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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit
Autoren: Dean R. Koontz
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Gewässer von Südasien und Afrika geschleppt werden können, würde die gesamte Welt von den gesicherten guten Ernten der wenigen Länder profitieren, die in den direkten Nutzen dieses Projekts kämen...
     
    [6]  AMERIKANISCHE WISSENSCHAFTLER ERRICHTEN FORSCHUNGSSTATION AUF ARKTISCHEM EISFELD
    THULE, Grönland, 28. Sept. — Heute morgen sind Wissenschaftler unter der Führung von Dr. Harold Carpenter und Dr. Rita Carpenter, gemeinsam Träger des diesjährigen Rothschild-Preises für Umweltforschung, zwischen Grönland und Spitzbergen, Norwegen, auf der arktischen Eisdecke gelandet. Sie begannen mit dem Bau einer Forschungsstation drei Kilometer vom Rand des Eisfeldes entfernt, wo sie mindestens neun Monate lang von den Vereinten Nationen finanzierte Untersuchungen vornehmen werden.
     
    [7]  ARKTIS-EXPEDITION WIRD MORGEN STÜCK VON POLARER EISDECKE ABSPRENGEN
    THULE, Grönland, 14. Jan. — Morgen um Mitternacht werden Wissenschaftler der von den Vereinten Nationen finanzierten Station Edgeway knapp sechshundert Kilometer von der nordöstlichen Küste Grönlands entfernt eine Reihe von Sprengungen vornehmen, um einen fast einen Quadratkilometer großen Eisberg vom Rand der winterlichen Eisdecke zu sprengen. Zwei Trawler der Vereinten Nationen, die mit elektronischen Ortungsinstrumenten ausgerüstet sind, warten dreihundertfünfzig Kilometer südlich, um das Vorrücken des ›verwanzten‹ Eisberges zu verfolgen.
    Mit diesem Experiment soll festgestellt werden, ob die atlantischen Strömungen sich während des strengen arktischen Winters in den nördlichen Regionen so beträchtlich verändern...

ERSTER TEIL -   DIE FALLE

Mittag -  Detonation in zwölf Stunden

     
    Mit einem kristallzerschmetternden Kreischen drang die Spitze des Bohrers tief in das arktische Eis ein. Grauweißer Matsch wurde aufgewühlt, spritzte aus dem Loch und über den verkrusteten Schnee und gefror wieder in Sekundenschnelle. Der erhitzte Bohrkopf war außer Sicht, und der Großteil des langen Stahlschafts war ebenfalls in dem zehn Zentimeter durchmessenden Schacht verschwunden.
     
    Als Harry Carpenter den Bohrer beobachtete, stellte sich bei ihm die seltsame Vorahnung einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe ein. Ein schwaches Aufflackern von Beunruhigung. Wie der Schatten eines Vogels, der über eine helle Landschaft flattert. Sogar in seiner stark isolierten Kleidung erschauderte er.
    Als Wissenschaftler hegte Harry tiefen Respekt vor Logik, Methodik und Vernunft, doch er hatte gelernt, niemals eine Ahnung zu ignorieren — besonders auf dem Eis nicht, wo seltsame Dinge geschehen konnten. Er war nicht imstande, die Quelle seines plötzlichen Unbehagens zu benennen, wenngleich bei einem Job, der mit hochexplosiven Sprengstoffen zu tun hatte, gelegentlich dunkle Ahnungen zu erwarten waren. Die Möglichkeit, daß eine der Sprengladungen vorzeitig detonierte und sie alle tötete, war gering bis null. Und dennoch ...
    Peter Johnson, der Elektroniker, der gleichzeitig der Sprengstoffexperte des Teams war, schaltete den Bohrer aus und trat von ihm zurück. In seinem weißen Sturmanzug aus Gore-Tex und Thermolite, dem mit Pelz gefütterten Parka und der pelzgefütterten Kapuze ähnelte Pete einem Eisbären — von seinem dunkelbraunen Gesicht einmal abgesehen.
    Claude Jobert schaltete den tragbaren Generator aus, der den Bohrer mit Strom versorgte. Die Stille, die nun einsetzte, war so erwartungsvoll, intensiv und unheimlich, daß Harry über die Schulter zurück- und dann in den Himmel schaute. Er hatte ein Gefühl, als falle etwas auf ihn herab.
    Sollte der Tod an diesem Tag jemanden küssen, so würde er sich wohl eher von unten erheben, als sich von oben auf sein Opfer zu stürzen.
    Als es Mittag wurde, schickten die drei Männer sich an, die letzte Sprengladung von fünfzig Kilo tief in das Eis zu versenken. Es war die sechzigste Ladung, die sie seit dem vergangenen Morgen angebracht hatten, und sie alle waren sich der Gefahr bewußt: Sie standen auf so großen Mengen von hochwertigem Plastiksprengstoff, daß sie mit einem einzigen apokalyptischen Blitz getötet werden könnten.
    Großer Phantasie bedurfte es nicht, um sich den eigenen Tod in dieser feindseligen Region vorzustellen: Die Eisdecke war ein perfekter, völlig lebloser Friedhof und förderte Gedanken an die Sterblichkeit. In allen Richtungen erstreckten sich geisterhaft bläulichweiße Ebenen, die während dieser langen Jahreszeit der fast ununterbrochenen Dunkelheit,
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