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Anwaltshure 3

Anwaltshure 3

Titel: Anwaltshure 3
Autoren: H Carter
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Prolog
    Es war das absolute Traumkleid. Das eng anliegende Oberteil hatte einen geraden Kragen, der ringsum mit weißem Pelz besetzt war. Von den Schultern fiel eine lange Schleppe. Die elfenbeinfarbene Seide des Kleides ging vom Oberteil direkt in einen weit ausgestellten Rock über, dessen Saum wiederum von Pelz geziert wurde.
    Mein Haar war elegant aufgesteckt und ich trug eine mit Diamanten überzogene Tiara, von der ein meterlanger Schleier herabfloss. Selbst in dem wirklich üppig ausgestatteten Rolls Royce fühlte ich mich in diesen Stoffmassen eingezwängt. Rock, Schleier und Schleppe bauschten sich kniehoch, und obenauf ruhte mein Strauß, bestehend aus Orchideen, Freesien, Lilien und Stephanotis, deren betörender Duft mich ebenso einhüllte, wie mein Schleier.
    George trug einen grauen Cut und hielt seinen Zylinder auf dem Schoß, wie auch seine silbergrauen Handschuhe aus weichem Leder.
    Von Zeit zu Zeit sah er zu mir herüber, lächelte mich aufmunternd an und wandte sich dann wieder dem Londoner Gewühl zu. Fuhren wir langsamer, bemerkte ich wieder und wieder Passanten, die stehen blieben, auf den Rolls deuteten und anerkennende, ja bewundernde Gesten machten.
    Mein Herz schlug von Moment zu Moment schneller, je näher wir der Kirche St. Ignatius of Loyola kamen. Es war ein goldener Oktobertag, durchzogen von Sonne und dem in flammenden Farben stehenden Laub der Bäume in der City of London.
    »Du machst so ein betrübtes Gesicht ...« Georges Stimme erklang so plötzlich, dass ich erschrak.
    »Ja? Ich bin nervös«, sagte ich vorsichtig.
    Er lächelte breit und sein Haar funkelte im schönsten Silber.
    »Du fürchtest, dass du ...«, begann er und drehte bedächtig den Hut auf seinem Schoß, »dass wir nicht mehr vögeln werden, sobald du verheiratet bist?«
    Ihm zuzustimmen, fiel mir unendlich schwer, doch tief in mir wusste ich, dass er recht hatte. Die Vorstellung, die Frau eines anderen zu sein und meiner überbordenden Lust auf die unterschiedlichsten Männer und auch Frauen, nicht mehr nachgeben zu dürfen, allen voran George, machte mich nervös.
    »Mach dir keine Gedanken, meine Süße. Wenn du willst, werde ich dir noch heute Nacht beweisen, dass sich zwischen uns nichts geändert hat«, sagte er mit seiner volltönenden, dunklen Stimme, die einem Gänsehaut über den Rücken und Feuchtigkeit zwischen die Schenkel trieb.
    George beugte sich leicht nach vorn, legte seine Hand an mein Kinn und zog mein Gesicht zu seinem hin. Fassungslos starrte ich seine halb geöffneten Lippen an, seine Zunge, die hinter seinen Zähnen ruhte und nur darauf zu lauern schien, in meinen Mund eindringen zu können.
    Und wirklich. Er legte seinen Kopf leicht schräg und küsste mich so fordernd und intensiv, als wären wir nicht auf dem Weg in die Kirche, sondern ins Bett. Er schmeckte so vertraut. Nach einer Mischung aus Whisky und Zigaretten. Und dieser Geschmack verband sich mit dem ebenso herben wie edlen Duft seiner Haut. Ein Gentleman von Kopf bis Fuß. Zumindest, was die Pflege und das Äußere anging. Sein Cut saß wie angegossen, was ich bemerkte, als wir vor der Kirche gehalten hatten und ich darauf wartete, dass der Chauffeur mir öffnete.
    Die üblichen Schaulustigen hatten sich zu beiden Seiten des Kirchenvorplatzes aufgereiht und harrten nun der Dinge, die da kommen würden. Freundlicher Applaus überraschte mich, als ich ausgestiegen war und mehrere Blumenmädchen sowie die Schneiderin meines Kleides, sich meiner anzunehmen begannen. Offensichtlich freuten sich die Zuschauer, dass sie eine Hochzeit mitbekamen.
    Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis mein Rock glattgezogen war, die Schleppe gerade lag und der Schleier exakt über der Pelzverbrämung ruhte. Mein Strauß war so gebunden, dass er wirkte, als kletterten Blüten- und Efeuranken nicht nur meinen Arm hinauf, sondern auch an meinem Rock abwärts bis zu meinen Füßen.
    »Nun? Wie sehe ich aus?«, fragte ich.
    George stellte sich so dicht vor mich, wie er irgend konnte bei meinem weiten Rock, betrachtete mich eingehend und sagte dann: »Dein Lippenstift ist kein bisschen verschmiert, falls du das gemeint haben solltest. Und was sich zwischen deinen Beinen abspielt, sieht eh keiner.«
    Pikiert presste ich meine Lippen zusammen und sah ihn missbilligend an. Allein sein entwaffnendes Grinsen hielt mich davon ab, ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen.
    »Nein. Du siehst umwerfend aus. Wirklich!« Somit hielt er mir gentlemanlike seinen Arm hin,
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