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Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Titel: Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Autoren: Wolfhart Berg
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GUIFRÉ EL PILÓS
    852 – 897
    Der
Ahnherr von Barcelona war ein Graf und Krieger aus Südfrankreich. Er baute die Stadt zu einem mittelalterlichen Machtzentrum aus. Und er schuf die Flagge Kataloniens – mit seinem eigenen Blut
.
    D er Furor germanicus – damit hat es begonnen! Nun ja, um es politisch korrekt auszudrücken, sind eigentlich die Franken dafür verantwortlich, dass Barcelona zur Grafschaft und mittelalterlichen Weltstadt aufstieg. Dieses westgermanische Volk überrannte halb Europa und herrschte dann über weite Teile des heutigen Frankreichs und Deutschlands. Als Pippin der Kurze 768 starb, reichte das Fränkische Reich bis an die Pyrenäen. Sein Nachfolger Carolus Magnus, bekannt als Kaiser Karl der Große, erweiterte das Reich bis 806 über die Pyrenäen hinaus. Sein Sohn
Ludwig der Fromme
schlug die Araber und vertrieb sie bis hinter den Riu Llobregat. Katalonien war nun als Spanische Mark von den Pyrenäen über Urgell und Girona bis südlich von Barcelona politisch geschaffen. Dafür brauchte der Fromme einen Mann, den die Stadt bis heute als ihren Ahnherrn sieht: Guifré el Pilós.
    Diese Geschichte ist ziemlich blutig und handelt von einem Haarigen und einem Kahlen. Beide adlig, beide sehr kriegerisch. Ein Epos aus dem frühen Mittelalter, wo Heldenmythen geboren werden und die Sagen noch Jahrhunderte später die Nachwelt erschaudern lassen. Jede Stadt, die was auf sich hält, braucht eine so leicht zu glorifizierende Vergangenheit. Auch (oder erst recht) die katalanische Stadt Barcelona. Man muss allerdings etwas weiter ausholen, um die Entstehung der Stadt historisch, strategisch und geopolitisch darzustellen.
    Als die Römer dann im Ersten Punischen Krieg ( 264 – 241  v.Chr.) den Karthagern (Puniern) die Inseln Korsika, Sizilien und Sardinien abnehmen, bekommen sie Lust auf mehr Macht im Mittelmeer. Im Zweiten Punischen Krieg ( 218 – 201 ) treten zwei römische Legionen gegen Hannibals karthagische Krieger an, die Spaniens Mittelmeerküste von Südfrankreich und von Gibraltar aus in die Zange und unter ihre Herrschaft nehmen wollen.
    Dem römischen Feldherrn Scipio gelingt es jedoch, von der Costa Brava aus den Puniern die Nachschubwege abzuschneiden und die Küste von den Pyrenäen aus über Barcelona und Tarraco (heute Tarragona) bis zur Ebro-Mündung zu besetzen. So entsteht um 210  v.Chr. die römische Kolonie »Hispania citerior« mit Tarraco als Metropole. Von hier aus werden die Karthager bald aus ganz Spanien vertrieben. Tarraco ist um 100  v.Chr. mit Tempeln, Lagerhäusern und Palästen Roms Hauptstadt für ganz Spanien. Als Julius Caesar 40  v.Chr. einen Triumphbogen bauen lässt, zählt Tarraco schon um die 35 000  Einwohner. Tarragona hat heute die meisten erhaltenen römischen Bauten ganz Spaniens aufzuweisen.
    Im Gegensatz zu Tarraco liegt der Küstenfleck zwischen Riu Besós und Riu Llobregat um 45  v.Chr. immer noch im Abseits, wenn man einmal davon absieht, dass der aus nordafrikanischen Berbern, Karthago-Abkömmlingen, und Kelten gemischte Volksstamm der Laietani – die Via Laietana ( ▶ F 4 –H 6 ) trennt heute das Gotische Viertel vom Casc Antic und Barri Ribera in nordwestlicher Richtung – mit seinen Hirten und Bauern durch die Gegend streift. Weil aber Roms spanische Hauptstadt Tarraco rasant wächst und die Grundstücke knapp werden, weil auch der Schiffsweg von Marseille über Narbonne bis Tarraco doch recht lang ist, entstehen auf den Wiesen und dem Hügel »Mons Jovis« (Montjuïc) die ersten Hütten. Im Jahr 14  v.Chr. wird das neue Dorf der Fischer, Bootsbauer und Händler, die um einen provisorischen Hafen zur Proviantversorgung der römischen Flotte siedeln, offiziell zur römisch-kaiserlichen Kolonie Faventia Julia Augusta Paterna Barcino ernannt – die Stunde null in der Geschichte Barcelonas.
    ALLES BEGANN MIT DEM RÖMISCHEN BARCINO
    Der Ort wird als Hafen- und Handelsplatz bald wichtiger als Tarraco. Eine Stadtmauer umschließt die heutigen Stadtteile Raval, Gòtic und Ribera. Zwischen den Häusern aus Lehm und Ziegel entstehen für reiche römische Patrizier und Feldherren im 1 . bis 3 . Jh. n.Chr. Paläste, Thermen und der Augustustempel. Davon sind heute noch drei Säulen in der kleinen Carrer del Paradis 10 ( ▶ G 5 ) zwischen der Kathedrale und der Plaça Sant Jaume zu sehen.
    Gut erhaltene Teile der Stadtmauer mit ihren ehemals 78  Türmchen sind ab der Plaça Nova vor der Kathedrale zu entdecken. An der Mauer entlang führt
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