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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück
Autoren: Jenny Colgan
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waren bloß Kleinigkeiten. Zum Beispiel die Tatsache, dass er sich um meine Rechnungen kümmerte, weil es so viel praktischer war. (War es auch. Für eine Buchhalterin bin ich entsetzlich im Umgang mit Geld, wie jene Ärzte, die einem sagen, man soll die Finger vom Alkohol lassen, aber selbst Quartalssäufer sind. Ich lasse immer alles liegen, bis jemand damit droht, einen Schläger auf mich zu hetzen, der mir die Kniescheiben zertrümmert.) Vielleicht sollten wir uns ja auch ein Kätzchen anschaffen? (Sollte ich je das Bedürfnis verspüren, ein kleines, bösartiges Ding in meiner Küche rumkrabbeln zu sehen, das nach Futter verlangt, werde ich mir ein Baby anschaffen, besten Dank auch.)
    Meine Mutter liebte ihn natürlich abgöttisch. Er war so ganz anders als Dad. Er war wortgewandt und gut situiert ach ja - und hatte sie nicht verlassen.
    »Kann nicht mehr lange dauern«, sagte Olly und tätschelte mir mit versöhnlicher Geste das Knie. Und ich glaubte ihm. Es würde nicht mehr lange dauern. Bis Olly und ich tun würden, was Tashy und Max gerade taten und was all unsere anderen Freunde auch tun würden. Und eigentlich sollte ich bei diesem Gedanken viel aufgeregter sein, als ich es war.
    Ich zitterte unwillkürlich.
    »Ist dir kalt?«
    »Fühlst du dich manchmal alt, Ol?«
    »Ähm, kalt oder alt?«
    »Alt.«
    »Oh«, sagte er. »Ja, klar. Na ja, also, nicht so richtig. Ich meine, erst habe ich gedacht, es wäre bestimmt ein komisches Gefühl, wenn man dreißig wird, aber dann war es ganz okay. Eigentlich bin ich genau da, wo ich sein wollte, findest du nicht?«
    Das wunderte mich. »Wie meinst du das, wo du sein wolltest?«
    »Du weißt schon - zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben.«
    »Soll das heißen, als du jünger warst, hast du dir überlegt, dass du mit Mitte dreißig bald Partner in einer Anwaltskanzlei sein willst?«
    Er zuckte die Achseln. »Na ja, ich habe in der Schule die entsprechenden Fächer belegt und gebüffelt, damit ich Jura studieren konnte, also muss es wohl so gewesen sein.«
    »Und du hast diese Fächer nicht bloß belegt, weil deine Eltern es so wollten, obwohl du insgeheim Rockstar oder Fußballer werden wolltest?«
    »Nein! Ich glaube, ich wusste schon mit sechzehn, dass aus mir kein Fußballer werden würde.«
    »Echt? Ich habe mich erst letztes Jahr von meinem Traum verabschiedet, Kunstturnerin zu werden,«
    »Die einzige Turnübung, bei der ich dich je gesehen habe, war ein versehentlicher Sturz aus dem Bett.«
    »Aber darum geht es doch gar nicht! Fragst du dich denn nie, wie du da gelandet bist, wo du jetzt bist?«
    Olly fuhr langsam auf eine Kreuzung zu, und als er anhielt, drehte er sich zu mir und nahm mein Gesicht in beide Hände.
    »Was gibt‘s denn auszusetzen am Hier und Jetzt?«
    Die Lichter des Landgasthauses blitzten vor uns auf. Drinnen warteten alte Freunde und gute Gesellschaft. An meiner Seite hatte ich einen anständigen Mann. Es gab nichts auszusetzen.
    »Flo! Ol!« Tash hatte ein breites, leicht manisches Grinsen im Gesicht, wie es sich unweigerlich einstellt, wenn man stundenlang Leute begrüßen muss. Sie sah umwerfend aus - sollte sie aber auch, wenn man bedachte, dass sie sich in den vergangenen sechs Monaten einer drakonischen Diät unterzogen hatte, damit »meine schwabbeligen Oberarme nicht den ganzen Gottesdienst über rumschlackern«.
    Ich nahm sie fest in die Arme.
    »Elle Macpherson oder Martine McCutcheon?«, fragte sie und drehte sich um sich selbst.
    »Was, machst du Witze? Kate Moss«, versicherte ich.
    Ihr Grinsen wurde noch breiter. »Super.«
    In den letzten Monaten hatten wir eine Menge Zeit damit verbracht, Zeitschriften durchzublättern und über heiratswütige Promis abzulästern. Ganz besonderen Spaß hatten wir an denen, die es - ähm, sagen wir - ein bisschen übertrieben, wie Posh Spice und Catherine Zeta-Jones. Max fand uns unglaublich kindisch. Oliver wusste nichts davon, damit er nicht auf die Idee kam, ich wolle mit dem Zaunpfahl winken, was ich auch nicht wollte. Selbst wenn wir allmählich an einen Punkt kamen, wo es schon fast peinlich wurde, wenn er mich nicht fragte, auch wenn das nicht besonders romantisch ist - ich weiß.
    Tashy ist klein, manchmal ein bisschen pummelig, aber dank ihrer rigorosen »Kein Fett, kein Brot, kein Alk, sich vor Hunger in den Schlaf heulen«-Diät hatte sie kein Gramm Fett am Körper. Ihr Haar war derzeit extrem glatt und glänzend, obwohl es, vor langer, langer Zeit, einmal ungeheuer wild und lockig
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