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Eiszart

Eiszart

Titel: Eiszart
Autoren: Kerstin Dirks
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wundervolle Dinge. Dafür bin ich dir dankbar. Ich hoffe, ich werde bald geschickter, damit ich dir Freude mache, so wie du mir.«
    Er streichelte ihre Wange. »Das ist süß von dir, ma chère. Die Erfahrung wächst mit den Jahren.«
    Sie kicherte, hielt dann aber inne, weil ihr ein Gedanke gekommen war, den sie nur zögerlich auszusprechen wagte. »Woher hast du deine Erfahrung?«
    Etienne schien einen Moment zu brauchen, um eine Antwort zu finden. »Manche Dinge sollte ein Kavalier für sich behalten«, sagte er.
    »Heißt das, du sagst es mir nicht?«
    »Es ist besser so.«
    »Ich will es aber wissen! Wenn du mich einmal heiraten willst, soll es keine Geheimnisse zwischen uns geben.«
    »Geheimnisse beleben die Ehe, mein Liebchen.« Er knöpfte seinen Rock zu und strich die Falten aus dem schimmernden, blauen Stoff.
    »Warum schweigst du dich darüber aus? Was ist daran so schlimm? Hast du ein Pärchen heimlich beobachtet, als es miteinander schlief? Oder hat dir jemand erzählt, wie es geht? Hast du ein Buch darüber gelesen?«
    Er runzelte die Stirn.
    Sie sah ihm in die Augen, doch er wich ihrem Blick aus. »Oder hast du ...« Sie biss sich auf die Zunge, denn sie wollte den Gedanken nicht aussprechen.
    »Ja? Was habe ich?« Er sah sie ernst an.
    »Ich ... weiß nicht«, stammelte sie.
    »Sprich deinen Verdacht aus, Lorraine.«
    »Nein ... Es war nur ein dummer Gedanke. Vergiss, dass ich etwas sagte.«
    Seine Hand legte sich auf ihre Wange und streichelte sie sanft. »Nein, es gibt keine dummen Gedanken. Da du es unbedingt wissen willst, werde ich es dir sagen. Du gibst sonst vermutlich keine Ruhe.«
    Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Ihr Herz pochte heftig, weil sie fürchtete, etwas zu hören, das ihr nicht gefiel.
    »Du hast recht«, sagte er und machte eine bedeutungsvolle Pause, ehe er fortfuhr. Ich habe es ... in einem Buch gelesen!« Ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
    Lorraine atmete auf. Warum hatte er sie derart aufziehen müssen? Scherzhaft schlug sie ihm die Faust gegen die Brust.
    »Jage mir nie mehr solch einen Schrecken ein! Ich dachte schon, du hättest mit einer anderen Frau geschlafen.«
    »Ach, Lorraine. Wieso reagiert ihr Frauen nur immer auf diese Weise? Gott hat uns unterschiedlich gemacht. Ihr werdet von romantischen Gefühlen getrieben. Mit uns Männern ist es anders. Wir können den Verlockungen des Weibes nur schwer widerstehen. Ich kann den Körper einer Frau begehren, ohne ihr Herz besitzen zu wollen.«
    Lorraines Stirn legte sich in Falten. Waren Gefühl und Körperlichkeit nicht untrennbar miteinander verbunden? Wieso hatten nur Männer die Fähigkeit, beides voneinander zu trennen?
    Das Geschrei von Kindern schreckte sie plötzlich aus ihren Gedanken.
    »Was ist denn vor eurem Haus los?«, wunderte sich Etienne und schritt zum Fenster, um den Vorhang zur Seite zu ziehen.
    »Pass auf, dass dich niemand sieht«, beschwor Lorraine ihn und spähte neugierig über seine Schulter.
    Vor dem Garten hatten sich die Kinder der Nachbarschaft um Beaumont und Giffard gesammelt. Die beiden Männer hatten Schwierigkeiten, an ihnen vorbei zum Gartentor zu gelangen. Was hatte dieser Andrang zu bedeuten? Ihr Vater war zwar bei den Kindern sehr beliebt, da er sich gern um sie kümmerte, ihnen Geschenke machte und sie manchmal unterrichtete. Doch nie war es zu einem derartigen Ansturm gekommen. Hastig zog sie Etienne vom Fenster weg, aus Sorge, ihr Vater könne ihn zufällig erblicken.
    »Wer ist denn dieser merkwürdige Mann neben deinem Vater?«
    »Das war Giffard. Du kennst ihn doch.«
    »Nein, es war noch jemand bei ihm. Merkwürdig, ich könnte schwören, er lief gebückt.«
    »Gebückt? Bist du dir sicher?«
    »Ich habe ihn doch mit eigenen Augen gesehen.«
    »Vielleicht ist er ein Patient, der einen Hexenschuss hat?«
    »Das klingt einleuchtend.«
    Lorraine streifte sich eilig ihr Kleid über und band die Haare zu einem Knoten. »Vater darf dich hier nicht sehen. Am besten kletterst du aus dem Fenster, sobald er das Haus betreten hat.«
    »Lieber nicht. Die Kinder werden mich sehen, und dann ist unser Geheimnis im Nu Stadtgespräch!«
    Nachdenklich fuhr sie sich mit dem Zeigefinger über das Kinn. »Das stimmt. Dann lenke ich Vater und Giffard ab, damit du dich aus der Hintertür hinausschleichen kannst.«
    »Viel lieber würde ich noch ein Weilchen bei dir bleiben, ma chère.«
    »Oh Etienne!« Sie seufzte glücklich. »Das würde mir auch sehr
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