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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit
Autoren: Dean R. Koontz
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rückwärts und in nördliche Richtung mit zehn ... zwölf ... nun fünfzehn Knoten gegen eine Strömung von neun Knoten an, was zu einer effektiven Trennungsgeschwindigkeit von fünfzehn Knoten führte.
    Gorow wußte nicht, ob diese Geschwindigkeit ausreichte, um sie zu retten, doch mehr schafften sie im Augenblick nicht, denn um eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen, benötigten sie mehr Zeit, als ihnen bis zur Detonation blieb.
    »Eis über uns«, meldete der Offizier hinter dem Oberflächen-Echolot. Sie hatten den trichterförmigen Hohlraum im Mittelpunkt des Bergs verlassen. »Sechzig Fuß. Eis über uns auf sechzig Fuß.«

23:58
     
    Harry betrat die Dekompressionskammer und setzte sich neben Rita. Sie hielten sich an den Händen und starrten auf seine Uhr.
     

23:59
     
     
    Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit im Kontrollraum stand die sechsziffrige Digitaluhr achtern vom Kommandostand. Nikita Gorow bildete sich ein, er könne bei seiner Besatzung jedesmal ein Zusammenzucken feststellen, wenn die Sekundenziffer weitersprang.
     
     
    23:59:10
    23:59:11
     
    »Wie es auch ausgeht«, sagte Emil Schukow, »ich bin froh, daß ich meinen Sohn Nikita genannt habe.«
    »Vielleicht haben Sie ihn nach einem Narren benannt.«
    »Aber nach einem interessanten Narren.«
    Gorow lächelte.
     
    23:59:30
    23:59:31
     
    »Freies Wasser«, sagte der Techniker hinter dem Oberflächen-Echolot. »Kein Eis über uns.«
    »Wir haben ihn hinter uns gelassen«, sagte jemand.
    »Aber wir sind noch nicht außer Gefahr«, warnte Gorow. Er wußte sehr wohl, daß von der Explosion weggeschleuderte Fragmente des Eisbergs sie noch immer erreichen konnten.
     
    23:59:46
    23:59:47
     
    »Freies Wasser. Kein Eis über uns.«
     
    23:59:49
     
    Zum zweitenmal in zehn Minuten erklang eine Alarmsirene, und das Wort NOTFALL blitzte in roten Lettern auf einem der Bildschirme an der Wand auf.
    Gorow trat vor einen Monitor und mußte erfahren, daß ein weiteres Torpedorohr in dem beschädigten Teil der Hülle teilweise nachgegeben hatte:

    MÜNDUNGSSCHOTT DES VORDEREN TORPEDOROHRS NUMMER VIER ZUSAMMENGEBROCHEN. ROHR BIS ZUM SCHOTT MIT WASSER VOLLGELAUFEN.

    Gorow zog ein Mikrofon hinab. »Kapitän an Torpedoraum!« rief er. »Geben Sie Ihre Position auf und schließen Sie alle wasserdichten Schotte.«
    »Lieber Gott im Himmel«, sagte Emil Schukow, der Atheist.
    »Die Schotte werden halten«, sagte Gorow mit Überzeugung und betete, daß er Recht behielt.
     
    23:59:59.
    24:00:00.
     
    »Alle Mann festhalten!«
    »Klares Wasser.«
     
    24:00:03.
     
    »Was ist los?«
    »Wo bleibt sie?«
     
    24:00:07.
     
    Die Erschütterung traf sie. Vom zerbrechenden Eisberg auf das Wasser und durch das Wasser in die Schiffshülle übertragen, war sie ein überraschend sanftes und fernes Poltern. Gorow wartete darauf, daß die Energie der Schockwellen sich steigerte, doch sie tat es nicht.
    Der Sonaroffizier meldete eine massive Zersplitterung des Eisbergs.
    Doch als der Sonar um null Uhr zwei noch kein größeres Eisfragment in der Nähe der Ilja Pogodin gefunden hatte, wußte Gorow, daß sie in Sicherheit waren. »Auftauchen«, befahl er.
     
    Im Kommandoraum brach Jubel aus.

NACHHER

[1]  18. JANUAR DUNDEE, SCHOTTLAND
    Kurz vor Mittag, zweieinhalb Tage nachdem sie ihrem Eisgefängnis entkommen waren, trafen die Überlebenden in Schottland ein.
     
    Seit George Lin vor so vielen Jahren mit seinem Vater auf einem kleinen Boot vom chinesischen Festland geflohen war, hatte er für Seereisen nicht mehr viel übrig, ganz gleich, ob nun über oder unter den Wellen, und war erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Das Wetter war für den Winter in Dundee weder rauh noch mild. Der flachgraue Himmel war bedeckt und wirkte bedrohlich. Die Temperatur betrug minus sechs Grad. Ein kalter Wind fegte von der Nordsee heran und peitschte das Wasser über die gesamte Länge der Förde von Tay auf.
    Über einhundert Reporter aus aller Welt waren nach Dundee geflogen, um über das Ende der Edgeway-Story zu berichten. Mit freundlichem Sarkasmus hatte ein Mann von der New York Times vor über vierundzwanzig Stunden den Ort ›Dandy Dundee‹ getauft, und diese Bezeichnung war hängengeblieben. Untereinander bot den Reportern das kalte, unfreundliche Wetter anscheinend wesentlich mehr Gesprächsstoff als das Ereignis, über das sie berichten sollten.
    Selbst, nachdem George die Pogodin um 12 Uhr 30 verlassen und fast eine Stunde lang in der frischen Brise
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