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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes
Autoren: Ingrid Strobl
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Verdachtes konnte bewiesen werden. So ehrenhaft wie ein Politiker. Scheiße. Eigentlich sollte man froh sein, dass der so elegant entsorgt worden ist.« Ein fetter Arm stieß mit ausgestrecktem Finger auf mich zu. »Das hab ich nie gesagt, klar?«
    »Logisch.«
    Die Tür öffnete sich, und ein junger Beamter mit Aknenarben und dünnem, blondem Haar balancierte ein Tablett mit einer Thermoskanne und zwei Tassen herein.
    »Danke, Klövermann«, flötete Fahrenbach liebenswürdig, als das Tablett auf dem Schreibtisch stand. »Gibt’s was Neues?«
    »Ich habe eine Liste seiner Konten. Vierzehn bei vier Banken. Die richterliche Erlaubnis, die einsehen zu dürfen –«
    »Was ist mit seiner Frau?«, fiel Fahrenbach ihm ins Wort.
    »Wir haben sie noch nicht finden können.«
    Fahrenbachs Augen schossen Blitze, doch er sprach unverändert freundlich. »Machen Sie Feierabend, Klövermann.«
    »Danke, Chef.« Klövermann verzog sich eilig aus dem Büro.
    Fahrenbach wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. »Er ist ein Trottel. Aber ich habe keinen anderen«, sagte er mit leidendem Ausdruck.
    »Wo ist denn Pollack?«, fragte ich.
    »Krank. Schon seit sechs Wochen. Fällt mindestens ein halbes Jahr aus. Scheiße.«
    »Was hat er denn?«
    »Üble Geschichte, hat sich fast den Fuß abgehackt.«
    »Wie denn das?«
    »Beim Kleinholzmachen für seinen Kamin. Mit der Axt.«
    »Mein Beileid«, sagte ich. Dass Pollack nicht da war, erschwerte die Sache. Er war nicht gerade ein Freund, aber mein Verhältnis zu ihm litt nicht unter permanenten Spannungen wie das zu Fahrenbach. Wir respektierten uns.
    »Was waren das eigentlich für Gorillas, die hinter Wolter her waren?«, fragte ich.
    »Haus-Sicherheitsdienst.«
    »Die Burschen sahen mir ziemlich hart aus. Diese Sicherheitsdienste beschäftigen doch sonst nur Rentner.«
    »In dem Haus legt man auf Sicherheit gesteigerten Wert. Ich wundere mich, dass Wolter es überhaupt bis in das Büro geschafft, ob er jetzt geschossen hat oder nicht.«
    »Gibt es keine Angestellten?«
    »Nur eine Geschäftsführerin. Aber die war außer Haus.«
    »Wieso waren die Sicherheitsleute so schnell am Tatort?«
    »Die haben einen anonymen Anruf erhalten, dass in Schwarzenbergers Büro ein Mord passiert sei.«
    »Kam der Anruf von außerhalb oder aus dem Haus?«
    »Aus dem Haus, aber von einem öffentlich zugänglichen Apparat.«
    »Also«, ich schenkte Kaffee in die Tassen und nahm einen Schluck, »glauben wir Wolter einfach mal. Er marschiert unbehelligt von Security und Angestellten in das Büro, wo er die Leiche des Mannes vorfindet, den er eigentlich umlegen wollte. Gleichzeitig werden die Gorillas informiert.«
    Fahrenbach griff nach seiner Tasse und nippte daran. »Klingt nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Die 38er spricht für Wolters Version.«
    »Aber sonst nichts.«
    Ich nahm noch einen Schluck Kaffee. »Wie lange haben die Gorillas nach dem Anruf bis ins Büro gebraucht?«, fragte ich.
    »Nach ihren Angaben sechzig Sekunden. Die sitzen im Erdgeschoss.«
    Ich zielte über Daumen und Zeigefinger auf Fahrenbach.
    »Bang!« , sagte ich und sah dann auf meine Uhr. Der Sekundenzeiger kroch vorwärts. Nach zehn Sekunden bewegte sich Fahrenbach unbehaglich in seinem Stuhl. Nach zwanzig winkte er ab.
    »Schon gut, ich verstehe, was Sie meinen. Er ist eben nicht sofort weg.«
    »Sie meinen, er hat noch ›Il Tuffo‹ auf den Schreibtisch geschrieben?«
    »Hat er Ihnen davon erzählt?« Fahrenbachs fette Rechte massierte seine Augen. »Die Spur ist noch nicht ausgewertet.«
    »Italienisch. Heißt ›der Kopfsprung‹, ist aber auch eine Verkürzung von ›Tartuffo‹, also ›Trüffel‹, wenn ich mich nicht irre. Kann ich für Sie nachgucken.«
    »Vielen Dank, einen Übersetzer können wir uns schon noch leisten.« Er trank seine Tasse leer. »Kant, tun Sie mir den Gefallen und behalten das für sich, ja? Die Presse macht sonst gleich einen ›Autogramm-Mörder‹ draus. Ersparen Sie mir das bitte.«
    »Natürlich, Fahrenbach. Aber sagen Sie mir eines: Warum hätte Wolter das schreiben sollen?«
    »Was weiß ich.« Wieder wischten seine fetten Finger durch sein Gesicht. Dann sah er ärgerlich in seine Tasse. »Bezahlt Wolter Sie?«, fragte er schließlich.
    »Nein. Aber wenn er tatsächlich der Mörder war, werdet ihr versuchen, mich wegen Beihilfe dranzukriegen, richtig?«
    »Richtig.« Er sah mir für fünf Sekunden in die Augen. »Sie glauben ihm wirklich, was?«
    Ich nickte.
    »Hauen Sie ab,
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