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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
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Tag zu sagen.«
    »Wäre doch schade, Julia den Spaß zu verderben, falls es gar nicht Kenny ist.«
    Auch ohne Nachtsichtgerät war deutlich zu erkennen, daß der andere Wagen sich auf und ab bewegte. Rhythmisch hervorgestoßene Grunzlaute und spitze Schreie wehten herüber. Die Situation war mir so peinlich, daß ich mich fast auf meinem Sitz gekrümmt hätte.
    »Verdammt«, sagte Morelli. »Wenn die nicht aufpassen, ruinieren sie noch die Stoßdämpfer.«
    Das Auto hörte auf zu wippen, und die Scheinwerfer gingen an.
    »Hoppla«, sagte ich. »Das ging aber schnell.«
    Morelli sprang in den Jeep. »Die müssen schon unterwegs losgelegt haben. Schalte die Scheinwerfer erst ein, wenn sie auf der Straße sind.«
    »Leichter gesagt als getan, ohne Licht sehe ich nichts.«
    »Wir sind auf einem Parkplatz. Hier gibt es nichts zu sehen.«
    Ich ließ den Wagen langsam vorrollen.
    »Er hängt dich ab«, sagte Morelli. »Nun fahr doch.«
    Ich gab etwas mehr Gas, kniff die Augen zusammen und verflluchte Morelli, weil ich bei der Dunkelheit nichts erkennen konnte.
    Als er mich einen Feigling nannte, trat ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Plötzlich krachte es, der Jeep bäumte sich auf, und ich stieg auf die Bremse. Als wir zum Stehen kamen, sackte das Auto deutlich zur Seite.
    Morelli stieg aus, um nachzusehen, was passiert war. »Du hängst auf einer Verkehrsinsel«, sagte er. »Setz ein Stück zurück, dann ist alles in Ordnung.«
    Vorsichtig fuhr ich rückwärts von der Insel. Der Wagen zog nach links und ließ sich kaum noch steuern. Während Morelli den Schaden inspizierte, hätte ich mir vor Wut in den Arsch beißen können, weil ich auf ihn gehört hatte.
    »Sieht übel aus«, sagte Morelli, der sich durch das offene Fenster zu mir hereinlehnte. »Die Felge ist verbogen. Kennst du einen guten Abschleppdienst?«
    »Das hast du mit Absicht gemacht. Du wolltest nicht, daß ich deinen beknackten Vetter festnehme.«
    »He, Schätzchen, schieb mir jetzt nicht deine eigenen Fehler in die Schuhe.«
    »Du bist ein Dreckskerl, Morelli.«
    Er grinste. »Ein bißchen freundlicher bitte, sonst verpasse ich dir eine Verwarnung wegen Gefährdung des Straßenverkehrs.«
    Ich holte das Handy aus der Tasche und rief Al an. Er war ein guter Freund von Ranger und betrieb tagsüber eine völlig legale Autowerkstatt. Nachts spritzte er vermutlich gestohlene Autos um. Mir war das egal. Hauptsache, er reparierte meinen Reifen.
    Eine Stunde später konnte ich mich auf den Heimweg machen. Es hatte keinen Sinn mehr, jetzt noch nach Kenny Mancuso zu suchen. Der hatte sich längst aus dem Staub gemacht. Unterwegs kaufte ich mir eine Familienpackung Eiscreme, das reinste Gift für die Arterien.
    Ich wohnte nur wenige Meilen von meinen Eltern entfernt in einem zweistöckigen Backsteinkasten, an einer belebten Straße mit vielen kleinen Läden. Die Gegend war sauber und ordentlich, an unser Grundstück grenzten einfache Einfamilienhäuser.
    Meine Wohnung mit Blick auf den Anwohnerparkplatz lag im ersten Stock auf der Rückseite des Hauses. Sie bestand aus einem Schlafzimmer, einem winzigen Bad, einer kleinen Küche und einem Wohnzimmer mit Eßnische. Mein Badezimmer sah aus wie eine Kulisse für
Die Partridge Family,
und aufgrund meiner angespannten Finanzlage konnte man den Rest der Einrichtung als eklektisch bezeichnen, womit auf hochgestochene Weise gesagt wäre, daß nichts zusammenpaßte. Mrs. Bestier aus dem zweiten Stock stand im Korridor, als ich aus dem Aufzug kam. Sie war dreiundachtzig und konnte nachts nicht schlafen, also lief sie im Haus umher, um sich fit zu halten.
    »Hallo, Mrs. Bestier«, sagte ich. »Wie geht's?«
    »Man will ja nicht klagen. Sieht aus, als hätten Sie heute nacht gearbeitet. Haben Sie ein paar Gangster geschnappt?«
    »Nein. Leider nicht.«
    »So ein Pech.«
    »Vielleicht morgen«, sagte ich, während ich meine Tür aufschloß und in die Wohnung schlüpfte.
    Mein Hamster Rex war in seinem Laufrad und rannte so schnell, daß seine rosafarbenen Füßchen nicht mehr klar auszumachen waren. Als ich zur Begrüßung an die Glasscheibe des Käfigs klopfte, blieb er kurz stehen und sah mich mit zitternden Barthaaren und glänzenden schwarzen Augen neugierig an.
    »Hi, Rex«, sagte ich.
    Rex gab keine Antwort. Er ist eher ein stiller Typ.
    Ich warf meine schwarze Tasche auf den Küchentisch und nahm einen Löffel aus der Geschirrschublade. Während ich den Anrufbeantworter abhörte, aß ich mein Eis.
    Alle
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