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Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Titel: Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!
Autoren: Andreas Altmann
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VORWORT
    Zuerst seien die Zarten beruhigt. Auf den 255 Seiten wird keiner geschlachtet, totgemacht oder hinterrücks gemeuchelt. Auch kein Erleuchteter. Der Autor wird sich in kein Kloster schleichen und beim letzten »Om« die Dynamitstangen zünden. Er wird sich auch nicht auf Buddha-Statuen werfen, um sie in Stücke zu sprengen. Das »Töte ihn!« im Titel hat eine ganz andere Bedeutung. Weit weg von Gewalt, von jeder Art Schmerz. Doch, einen Trennungsschmerz gibt es.
    Seit Jahren will ich über meine Erfahrungen mit dem Buddhismus schreiben. Die auf drei Kontinenten und über lange Zeiträume stattgefunden haben. Ich habe mich nicht getraut. Aus verschiedenen Gründen, einer heißt schlicht: Unbegabung. Ich bin nicht sonderlich talentiert für Spiritualität. Obwohl ich fähige Lehrer hatte. Bin eher verstockt, eher reserviert. Zudem leicht entnervt vom esoterischen Getuschel, das sich spirituell aufführt und doch nur der weltweiten Verdummung zuarbeitet.
    Aber jetzt habe ich das Buch geschrieben. Nicht über die früheren Erlebnisse, sondern über die neuen. Die Reise liegt nur kurz zurück. Den endgültigen Anstoß für das Unternehmen gaben die fünf Meter Literatur zu Buddhas Lehre, die bei mir zu Hause stehen. Nicht, dass ich jeden Band fertig gelesen hätte. Oft habe ich irgendwo in der Mitte abgebrochen, oft ihn verdrossen zurückgestellt. Als Buchleiche, mit dem Vermerk: »Vorsicht, Gutmensch« oder »Vorsicht, Sprüche« oder »Vorsicht, Gebrauchsanweisung für Heilige«. Man will nicht glauben, was alles an Lamas, Oberlamas, Abgesandten des obersten Lamas, an Mönchen vom Berg der sieben Wiedergeburten, an letzten Inkarnationen und Gurus von eigenen Gnaden, was alles an »Erhabenen« in die westliche Welt schwärmt, um uns so prachtvoll-nutzlose Weisheiten zu übermitteln wie: »Der wahrhaft Erwachte kennt kein Ich mehr und keine Wünsche des Ichs.«
    Man darf vermuten, dass die Schwärmer – viele von ihnen durchaus guten und weisen Willens – zu lange auf dem Dach der Welt gelebt haben, zu verborgen in Himalaya-Verliesen oder verwunschen einsamen Klöstern saßen. Sie wissen nicht, wie es im tatsächlichen Leben zugeht: Im Fernen Westen, bei uns, den Modernen, den von hundert Ängsten Getriebenen, den Schlaflosen, den Friedlosen, den Freudlosen, den standhaften Wegschauern. Wüssten sie es, die Weisen würden vielleicht ihre Wundertüten voll von »Erleuchtungsgeist« und Nirwana und Ichlosigkeit wieder einpacken. Und etwas anbieten, was uns konkreter, weniger abgehoben und weltfremd hilft. Denn Hilfe, das scheint gesichert, brauchen wir. Viel leerer kann es in unserem Leben nicht werden.
    Dazu eine Anekdote, um Klarheit zu schaffen: Ich hatte in allen vier Mathematik-Schulaufgaben eine makellose Sechskommanull hingelegt. Im Abschlussjahr. Makellos, da ich jedes Mal ein vollkommen unbeschriebenes Blatt abgab. Ich war (bin) ein Zahlen-Legastheniker, eine endlose Null, eine »beispiellose Ernüchterung« (mein damaliger Rektor). Frage nun: Hätte ich die abschließende Abiturprüfung geschafft, wenn mir Herr Einstein Privatunterricht zum Thema Relativitätstheorie gegeben hätte? Natürlich nicht. Gerettet hat mich ein Freund, der mit mir drei Wochen lang das Einmaleins paukte und mich anschließend auf einen, und nur einen, geometrischen Lehrsatz drillte. Und so kam ich davon, mit einer glorreichen Fünf.
    Die Lehre daraus? Man verschone uns mit Aufrufen zur Abschaffung unseres Ichs. Das Ansinnen ist so weltfern wie die Hoffnung eines 20-jährigen Einmaleins-Schülers auf den Nobelpreis für Physik.
    Dass uns der Osten etwas beibringen kann, wer würde dem widersprechen? Aber er soll uns nicht überschätzen. Sein Ich gibt der Weiße Mann nicht her. Andererseits: Manche haben auf einmal genug von ihrem Super-Ego, sie wollen es abspecken. Eine Sehnsucht treibt sie nach einem Leben mit weniger Gier, weniger Protz. Und mit mehr Freundlichkeit, mehr Nähe. Und mehr Ahnung von dem, was reich macht, und dem, was erniedrigt.
    Dieses Buch erzählt von einem Mann, den ich in Indien getroffen habe. Auch ein Lehrer. Aber (fast) ganz von dieser Welt, zudem radikal spirituell, sprich, radikal antireligiös. Er verschenkt etwas, was teurer nicht sein könnte. Dabei beherrscht dieser Inder kein einziges Wunder, niemand schluchzt vor Ergriffenheit bei seinem Anblick, keiner wirft sich ihm zu Füßen. Im Gegenteil, er fordert von jedem, nie die eigene Verantwortung aufzugeben, nie nach dem Herrgott und anderen
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