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Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Titel: Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!
Autoren: Andreas Altmann
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Göttern Ausschau zu halten und immer alles – immer – auf den Prüfstand der Vernunft zu stellen.
    Sein Geschenk könnte man mit einer Art Rüstung vergleichen. Allerdings luftleicht und wunderbar beweglich. Man kann sie überall tragen. Sie stört nie, im Gegenteil, sie schmückt. Denn sie schützt den Geist vor den Anwürfen der Verblödung und die Innenwelt vor den Frostschäden schleichender Verrohung. Zugleich kann der Panzer ungemein porös werden. Dann lässt er Wärme durch, Wohlwollen, Nachsicht für viele, auch für sich.
    Gewiss, das Anlegen der Rüstung dauert. Man muss es lernen, üben, wieder üben. Das tut weh, frustriert, sorgt für Attacken der Mutlosigkeit. Davon redet das Buch. Und von den Glücksgefühlen, die zwischendurch immer wieder aufblitzen. Und im Laufe der Zeit zunehmen, an Zahl, an Tiefe. Davon redet es auch. Wer den Typ in Indien besucht, bekommt ein Krafttraining verpasst. Damit der Herzmuskel nicht nachlässt, ja wieder eine Innigkeit ausbricht, die uns irgendwo, irgendwann verloren ging.

DIE SUCHE
    Einchecken in Paris, Flug nach Indien. Lesen. Seitenlang berichtet die Presse über eine Handvoll Terroristen, die vor zwei Tagen über Mumbai (Bombay) hergefallen sind. Mit »Allah Akbar« auf den Lippen mähten sie 168 Männer und Frauen nieder. Als ich im Jahr zuvor nach Sydney aufbrach, waren die Zeitungen gerade voll mit Reportagen über einen Arzt, der mutmaßlich dort als Terrorist agierte. Vor dem Start zu meiner Südamerikareise gab es am Flughafen Charles de Gaulle einen Bombenalarm. Ein Zufall nach dem anderen, unbestritten. Trotzdem, man wünscht sich lustigere Zufälle.
    Aber es wird lustig. Makaber lustig. Unter »Vermischtes« steht, dass Gerd Sonnleitner, der Chef des deutschen Bauernverbandes, von einer »Verzehrzurückhaltung« spricht, die nun auch die Milch- und Molkereiprodukte erreicht habe. »Früher«, so der Oberbauer, »wurde etwa ein Drittel der eingekauften Nahrungsmittel weggeworfen.« Leider heute nicht mehr, deshalb der Rückgang. Und der muss aufhören, so seine Mahnung an das deutsche Volk. Es soll, kurzum, wieder mehr einkaufen und mehr wegschmeißen.
    Der Irrsinn, von dem ich gerade lese, bestärkt mich. Die einen vernichten Menschen, die anderen das, was in meiner Jugend einmal »Geschenk des Himmels« hieß. Auch deshalb fliege ich nach Indien: um jemanden zu suchen, der weder »Ungläubige« durchlöcherte noch Käsetonnen auf Müllhalden schleuderte. Herrn Buddha. Einen, der cool mit anderen umging und Respekt vor dem zeigte, was wir heute Natur nennen, unsere Welt. Eben jenen, der meinen (unseren) Zynismus mit Gedanken und Ideen bremst, die möglicherweise dabei helfen, dem Wahn der Gegenwart behänder zu begegnen. Richard Gere wurde einmal gefragt, warum er sich dem Buddhismus zugewandt hatte, und seine Antwort klang pathetisch und sonnenklar: »Um nicht verrückt zu werden.«
    Natürlich werde ich nicht Buddha treffen. Er ist tot wie alle anderen Toten. Will einen Zeitgenossen finden, der mich (wieder) an ihn, an Buddhas Welt-Anschauung heranführt. Und natürlich will ich kein Buddhist werden. Ich kann es nicht. Seit dreißig Jahren bin ich von ihm fasziniert und noch immer zu schwach für seine Ansprüche. Aber ich will näher an ihn ran, will endlich den Umgang mit einem Werkzeug lernen, das garantiert zur Lebensfreude beiträgt.
    Bedenkt man, was uns täglich anranzt und vergiftet, dann scheint mir das Unternehmen gerechtfertigt. Bedenkt man zudem die vielen Griesgrämigen und Trostlosen, Neidhammel und Wichtigtuer, denen man stündlich über den Weg läuft, dann ist zu vermuten, dass wir alle – wir Vielen – eine Brise Leichtigkeit, Menschenfreundlichkeit und Swing vertragen könnten. Denn ich weiß noch immer nichts Innigeres, was einer dem anderen schenken kann, als sein Glück, sein Glücklichsein.
    Es gibt viele Möglichkeiten, sich Linderung zu verschaffen. Auch Lachen lindert, wie jetzt bei der Zwischenlandung in Bahrain. Ich gehe auf den Buchladen zu und mitten im Weg steht Paulo, als Bücherturm voller »Brida«-Exemplare. Paulo Coelho hat wieder zugeschlagen. Ich bin schwach wie ein verdurstender Alkoholiker und greife hinein. Furchtbares, ich weiß, erwartet mich, aber ich kann nicht anders. Der Eso-Schwadroneur macht süchtig. Bei P. C. muss man nicht lange blättern, der Schwachsinn lauert an jedem Zeileneck, »… und furchtlos begannen sie Liebe zu machen, weil Gott die Unschuldigen schützt. Sie spürten nicht länger
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