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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück
Autoren: Jenny Colgan
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verdammt jung. Er rührte sich, als mein Schatten auf ihn fiel.
    »Ähm, ja?«, murmelte er, plötzlich hellwach, und sprang auf. »Äh, Entschuldigung, habe ich was verpasst? Ich muss kurz eingenickt sein ...«
    Er stand vor mir und sah mich an. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Doch, weiß ich wohl. Aber für einen Moment habe ich gedacht, er könnte vielleicht...
    Er sah aus, als hätte er auch fast...
    »Entschuldigen Sie, aber Sie kommen mir unheimlich bekannt vor.«
    Was er natürlich schon mal zu mir gesagt hatte. Gleich würde er es erraten.
    »Vielleicht hast du ja geträumt.«
    »Hm.« Er klopfte sich den Schmutz aus seinem neuen blauen Anzug. »War ein schöner Traum.« Und er errötete leicht.
    »Wie schön?«, fragte ich.
    »Ahm, also. Hallo erst mal.« Er streckte mir die Hand hin. »Ich bin Justin Clelland.«
    Beinahe hätte ich laut gelacht. Nur um nicht zu heulen.
    »Ich weiß«, erwiderte ich. »Ich bin Flora Scurrison.« Ich stockte. »Ich bin eine Freundin deines Bruders.«
    Er runzelte die Stirn. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Haben Sie nicht mal ein paar Häuser weiter gewohnt?«
    »Ja, so ungefähr«, antwortete ich.
    »Na ja, nett, Sie kennen zu lernen.«
    »Ja«, murmelte ich und schluckte schwer. Dann tippte mir jemand sanft von hinten auf die Schulter, während der Springbrunnen unaufhörlich weiterplätscherte.
    »Weißt du«, brummte eine tiefe Stimme hinter mir, der des Jungen vor mir ziemlich ähnlich, »du hast dich überhaupt nicht verändert.«
    Ich blickte hoch, direkt in sein wunderbar vertrautes Gesicht, und er sah mich an, und auf einmal fiel mir ein Stein vom Herzen.
    »Justin, verschwinde«, sagte Clelland über meine Schulter.
    »Gähn gähn gähn«, knurrte Justin und trollte sich, wobei er irgendwas vor sich hin murmelte, er wolle seine Zeit sowieso nicht mit irgendwelchen Mumien verbringen. Ich guckte ihm hinterher.
    »Gott, er kommt mir vor wie ein kleines Baby!«, sagte ich. Dann, im letzten Augenblick, wirbelte Justin herum und sah mich durchdringend an. Sein Gesicht war ein ulkiger Anblick: fragend und erfreut zugleich. Er starrte mich an. Dann zog er eine Augenbraue hoch. Ich zwinkerte ihm zu. Er starrte noch einen Moment lang, dann ging er weiter und schüttelte verwirrt den Kopf. Er wusste Bescheid.
    »Warst du auch.«
    »Richtig.« Ich spürte, wie ich errötete, und musste lächeln.
    Er hob die Hand, als wolle er mein Gesicht berühren, zog sie dann aber wieder zurück, als sei das doch etwas zu intim.
    »Ist schon okay«, sagte ich.
    »Es ist bloß ... so unheimlich abgefahren. Ehrlich, ich habe dich seit sechzehn Jahren nicht mehr gesehen. Bist du gewachsen?«
    »Ich kann es einfach nicht fassen, dass du dich nie bei mir gemeldet hast. Kein einziges Mal, in der ganzen Zeit nicht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht. Das Leben ...«
    »Und ... herrje, wie sich alles verändert.«
    Wir drehten dem Springbrunnen den Rücken zu und verließen den streng formal angelegten Teil des Parks.
    »Hast du schon mit dem Brautpaar geredet?«, fragte ich.
    »Die beiden sind die glücklichsten Menschen der gesamten Weltgeschichte. Ich glaube, wir sind uns alle einig, Stillschweigen über die ganze Sache zu bewahren.«
    »Gute Idee. Wo ist Max?«
    »Oh, der ist zu Hause. Tashy hat ihn angerufen. Sie wollte nur mal sehen, wie‘s ihm geht. Sie hat gesagt, ein ziemlich junges Mädchen sei ans Telefon gegangen, woraus sie schließt, dass er langsam über den Berg ist.«
    »Wie das Leben so spielt.«
    »Und du?«, fragte er. »Hast du dich verändert?«
    »Abgesehen von den Krähenfüßen und dem recht adretten Hosenanzug?«
    »Ja«, erwiderte er. »Nein, ich meine, du selbst. Alle anderen haben sich verändert.«
    »Und du?«
    »Oh ja. Nein, eigentlich nicht. Aber ich war ja auch von Anfang an praktisch perfekt.«
    »Hmm. Ich weiß nicht.«
    »Guck doch mal in dein Portemonnaie.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht, aber Tashy hatte plötzlich ein Foto von Olly, wo sonst immer das von Max war.«
    »Ja, aber ich wette, das hatte sie schon seit Ewigkeiten.«
    Trotzdem zog ich es aus meiner Tasche, zusammen mit himmlischster Himmel! - meinem Hausschlüssel und meiner Kreditkarte. Ach, ich hätte es mir nie träumen lassen, dass ich jemals so glücklich sein könnte, ein Stückchen Plastik und ein bisschen Metall zu sehen.
    »Was ist das denn?«, entfuhr es mir plötzlich, als ich eine Karte aus meinem Portemonnaie zog. Ich hielt sie gegen das Licht. »Scheiße!
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