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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch
Autoren: Holly Smale
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1
    I ch heiße Harriet Manners, und ich bin uncool.
    Ich weiß, dass ich uncool bin, weil ich es gerade im Wörterbuch nachgeschlagen habe. Ich habe einen kleinen Haken neben sämtliche Symptome gesetzt, die mir bekannt vorkamen, und es sieht so aus, als hätte ich sie alle.
    Was mich – und an dieser Stelle sollte ich unbedingt ganz ehrlich sein – nicht besonders überrascht hat. Die Tatsache, dass auf meinem Nachttisch ein Wörterbuch liegt, ist schon das erste Indiz. Die Tatsache, dass daneben ein Bleistift vom Naturhistorischen Museum und ein Lineal liegen, damit ich interessante Einträge ordentlich unterstreichen kann, ein weiteres.
    Oh, und dann noch die Tatsache, dass das Wort UNCOOL in roten Buchstaben außen auf meiner Umhängetasche steht. Das ist gestern passiert.
    Es sieht so aus, wenn auch nicht so ordentlich:
    UNCOOL
    Ich war das nicht. Das ist ja wohl offensichtlich. Wäre ja bescheuert, so was mit meiner eigenen Tasche anzustellen. Wenn ich meinen Besitz verunstalten wollte, würde ich eine prägnante Zeile aus einem guten Buch wählen oder eine interessante Tatsache, die nicht vielen Menschen bekannt ist. Und ich würde es definitiv nicht in Rot draufschreiben, eher in Schwarz oder in Blau oder vielleicht in Grün. Ich bin kein großer Fan der Farbe Rot, selbst wenn Rot das langwelligste Licht ist, das vom menschlichen Auge wahrgenommen werden kann.
    Um ganz offen zu sein: Ich weiß nicht, wer sich auf meiner Tasche verewigt hat – obwohl ich natürlich so meinen Verdacht habe –, aber die Handschrift ist nicht zu identifizieren. Die Schreiberin oder der Schreiber hat letzte Woche in der Englischstunde eindeutig nicht zugehört, als wir erklärt bekamen, dass die Handschrift ein wichtiger Ausdruck der eigenen Persönlichkeit ist.
    Egal, die Sache ist und bleibt die, dass meine Tasche, der anonyme Schmierfink und das Wörterbuch einer Meinung sind, woraus ich nur schließen kann, dass ich wohl tatsächlich uncool bin.
    Ich glaube, so was nennt man auch Ironie.

2
    J etzt wo ihr wisst, wer ich bin, wollt ihr bestimmt auch wissen, wo ich lebe und was ich so mache, richtig? Personen, Handlung und Ort – das macht eine gute Geschichte aus. Das habe ich in einem Buch mit dem Titel »Was gute Geschichten ausmacht« gelesen, verfasst von einem Mann, der im Augenblick keine Geschichte auf Lager hat, der aber genau weiß, wie er sie erzählen wird, sobald ihm irgendwann eine einfällt.
    Also.
    Im Augenblick ist Dezember, ich liege im Bett – unter ungefähr vierzehn Decken – und mache nichts – abgesehen davon, dass ich mit jeder Sekunde mehr schwitze.
    Also, nicht dass ihr euch Sorgen macht oder so, aber ich glaube, ich bin richtig krank. Ich habe feuchte Hände, mein Magen ist in Aufruhr, und ich bin deutlich blasser als noch vor zehn Minuten. Außerdem ist mein Gesicht von etwas befallen, was man nur als … Ausschlag bezeichnen kann. Kleine rote Punkte, völlig willkürlich verteilt, ganz und gar unsymmetrisch auf Wangen und Stirn. Und ein großer auf dem Kinn. Und einer direkt am linken Ohr.
    Ich werfe noch einen Blick in den kleinen Handspiegel, der auf meinem Nachttisch liegt, und dann seufze ich, so laut ich kann. Es besteht nicht der geringste Zweifel: Ich bin eindeutig schwer krank. Es wäre nicht gut, andere, mit womöglich weniger starkem Immunsystem, mit dieser gefährlichen Infektion anzustecken. Ich muss diese Krankheit einfach allein durchstehen.
    Den ganzen Tag. Ohne irgendwohin zu gehen.
    Schniefend schiebe ich mich noch ein bisschen tiefer unter meine Bettdecke und werfe einen Blick auf die Uhr an der Wand gegenüber (ein raffiniertes Stück: Die Ziffern sind auf die Unterkante gemalt, als wären sie gerade runtergefallen. Allerdings muss ich, wenn ich es eilig habe, raten, wie spät es ist).
    Und dann schließe ich die Augen und zähle im Geiste rückwärts:
    10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 …
    An dieser Stelle geht wie immer, auf die Sekunde, die Tür auf, und das Zimmer explodiert. Überall Haare, Arme, Tasche und Mantel. So eine Art Mädchenbombe.
    Und vor mir steht, wie durch einen punktgenauen Zauber, Nat.
    Nat – um das mal festzuhalten – ist meine beste Freundin und wir harmonieren so perfekt, dass es ist, als hätten wir ein Gehirn, das bei der Geburt geteilt wurde. Oder (und das ist eher wahrscheinlich) zwei Gehirne, die kurz danach
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