Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Tankstelle. Offenbar hat ihn der Täter einfach über den Haufen geknallt. Er ist aus nächster Nähe dreimal ins Gesicht geschossen worden. Es scheint nichts zu fehlen, und auch die Kasse ist nicht angerührt worden. Bis jetzt haben wir noch keine Zeugen.«
    »Ein gezielter Anschlag?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Werden hier Drogendeals oder illegale Wettgeschäfte abgewickelt?«
    »Ich weiß jedenfalls nichts davon.«
    »Möglicherweise waren es persönliche Gründe. Vielleicht hat er sich an einer verheirateten Frau vergriffen oder Schulden gehabt.«
    »Schon möglich.«
    »Es ist aber auch möglich, daß Kenny noch einmal zurückgekommen ist und ihn abgeknallt hat.«
    Morelli verzog keine Miene. »Möglich wäre es.«
    »Traust du Kenny so etwas zu?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen.«
    »Hast du das Kennzeichen des Wagens von gestern abend schon überprüft?«
    »Ja, er gehört meinem Vetter Leo.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch.
    »Wir sind eine große Familie«, sagte er. »Da gibt es solche und solche.«
    »Hast du vor, mit Leo zu reden?«
    »Sobald ich hier fertig bin.«
    Ich trank einen Schluck und sah, wie er neidisch auf meinen Becher schielte. »Wetten, du könntest jetzt auch einen Kaffee vertragen.«
    »Für einen Kaffee würde ich momentan alles geben.«
    »Du kriegst die Hälfte, wenn du mich zu Leo mitnimmst.«
    »Abgemacht.«
    Ich nahm einen letzten Schluck und gab ihm den Becher. »Hast du noch mal bei Julia vorbeigeschaut?«
    »Ich bin am Haus vorbeigefahren. Das Licht war aus. Kein Auto weit und breit. Wir können sie uns vornehmen, wenn wir bei Leo waren.«
    Als der Polizeifotograf fertig war, gingen die Sanitäter ans Werk. Sie legten den Toten in einen Leichensack und hoben ihn auf eine Bahre. Als die Räder über die Türschwelle klapperten, lag mir der Doughnut mit einemmal wie ein Stein im Magen.
    Obwohl ich das Opfer nicht gekannt hatte, ging mir sein Tod unter die Haut.
    Zwei Beamte der Mordkommission waren am Tatort. Unter ihren Trenchcoats trugen sie Anzüge und Krawatten. Morelli war in einem dunkelblauen T-Shirt, Levis, einer Tweedjacke und Turnschuhen erschienen. Wie feiner Tau legte sich der Regen auf seine Haare.
    »Du siehst nicht so aus wie deine Kollegen«, sagte ich. »Wo hast du deinen Anzug gelassen?«
    »Hast du mich schon mal in einem Anzug gesehen? Darin sehe ich aus wie ein schmieriger Spielhöllenbetreiber. Ich habe strikte Anweisung, nie einen Anzug zu tragen.« Er zog seine Autoschlüssel aus der Tasche und bedeutete einem seiner Kollegen, daß er gehen wollte. Der Beamte nickte zustimmend.
    Morellis Dienstwagen war ein dreckverschmierter brauner Fairlane. Aus dem zerbeulten Kofferraum ragte eine Antenne, und auf der Hutablage stand eine Hulapuppe aus Plastik. Das Auto sah aus, als käme es nicht einmal im Schrittempo einen Berg hoch.
    »Hast du es schon mal mit Waschen probiert?« fragte ich.
    »Noch nie. Ich will gar nicht so genau wissen, was unter dem Dreck steckt.«
    »Die Stadtväter möchten euch die Polizeiarbeit wohl so schwer wie möglich machen.«
    »Wenn es zu einfach wäre, hätten wir ja überhaupt keinen Spaß mehr.«
    Leo Morelli stammte aus demselben Viertel wie Joe und ich. Er wohnte noch bei seinen Eltern, war so alt wie Kenny und arbeitete wie sein Vater bei der Stadtverwaltung.
    Vor dem Haus der Morellis stand ein Streifenwagen. Die ganze Familie redete aufgeregt auf einen uniformierten Beamten ein.
    »Leos Auto ist gestohlen worden«, sagte Mrs. Morelli. »Es ist nicht zu fassen. Früher hätte es so etwas hier nicht gegeben.«
    Solche Dinge passierten bei uns deshalb nicht, weil die Gegend einem Altersheim der Mafia glich. Als es in Trenton vor Jahren Krawalle gegeben hatte, wäre niemand auf die Idee gekommen, Polizeikräfte in unser Viertel zu schicken. Jeder alte Mafia-Veteran wär auf den Dachboden geklettert und hatte seine Maschinenpistole ausgegraben.
    »Wann hast du gemerkt, daß dein Auto weg war?« fragte Morelli.
    »Heute morgen«, sagte Leo. »Als ich zur Arbeit fahren wollte, war es nicht mehr da.«
    »Wann hast du es zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern abend um sechs, als ich nach Hause gekommen bin.«
    »Und wann hast du Kenny zuletzt gesehen?«
    Alles guckte verdutzt.
    »Kenny?« sagte Leos Mutter. »Was hat denn Kenny damit zu tun?«
    Morelli wippte auf den Fersen. »Vielleicht brauchte Kenny ein Auto.«
    Alles schwieg.
    Morelli wiederholte die Frage. »Also, wann hast du zuletzt mit Kenny
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher