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Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers

Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers

Titel: Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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Vorwort
    Wenn jemand sein Geld als Straßenkehrer verdient, dann sollte er die Straßen so kehren, wie Michelangelo malte, wie Beethoven komponierte, wie Shakespeare seine Dramen schrieb.
    Martin Luther King jr.
     
     
     
     
    In den Jahren nach der Veröffentlichung meines ersten Buches, Der Pfad des friedvollen Kriegers , bekam ich Briefe von Menschen aus der ganzen Welt, die wissen wollten, wie ein friedvoller Krieger lebt.
    So schrieb ich Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers , die ich lehre und lebe, so gut ich kann. Es geht hier um allgemeingültige Prinzipien und Praktiken, die allen meinen Lesern weiterhelfen sollen – egal, ob sie meine beiden ersten Bücher gelesen haben oder nicht. Für jene, die meine Bücher nicht kennen (und als kleine Erinnerungsstütze für die anderen) möchte ich von einem Schlüsselerlebnis berichten, das ich in Der Pfad des friedvollen Kriegers beschrieben habe. Dieses Erlebnis hat grundlegend die Lebenseinstellung geprägt, die in diesem Buch zum Ausdruck kommt.
    Eines Abends – ein paar Monate, nachdem ich Socrates kennengelernt hatte, einen seltsamen alten Tankwart, der mein Lehrer auf dem Pfad des friedvollen Kriegers wurde – stellte ich ihm eine meiner unzähligen Fragen: «Soc, glaubst du, daß ich je lernen werde, die Gedanken anderer Menschen zu lesen?»
    «Du solltest lieber erst mal lernen», sagte er, «deine eigenen Gedanken zu lesen. Es ist höchste Zeit, daß du in dich hineinsiehst und deine Antworten in dir selber findest.»
    «Aber ich weiß die Antworten eben nicht, deshalb frage ich dich ja.»

    «Du weißt mehr, als du ahnst. Du traust deinem inneren Wissen nur noch nicht.» Socrates wandte sich ab, sah aus dem Fenster und holte tief Luft. Das tat er immer, wenn er irgendeine wichtige Entscheidung traf. «Geh raus, Dan, hinter die Tankstelle. An der Mauer hinten im Hof liegt ein großer, flacher Stein. Setz dich auf den Stein und bleib so lange da sitzen, bis du mir etwas Wesentliches zu sagen weißt. »
    «Was?»
    «Ich glaube, du hast mich schon verstanden.»
    «Das soll wohl so eine Art Prüfung sein?»
    Er sagte nichts.
    «Stimmt’s?»
    Wenn Soc nicht wollte, dann war absolut nichts aus ihm herauszukriegen.
    Seufzend ging ich hinaus, fand den Stein und setzte mich darauf. «So ein Blödsinn», murmelte ich vor mich hin. Um mir die Zeit zu vertreiben, ließ ich alle Ideen an mir vorüberziehen, die mir im Laufe meines Lebens begegnet waren. «Etwas Wesentliches... etwas Wesentliches...»
    So verging Stunde um Stunde. Allmählich wurde es kalt. Bald würde die Sonne aufgehen.
    Als der Morgen dämmerte, fiel mir tatsächlich etwas ein – zwar nichts übermäßig Geniales, aber immerhin etwas. Steif und mit schmerzenden Knochen stand ich auf und humpelte ins Büro, wo Soc friedlich – und im Warmen – an seinem Schreibtisch saß und seine Sachen zusammenpackte; denn gleich war seine Schicht zu Ende. «Ah, so bald schon?» empfing er mich lächelnd. «Na, was ist es denn?»
    Es lohnt sich nicht, zu wiederholen, was ich ihm zu sagen hatte. Es reichte nicht – also wieder zurück auf den Stein.
    Bald danach ging Socrates fort, und der Tankwart für die Tagesschicht kam. Langsam zog die Sonne über meinem Kopf vorbei. Ich versäumte alle meine Vorlesungen und das Sporttraining. Wie lange würde ich wohl hier sitzen bleiben müssen? Verzweifelt zermarterte ich mir das Hirn nach irgendeiner wertvollen Erkenntnis, die ich Soc mitteilen könnte.
    Vor Einbruch der Dämmerung kam Socrates zurück, nickte mir kurz zu und ging ins Büro. Als es dunkel geworden war, fiel
mir wieder etwas ein. Wieder humpelte ich hinein, rieb mir das schmerzende Kreuz und sagte es ihm. Er schüttelte den Kopf und wies auf den Stein. «Das ist viel zu kopflastig. Sag mir etwas, was aus dem Herzen und aus dem Bauch heraus kommt, etwas Weltbewegenderes. »
    Also setzte ich mich wieder auf meinen Stein und murmelte vor mich hin: «Etwas Weltbewegenderes... etwas Weltbewegenderes.» Was um alles in der Welt erwartete er von mir? Hungrig, mit schmerzender Sitzfläche, gereizt – und vom vielen Sitzen so steif, daß ich kaum noch denken konnte – stand ich auf und machte ein paar fließende Tai-Chi-Bewegungen, um wenigstens etwas Energie in Bewegung zu bringen.
    Während ich die Knie beugte und mich anmutig vor und zurück bewegte, jede Drehung aus den Hüften heraus, meine Arme durch die Luft fließend, wurde mein Kopf leer, und plötzlich stand eine Szene vor meinem inneren
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