umkleiden auf den Rasen schaffen würden.
    Und diese himmelschreiende Ungerechtigkeit wird auch noch im Fernsehen übertragen, und natürlich im Internet. All die nutzlosen Zeitschriften und Zeitungen sind hier. Da oben, in gleichmäßigen Abständen auf den Rängen, haben sich die Kameramänner postiert.
    Sogar eine ferngesteuerte Kamera zischt an Drähten über dem Spielfeld hin und her. Da ist sie – sie schwebt direkt vor der Bühne und zittert leicht im Wind.
    Ich muss also davon ausgehen, dass noch Millionen Augen mehr zuschauen, als ich sehe. Aber die, die mir hier im Stadion entgegenblicken, brechen mir das Herz. Zehntausende, vielleicht sogar Hunderttausende neugierige, gefühllose, bestenfalls gleichgültige Gesichter … jetzt weiß ich, was Angst bedeutet.
    Da draußen gibt es keine feuchten Augen und schon gar keine Tränen.
    Keine Protestschreie.
    Keine stampfenden Füße.
    Keine solidarisch erhobenen Fäuste.
    Kein Anzeichen, dass irgendwer zumindest darüber nachdenken würde, die Bühne zu stürmen, die Absperrung zu durchbrechen und meine Familie hier rauszuholen.
    Nein, es ist kein guter Tag für uns Allgoods.
    Angesichts des tickenden Countdowns, der auf den riesigen Videowänden des Stadions blinkt, dürfte es eher unser letzter Tag sein.
    Das denkt man sich erst recht, wenn man den sehr großen, kahlköpfigen Mann auf dem eigens errichteten Podest in der Mitte des Spielfelds entdeckt. Der Mann erinnert an eine Kreuzung aus dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs und Ming dem Grausamen. Aber ich weiß, wer er ist. Ich habe ihn kennengelernt. Es ist Der Eine, Der Der Einzige Ist.
    Gleich hinter seiner Einzigartigkeit hängt ein riesiges Banner der N. O. – der Neuen Ordnung.
    Über den Rängen erschallt ein Sprechchor, fast schon ein Gesang: »Der Eine, Der Der Einzige Ist! Der Eine, Der Der Einzige Ist!«
    Als Der Eine gebieterisch die Hand hebt, schieben uns seine vermummten Untergebenen auf der Bühne nach vorne. So weit es geht, ohne uns die Schlingen vom Hals zu nehmen.
    Ich sehe, wie mein gut aussehender, mutiger Bruder auf die Plattform unter unseren Füßen starrt. Er grübelt, ob es vielleicht eine Möglichkeit gibt, den Mechanismus zu blockieren. Ob man irgendwie verhindern kann, dass er sich entriegelt und uns in die Tiefe fallen lässt, bis es uns das Genick bricht. Er sucht einen Ausweg in letzter Minute.
    Ich sehe meine Mutter. Sie weint leise. Natürlich nicht um sich selbst, sondern um Whit und mich.
    Ich sehe meinen stattlichen, gebeugten Vater. Er hat aufgegeben. Doch er lächelt mich und meinen Bruder an, um uns Mut zu machen – um uns daran zu erinnern, dass wir unsere letzten Momente auf diesem Planeten genießen sollten.
    Aber ich greife vor. Ich sollte doch eine Einleitung schreiben und stattdessen berichte ich von unserer öffentlichen Hinrichtung …
    Fangen wir lieber von vorne an.

Erstes Buch
    STRAFE OHNE
VERBRECHEN



W HIT
    Manchmal wacht man auf und die Welt hat sich komplett verändert.
    Der Lärm eines kreisenden Helikopters weckte mich. Kaltes blauweißes Licht zwängte sich durch die Jalousien und flutete das Wohnzimmer, bis es beinahe taghell war.
    Dabei war es mitten in der Nacht.
    Mit vernebeltem Blick spähte ich auf die Digitalanzeige des DVD-Players – es war genau 2.10   Uhr.
    Gleichzeitig bemerkte ich ein regelmäßiges Tropp, tropp, tropp im Hintergrund. Es klang nach einem mächtigen Herzschlag. Es pulsierte, es bedrängte mich. Es kam näher.
    Was ist das?
    Ich stolperte zum Fenster. Nachdem ich zwei Stunden völlig weggetreten auf dem Sofa gelegen hatte, brauchte mein Körper eine Weile, um wieder zum Leben zu erwachen. Dann linste ich durch die Lamellen.
    Und wich zurück und rieb mir die Augen.
    Was ich da gesehen hatte, war absolut unmöglich. Was ich hörte, auch. Völlig ausgeschlossen.
    War das wirklich das stetige, unerbittliche Stampfen Hunderter Soldaten, die im perfekten Gleichschritt durch unsere Straße marschierten?
    Unsere Straße lag nicht im Stadtzentrum.
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