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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Autoren: Joanne Bertin
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1. KAPITEL
     
     
    Die beiden Männer saßen auf ihren Pferden und spähten aufs Meer hinaus, geschützt vor der brennenden Sonne in einer kleinen Bucht, die Wind und Wellen aus dem Steilhang hinter ihnen gefressen hatten.
    Nicht, daß das grelle Sonnenlicht sie verbrannt hätte. Sie waren Tah’nehsieh, Bewohner der gnadenlosen Wüste, Kinder des roten Landes, dunkler als die Jehangli des Phönixreiches. Aber wie alle, die die Wüste kannten und achteten, schonten sie sich selbst und ihre Reittiere, wann immer das möglich war.
    Einer der Männer, sowohl jünger als auch hellhäutiger als sein Begleiter, schnupperte in die Luft. Er lächelte. Es war tatsächlich seltsam, den Geschmack von Salz auf den Lippen zu spüren. Aber irgendwie vertraut und willkommen. Vielleicht sprach er zum nördlichen Teil seines Blutes und erzählte von den Welten, von denen seine Mutter ihm berichtet hatte: hohe Berge, bedeckt mit Kiefern-, Ahorn-, Buchen- und Eichenwäldern, und ein Leben auf See. Er versuchte sich so viele Bäume vorzustellen, die hoch aufragend nebeneinanderstanden, die Kronen ineinander verflochten, ein Dickicht von grünen Blättern. Es war nicht möglich. Alles, was er vor seinem geistigen Auge sah, waren die struppigen Bäume, die er kannte, die Wüstenkiefern und kleinen Eichen nahe dem Mehanso. Es gab nur wenige dieser Bäume, verkrüppelt von Wind und Sonne und Trockenheit.
    Dann dachte er an das Tal und bekam eine bessere Vorstellung davon, wie ein nördlicher Wald aussehen mochte.
    Der andere Mann sagte: »Hast du es entdeckt? Das Schiff? Wenn meine Vision der Wahrheit entsprach, ist es vor ein paar Tagen in See gestochen und sollte inzwischen hier sein.«
    »Nein, Zhantse«, erwiderte der junge Mann. »Noch n … warte!« Er schirmte die Augen mit der Hand ab. Ja, dort war ein Segel. Wieder einmal hatte eine der Visionen seines Meisters sich als wahr erwiesen. Nicht, daß er daran gezweifelt hatte; Zhantses Visionen waren niemals falsch. Manchmal waren sie schwer zu verstehen, manchmal wurden sie falsch interpretiert, aber am Ende erwiesen sie sich nie als falsch.
    Er blinzelte in die Sonne und dachte an alles, was seine Mutter ihm von Schiffen erzählt hatte. »Es wird hier sein, bevor die Sonne zwei weitere Handbreit sinkt.«
    Er legte die Hände an den Mund und rief den Männern, die im Schatten der Felsen am Strand unter ihnen warteten, die Neuigkeit zu. Sie winkten. Die meisten dösten dann im Schatten weiter.
    Aber warum war das Schiff hier? Es hätte erst in vielen Tagen eintreffen sollen. War etwas nicht in Ordnung? War ihren assantikkanischen Geschäftspartnern etwas zugestoßen? Zhantse hatte erwähnt, daß die Vision irgendwie unbehaglich gewesen war …
    »Ich frage mich, ob …« Er hielt inne. Die Luft entwich aus seinen Lungen, als hätte eine riesige Hand seine Brust zerdrückt. Kalter Schweiß lief ihm über den Rücken und die Brust.
    Panik überfiel ihn. Er mußte an die Felsen denken, die nur ein paar Handspannen über seinem Kopf hingen. Wenn sie niederstürzten, würden sie ihn zerdrücken wie einen Käfer.
    Flieh!
    Sein Pferd reagierte auf den unbewußten Schenkeldruck und sprang in die Sonne hinaus.
    Die plötzliche Helligkeit blendete ihn; seine Augen füllten sich mit brennenden Tränen. Er hatte nichts gegen den Schmerz. Denn mit diesem Schmerz verging der plötzliche Wahnsinn, das Bedürfnis davonzurennen. Er zügelte seine Stute.
    Keuchend lehnte er sich über den Sattelknauf. Die Geister mochten ihm beistehen … was war dieser Tage nur los?
    »Shima!« Die Stimme durchdrang den Nebel, der seinen Geist nach solchen Panikanfällen umgab. Er zwang sich, sich umzusehen und mit beherrschter Stimme zu antworten. »Es … geht mir gut.« Er wandte den Blick ab, bevor Zhantse die Lüge in seinen Augen erkennen konnte.
    Ein tiefer, schaudernder Atemzug; er schaute zu dem Felsen hinauf, der sich zum Himmel erstreckte; er sah den alten Mann an, der immer noch in der flachen Höhle auf seinem Pferd saß, und er wußte, er würde nicht zurückkehren können.
    Die Männer am Strand hatten ihn ebenfalls bemerkt; er sah, wie sie verwirrte Blicke austauschten. Nathua, Milchbruder seines Vaters, erhob sich und runzelte besorgt die Stirn, als er sich den Sand von dem kurzen Kilt streifte. Shima winkte ab. Nathua zögerte und überlegte eindeutig, ob er nicht doch nachsehen sollte.
    Shima hielt die Luft an. Er wollte seinem prosaischen Clanonkel nichts erklären müssen. Noch einmal winkte er
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