Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Kommandostand. Rote Buchstaben ersetzten sie: NOTFALL.
    Gorow drückte auf eine Taste mit der Aufschrift ANZEIGE. Der Bildschirm wurde augenblicklich leer, und die Sirene erlosch. Eine neue Mitteilung erschien in den üblichen grünen Buchstaben:

    MÜNDUNGSSCHOTT DES VORDEREN TORPEDOROHRS NUMMER FÜNF ZUSAMMENGEBROCHEN. ROHR BIS ZUM SCHOTT MIT WASSER VOLLGELAUFEN.

    »Jetzt ist es soweit«, sagte Schukow.
    Das Rohr Nummer fünf mußte verzerrt worden sein, als sie früher am Abend mit dem Treibeis kollidiert waren. Nun hatte das Mündungsschott an der Außenhülle nachgegeben.
    »Nur die äußere Tür ist zusammengebrochen« sagte Gorow schnell. »Nur das Mündungsschott. Nicht das Innenschott. Es ist kein Wasser im Schiff. Noch nicht — und es wird auch keins hereinkommen.«
    »Herr Kapitän«, sagte ein Matrose, der eine der Sicherheitsschalttafeln überwachte, »unsere Besucher haben die obere Luke der Luftschleuse geöffnet.«
    »Wir werden es schaffen«, sagte Gorow zu der Mannschaft im Kontrollraum. »Verdammt, wir werden es schaffen.«

23:52
     
    Die Luke der Luftschleuse des vorderen Fluchtschachts war von einem Kontrollpult innerhalb des U-Boots geöffnet worden. Harry schaute in eine winzige, hell erleuchtete und mit Wasser gefüllte Kabine. Wie Leutnant Timoschenko sie gewarnt hatte, war sie lediglich groß genug, um vier Taucher auf einmal aufzunehmen — und dabei war sie doppelt so groß wie die Fluchtschächte der meisten anderen U-Boote.
     
    Einer nach dem anderen stiegen Brian, Claude, Rita und George in den runden Raum hinab und setzten sich, die Rücken gegen die Wand gedrückt, auf den Boden.
    Harry schloß die Luke von außen, was schneller ging, als wenn jemand sie von innen mit einem Taljereep zugezogen und dann das Dichtungsrad gedreht hätte.
    Er sah auf seine Uhr mit den Leuchtziffern.

23:53
    Gorow beobachtete beunruhigt die Reihe der Monitore. »Fluchtschacht bereit«, sagte Schukow und wiederholte damit die Meldung, die er über seinen Kopfhörer erhalten hatte. Gleichzeitig erschien dieselbe Information auf einem der Computerbildschirme.
     
    »Die Taucher hereinholen«, befahl Gorow.

23:54
     
    In der Luftschleuse hielt Rita sich an Wandgriffen fest, während starke Pumpen das Wasser innerhalb von dreißig Sekunden aus der Kammer sogen. Sie nahm die Maske nicht ab, sondern atmete weiterhin, wie man sie angewiesen hatte, die Gasmischung aus ihrem Sauerstofftank ein.
     
    In der Mitte des Bodens öffnete sich eine Luke. Ein junger russischer Matrose tauchte auf, lächelte fast schüchtern und winkte mit einem Finger. Sie verließen die Luftschleuse schnell und kletterten durch eine Leiter in den Kontrollraum des Fluchtschachts. Der Matrose kletterte die Leiter hinter ihnen hinab, zog die innere Luke zu, dichtete sie ab und ging schnell zu der Schalttafel. Mit einem Tosen strömte wieder Wasser in die obere Kammer.
    Als Rita mit den anderen in eine benachbarte Dekompressionskammer ging, wurde ihr noch einmal ganz deutlich klar, daß die riesige, mit Sprengstoff gespickte Insel aus Eis direkt über dem U-Boot trieb.

23:56
     
    Harry zog erneut an der Luke, und sie schwang auf.
     
    Er wartete, bis Franz und Pete hineingestiegen waren, folgte ihnen dann und zog die Luke von innen zu.
    Sie setzten sich mit den Rücken an die Wand.
    Er mußte nicht mal auf seine Uhr sehen. Eine innere Krisenuhr verriet ihm, daß ihnen bis zu der Detonation noch etwa vier Minuten blieben. Die Abflüsse öffneten sich, und die Pumpen leerten den Fluchtschacht.

23:57
     
    Ein Berg aus Eis, der auf der Schwelle der gewaltsamen Vernichtung stand, erhob sich über ihnen, und wenn er in Stücke ging, während sie sich darunter befanden, würde das Boot höchstwahrscheinlich zu Schrott zerschmettert werden. Der Tod würde so schnell kommen, daß vielen von ihnen nicht mal die Gelegenheit blieb, einen Schrei auszustoßen.
     
    Gorow zog das an der Decke hängende Mikrofon hinab, rief den Manövrierraum und befahl, sofort mit voller Kraft zurück zu fahren.
    Der Manövrierraum bestätigte den Befehl, und einen Augenblick später erzitterte das Schiff als Reaktion auf die abrupte Schubumkehr.
    Gorow wurde gegen das Geländer des Kommandostands geworfen, und Schukow wäre fast gestürzt.
    Aus dem Lautsprecher unter der Decke: »Manövrierraum an Kapitän. Maschinen volle Fahrt zurück.«
    »Ruder mittschiffs.«
    »Ruder mittschiffs.«
    Der Eisberg bewegte sich mit neun Knoten in südliche Richtung. Das U-Boot fuhr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher