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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück
Autoren: Jenny Colgan
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oder?«
    »Es hört sich einfach nicht schön an.«
    »Bei einer Lady, meinst du?«
    Er schniefte und starrte durch die Windschutzscheibe auf die Straße.
    Ich kann es nicht ausstehen, wenn wir beide so schnippisch werden, aber mal ehrlich, ich war hundemüde. Und jetzt mussten wir da reingehen und super vergnügt tun! Und lustig! Den ganzen Abend lang! Nur um Tashy bei Laune zu halten. Ich fragte mich, wer sonst wohl noch da sein würde. Tashy war viel besser darin, den Kontakt zu Freunden und Bekannten aufrechtzuerhalten als ich. Denn am Freitagabend wollte ich meist nichts anderes tun, als mir ein Riesenglas Wein einzuschenken, mich vor dem Fernseher auf der Couch zusammenzuringeln und noch vor der Talkshow mit Graham Norton einzudösen, was eventuell, aber wirklich nur eventuell bedeuten konnte, dass ich am nächsten Morgen gerade ausgeruht genug war, um ins Fitnessstudio zu gehen oder mit Ol zu schlafen (beides an einem Abend ging nicht).
    Oliver blieb stumm und starrte in die Dunkelheit. Ich machte das Radio an, und »Colourblind« von Darius, dem Sänger aus der Show »Pop Idol«, dudelte aus den Boxen. Irgendwann hielt Oliver es nicht mehr aus.
    »Nicht zu fassen, dass du immer noch diese Musik hörst.«
    »Breche ich damit das - warte mal - eherne Gesetz, das Popmusik für über Dreißigjährige verbietet?«
    »Nein, sie ist bloß so kindisch.«
    »Ist sie nicht! Darius hat all seine Songs selbst geschrieben!«
    Ol warf mir einen Blick zu. »Das meine ich nicht.«
    »Dido höre ich auf gar keinen Fall, okay? Das kannst du vergessen. Nur über meine Leiche.«
    »Die ist wenigstens in deinem Alter.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Ol zuckte die Achseln, und ich beließ es dabei. Ich wusste ohnehin, weshalb wir uns in die Haare kriegten, und es hatte herzlich wenig mit dem jeweiligen Alter gewisser Popstars zu tun.
    Wenn ein Freund oder eine Freundin abspringt und heiratet, übt das, zumindest meiner Meinung nach, einen enormen Druck auf andere Paare aus, vor allem in unserem Alter. Ich meine, wer war als Nächstes dran? Ich hatte Angst, es könnte so zugehen wie bei der Reise nach Jerusalem, und wir würden uns alle einfach gleichzeitig hinsetzen, ganz egal auf welchen Stuhl.
    »Hier abbiegen?«
    Ich sah Ol an, dem schon klar war, dass ich es nicht wusste. Er bog trotzdem ab, und eine Hecke streifte das Seitenfenster. Es war sehr dunkel.
    Ich meine, alle wurstelten so vor sich hin, amüsierten sich, schufteten sich die ganze Woche den Buckel krumm und ließen sich am Wochenende zum Spaß voll laufen ... und dann auf einmal, ding dong , flattern fast zeitgleich die ersten Einladungen zu Dreißigster-Geburtstag-Partys und Verlobungsfeiern ins Haus, und irgendwie landet man unversehens immer wieder bei Habitat, wo man zum hundertsten Mal die immer gleiche Vase kauft.
    Ich wusste, Tashy würde sich Mühe geben, alles ein bisschen anders zu machen als andere - alle tun das, selbst wenn sie ihre Initialen mit der Schablone bloß an einer anderen Stelle aufmalen (»Sind die Salz- und Pfefferstreuer in Form unserer Namen nicht süß? Und so praktisch!«), aber es blieb doch immer noch eine Hochzeit, oder? Es würde einen traditionellen Gottesdienst geben, wie alle ihn mochten, mit dem ganzen »In guten wie in schlechten Tagen, in Reichtum wie in Armut«-Zeugs, auch wenn unsere sonntägliche Religion eher aus der Lektüre von Observer und People bestand. Irgendwo auf dem englischen Rasen würde Champagner ausgeschenkt, und auch den unvermeidlichen Lachs würde man irgendwann servieren. Auf das Essen folgten dann zwölf bis vierzehn Stunden sinnlosen Saufens, bevor man für drei Stunden in irgendeine furchtbare Pension wankte, ehe man sich wieder aus dem Bett quälte und ein fettiges englisches Frühstück mit Würstchen, Speck und Eiern herunterwürgte, um sich anschließend wieder auf die Autobahn zu begeben und Braut und Bräutigam sich selbst zu überlassen, die in einem Flieger auf dem Weg in die nächsten 45 Jahre ihres gemeinsamen Ehelebens waren, inklusive frühem Zubettgehen, schreienden Babys und einem Umzug nach Wandsworth, weil die Gemeindesteuern da viel günstiger und die Schulen ganz in Ordnung sind.
    Alles gut und schön, klar. Viele Leute machten das so. Im Moment sah es fast so aus, als würden alle anderen Leute es so machen. Ich warf Olly einen kurzen Blick zu. Ein seltsames Gefühl in der Magengrube sagte mir, er könnte vielleicht auch zu dem Schluss kommen, dass es an der Zeit sei, es zu tun. Es
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