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Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)

Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)

Titel: Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)
Autoren: Sascha Menzer
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Impressum: Sascha Menzer, Pestalozzistr. 5-8, 13187 Berlin, Tel: 030-43655009,
    email: [email protected], UID: DE256300986
     
     
     
     
     
    Ein neuer Anfang
     
    Er saß am Küchentisch und war auf der Suche nach einem neuen Job. Die Zeitungsanzeigen waren wieder einmal voll von Ausbeuter-Angeboten: „Assistent für die Telefon-Akquise gesucht“ oder „Zeitungsverlag sucht Promoter“, von den verschleierten Rotlicht-Anzeigen der Machart „Escort-Agentur sucht Verstärkung“ ganz zu schweigen. Missmutig durchblätterte er das kostenlose Wochenblatt und durchforstete die Anzeigen nach einer brauchbaren Arbeit.
    Die meisten Wiederholungs-Anzeigen kannte er schon, manchmal  gaben sie sich in neuem Gewand, mit anderer Telefonnummer. Er kannte diese „Jobs“ und wusste, dass dabei nicht viel zu holen war. Nach ein paar Wochen Telefonieren für Glücksspiel-Agenturen oder vornehm als „Sales Manager“ titulierter Sprecharbeiter war er  ausgebrannt und bekam den Hörer nicht mehr hoch. Er hatte auch schon zeitweise mit Headset telefoniert, aber trotzdem war diese Tätigkeit definitiv nicht sein Fall. Nach einem Tag Telefonieren war er immer so fertig, dass er sich abends nach Hause schleppte und nach ein paar Flaschen Bier ins Bett kippte. Nein, das war wirklich nicht das, was er sich unter Berlin vorgestellt hatte.
    Nach dem Abitur war er von zuhause ausgezogen und hatte mit einem Psychologiestudium begonnen. Nach einiger Zeit hatte er jedoch herausgefunden, dass es nicht sein Ding war, im Interesse von Wirtschaft und Politik in einem krankheitsorientierten Gesundheitssystem die gesellschaftlichen Fehlleistungen eines falschen Systems wieder gerade zu biegen. Das darauf folgende Betriebswirtschaftsstudium machte ihm nur noch mehr klar, dass er in dieser Welt einfach keinen Platz fand, wenn er nicht mit dem allgemeinen Strom schwimmen wollte, der ihm so fremdartig, verlogen, heuchlerisch und irrational erschien. Er hatte keine Lust, an irgendeinem Schreibtisch zu versauern, um im Auftrag des Großkapitals Menschen um ihren hart erarbeiteten Lohn zu bringen. Denn nur darauf schien es seiner Meinung nach hinauszulaufen. Verwöhnte Studenten mit reichen Eltern profitierten von einer umfassenden Bildung. Anschließend würden sie auf Kosten armer, ungebildeter Sklaven, die ihr schlecht bezahltes, hartes Arbeitsleben erdulden mussten oder in die Sozialsysteme gedrängt wurden, ein angenehmes Leben führen, ohne sich dabei jemals die Finger schmutzig machen zu müssen. Nun musste er jedoch feststellen, dass die Welt ebenso war, wie sie war. Die Illusion, sich irgendwie durchzuschlagen, ohne diesem System seine wertvolle Energie zu opfern, diesem System, das ihm völlig absurd, seelenlos und von Wahnsinnigen erdacht zu sein schien, war gar nicht möglich.
    Er hatte es auch mit zahlreichen Promotion-Jobs versucht und war dabei mehr oder weniger erfolgreich gewesen. Jeden Tag nur 10 Zeitungs-Probeabos an den Mann und die Frau bringen, dann hätte er nach ein paar Tagen Arbeit pro Woche das Geld für das monatliche Überleben zusammen, so hatte er es sich ausgerechnet. Die Wohnung, in der er zur Untermiete wohnte, kostete nicht viel, und er lebte sparsam. Dass die Promoterei jedoch ein derart hartes Brot werden würde, das war ihm nicht in den Sinn gekommen. Leute anquatschen von morgens bis abends und hoffen, dass jemand freiwillig seine Unterschrift für ein kostenloses Probeabo hergibt, das war schwieriger als erwartet. Nach drei Tagen schon hatte er den Job als Zeitungs-Promoter aufgegeben und war wieder auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit. Diese ganze Sucherei kostete Kraft und Nerven. Wenn doch wenigstens einmal etwas vernünftiges ohne Maloche dabei wäre, dachte er sich. In einer Anzeige wurde noch eine Verstärkung für eine Bar gesucht, jedoch rechnete er sich hier aufgrund seiner Alkohol-Problematik wenige Chancen dafür aus, dass dies ein dauerhafter Job für ihn mit Zukunft sei. Außerdem wurden ohnehin fast nur weibliche Kandidatinnen dafür ausgewählt. Die Gastronomie hatte ihn bisher nicht sehr gereizt, und von den sogenannten „Büro-Jobs“ hatte er erst einmal die Schnauze gestrichen voll. Er war einfach nicht der Typ für Telefon und Papierkram. Jedenfalls war er das momentan nicht, nach dieser letzten entwürdigenden Team-Besprechung, wo er vor der Gruppe heruntergemacht worden war, weil er wieder einmal „null Umsatz“ gemacht hatte. Da war er nicht der einzige, und er hatte an
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