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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes
Autoren: Ingrid Strobl
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aufpassen.«
    »Ich hatte dort zu tun. Tatsächlich zufällig.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    Ich an seiner Stelle hätte es auch nicht geglaubt. Für ein paar entspannende Minuten sagte er nichts. Ich fuhr weiter geradeaus. Die ersten Worte, die er wieder von sich gab, waren: »Da links Richtung Köln.«
    Als ich uns auf die 59 eingefädelt hatte, fragte er wieder: »Meine Alte, stimmt’s?«
    Immer noch gab ich keine Antwort. Ich spürte, wie er neben mir ungehalten wurde.
    »Ich kann dich auch abknallen«, sagte er.
    »Klar«, sagte ich.
    »Jetzt spiel mal nicht den Coolen, Schwachkopf.«
    »Wir fahren hundertvierzig, und Sie sind nicht angeschnallt. Schießen Sie nur, Herr Schlau.«
    Er brummte anerkennend. »Spätestens, wenn der Tank leer ist, reden wir weiter.« Er sah sich im Wagen um. »Was ist das eigentlich für’n Schlitten?«
    »Maserati.«
    »Ist ja richtig schick.«
    »Ja. Hoffentlich bleibt’s so.«
    »Dann fahr mal schön vorsichtig.« Er zündete sich eine Zigarette an.
    »Wie wär’s mit ein paar Informationen für mich?«, fragte ich.
    »Zuerst bist du dran. Wer bezahlt dich?«
    »Niemand, den Sie kennen.«
    »Woher willst du das wissen, Schwachkopf? Kennst du denn mich ?«
    »Kennen wäre zu viel gesagt. Ich weiß, wer Sie sind.«
    »So? Wer bin ich denn?«
    »Egon Wolter«, antwortete ich. »Halbwelt-Halbgröße, aus Duisburg zugewandert, weil Sie sich da mit Leuten angelegt hatten, die eine Nummer zu groß für Sie sind.«
    »Was? Zu groß? Für mich? Arschloch!« Seine Waffe zuckte hoch.
    »Sie sind immer noch nicht angeschnallt«, sagte ich. »Bis vor sechs Monaten waren Sie Kompagnon von Ferrari-Freddy in seinem Laden in der Mintropstraße. Und jetzt scheinen Sie mit irgendjemandem Ärger zu haben.«
    »Schau an …« Sein Blick wanderte zu seinem Schießeisen und wieder zurück zu mir. »Wohl doch kein Schwachkopf. Woher weißt du das alles?«
    »Es gehört zu meinem Job, in der Stadt Bescheid zu wissen.«
    »Aha? Und wer bezahlt dich?«
    Ich antwortete nicht. Wir passierten die Ausfahrt Garath, und ich entdeckte einige hundert Meter vor uns einen Wagen der Autobahnpolizei. Egon Wolter entdeckte ihn auch.
    »Jetzt bin ich aber gespannt, ob die deine Kiste schon zur Fahndung rausgegeben haben«, sagte er und richtete die Waffe auf meine Eier. Ich entschloss mich, auf jedes Experiment zu verzichten, solange meine Allerwertesten von der Geistesgegenwart zweier gelangweilter Autobahnbullen abhingen. Wir überholten den Vectra, ohne dass einer der beiden Insassen auch nur den Kopf gedreht hätte.
    »Also noch mal: Wer bezahlt dich?«
    »Sie würden mir sowieso nicht glauben. Wo geht’s eigentlich hin?«
    Er sah aus dem Fenster, wo es nichts zu sehen gab außer vorbeifliegenden Büschen.
    »Gute Frage«, murmelte er schließlich. »Fahr mal Richtung Frankfurt.«
    »Was hatten die drei denn gegen Sie, dass Sie so spektakulär das Haus verlassen mussten?«, fragte ich.
    »Die glauben, ich wollte ihren Chef umlegen«, sagte er, den Kopf immer noch zur Seite gewandt.
    »Und? Wollten Sie?«
    »Klar.«
    Ich zog die Brauen hoch. »Und haben Sie?«
    Er sah wieder nach vorn und zog den Aschenbecher auf.
    »Vergessen Sie’s«, sagte ich, »das ist ein Nichtraucherauto, und das bleibt auch so.«
    »Schon gut«, brummte er. Er fuhr die Scheibe runter und warf den Zigarettenstummel hinaus. »Du redest wie meine Alte. Guter Trick, dann gehorch ich meistens.« Er lachte heiser, bevor er einen ausgiebigen Versuch startete, den Ruß aus seinen Bronchien zu husten.
    »Also was war?«, fragte ich, als er dabei Pause machte. »Haben Sie den Mann kalt gemacht?«
    »Nein.«
    »Und wo ist dann Ihr Problem?«
    »Jemand ist mir zuvorgekommen. Und zwar knapp. Als ich in das Büro dieses Arschlochs kam, lag er in seinem verkackten blauen Angeber-Anzug auf diesem beschissenen schwarzen Angeber-Schreibtisch und hatte ein Loch im Hinterkopf, groß genug zum Putten. Ich steh da mit meiner Wumme in der Hand und glotze blöd, als auf einmal diese drei Schwachmaten die Tür eintreten. Eintreten! Dabei war gar nicht abgeschlossen! Die fingen sofort an zu ballern wie geisteskrank. Ich kann froh sein, dass ich überhaupt lebend da rausgekommen bin.«
    »Warum wollten Sie ihn denn umlegen?«
    »Warum! Warum legt man Leute um? Wegen Geld natürlich. Der hat mich abgezockt, wie es noch keiner bei mir gewagt hat. Mann, mein Leben lang versuchen irgendwelche Wichser, mich abzuziehen, und ich hab verdammt Lehrgeld
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