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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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Vorwort
    von Michael Michalsky
    Die tragende Rolle des Models
    Ein Designer ohne Models ist wie ein Maler ohne Leinwand. Die Leinwand ist eine tragende Grundlage seines Schaffens; auf ihr entsteht das Kunstwerk. Ein Maler kann auf Pinsel, Farben oder Stifte verzichten. Nicht jedoch auf seine Leinwand. Sie trägt seine Vision und verleiht ihr Ausdruck und Gestalt. Die Leinwand wird damit zum wesentlichen Teil der Kunst. Ohne Leinwand kein Bild. Ohne Bild kein Maler. So einfach ist das.
    Die Präsentation von High-Fashion auf einer großen Show ist Kunst. In keiner anderen Situation werden die Beziehung und die Abhängigkeit zwischen Designer und Model so deutlich. Treten geradezu schmerzhaft ans Licht.
    Die Modenschau ist das Highlight für jeden Designer und mit Abstand der wichtigste Moment einer jeden Fashionsaison. Ein halbes Jahr wurde auf diesen Tag hingearbeitet, an dem die Kollektion zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird. Alles muss perfekt sein, und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, wenn das erste Model den Catwalk betritt. Was, wenn das Model in die falsche Richtung läuft, stolpert oder sogar hinfällt? Eine Katastrophe! Für diese knapp 15 Minuten ist der Designer komplett von den Models abhängig.
    Entsprechend hoch ist der Druck, der auf diesen, meist jungen Menschen lastet. Die wenigsten, die vom Modelberuf träumen, sind sich darüber im Klaren. Sie sehen nur ein Leben voller Glamour, Party und Jet Set – nicht aber die harte Arbeit, die dahintersteckt. Von einem Model wird absolute Konzentration, Professionalität, Pünktlichkeit und Disziplin erwartet. Es muss seine Rolle perfekt beherrschen. Egal, ob das Mädchen oder der Junge 16 oder 66 ist, einen schlechten Tag hatte oder mit Jetlag kämpft. Darauf kann bei der Show keine Rücksicht genommen werden. Für den Designer steht einfach zu viel auf dem Spiel. Fehler sind nicht erlaubt.
    All eyes on the model. Sobald die Show beginnt, liegt die komplette Aufmerksamkeit des Publikums auf dem Model. Bei der MICHALSKY -Show sehen bis zu 2000 Menschen zu und live im Internet weitere 10 000.
    Sie alle blicken auf den einen einzelnen Menschen, der im Scheinwerferlicht auf dem Catwalk läuft. Dieser Mensch, unser Model, ist komplett allein, denn der Designer arbeitet während der Show backstage. Der kann nicht helfen. Doch er weiß: Die Kleider können noch so toll designt sein. Wenn sie nicht gut präsentiert werden, bekommen sie in den Augen der kritischen Fachpresse und Einkäufer keine Chance. Die Schnitte, Farben und Stoffe wirken nur im perfekten Wechselspiel mit der Haltung, dem Gang und der Ausstrahlung des Models.
    Entsprechend wichtig ist die Auswahl der Models für jede Show. Dabei habe ich nie verstanden, warum viele in unserer Branche Schönheit ausschließlich über Makellosigkeit, Schlankheit und Jugend definieren. Die Models haben die Aufgabe, meine Mode in Szene zu setzen und mit Leben zu füllen. Mit einer einheitlichen Schönheitsnorm ist das nicht möglich. Stattdessen wähle ich bei den Castings bewusst auch Models aus, die nicht dem Ideal entsprechen – passend zu meinem Mantra » Real Clothes For Real People«. Bei der Präsentation meiner Herbst/Winter 2011-Kollektion liefen deshalb auch die 64-jährige Evelyn Hall und die 65-jährige Pat Cleveland. Sie schwebten in meinen Kleidern über den Catwalk und haben mit ihrer Aura den ganzen Saal gefüllt. Die beiden sind der beste Beweis dafür, dass Schönheit keine Frage des Alters und des Körpers ist, sondern reine Kopfsache. Und das gilt im gleichen Maß für Mario.
    Bei Mario hatte ich sofort ein gutes Gefühl, als wir uns zum ersten Mal sahen. Beim Casting für meine Frühjahr/Sommer 2011-Show war er einer von circa 200 Models, die sich an diesem Tag vorstellten. Dass er ein schönes Gesicht und einen tollen Körper hat, konnte man schon auf der Set Card erkennen. Richtig fasziniert hat mich aber, dass er neben den anderen Jungs regelrecht » strahlte«. Sein Handicap war dabei nie ein Problem für mich. Tatsächlich bemerkte ich erst auf den dritten Blick, dass er anders ging, als die Jungs neben ihm. Als ich ihn darauf ansprach, bemerkte er ganz beiläufig: » Ach so, das … ich habe da so eine kleine Behinderung.« Ich dachte mir: Wenn er so lässig damit umgeht, wieso sollte ich es dann nicht tun?
    Seine natürliche und unkomplizierte Einstellung zu seinem Handicap finde ich beeindruckend und einfach wunderbar. Seine Lebensfreude und positive Energie haben
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