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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück
Autoren: Jenny Colgan
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Heather ist Tashys große Schwester. Sie hatte gar nicht anders gekonnt, als mich zu fragen, weil Tashy und ich unzertrennlich waren. Wir hatten einen Heidenspaß gehabt. Das war damals in den Achtzigern gewesen, unsere Kleider hatten also enorme Ausmaße gehabt. Wir durften tonnenweise blauen Lidschatten tragen und weiße Strumpfhosen und mit den Jungs in ihren glänzenden Anzügen von Jonathan Ross tanzen. Wie Heather später einmal bemerkt hatte, in einem jener seltenen nachdenklichen Augenblicke nach ihrer Scheidung, hatten wir uns viel besser amüsiert als sie. Damals hätten wir schlichtweg nicht geglaubt, dass so etwas möglich war. Wir hielten sie für das schönste, beneidenswerteste Wesen, das wir je gesehen hatten.
    »Oh ja. Ich hab sie gefragt, ob sie meine Trauzeugin sein möchte, und sie hat bloß geschnaubt und gesagt: ›Besten Dank, aber wenn du dir diesen Müll antun willst, dann bitte ohne mich, Natasha‹, und ist wieder zurückgegangen zu ihrem Yoga und ihrem Müsli.«
    »Echt schade, dass er bei der Scheidung den Humor zugesprochen bekommen hat«, sagte ich, und Tashy nickte.
    Dann hob sie den Kopf und blickte hoch. »Ahm.«
    »Was?«
    Sie sprang auf und holte noch einen Baileys.
    »Was?«, fragte ich erneut.
    »Na ja, als wir eben darüber geredet haben, wie blöd wir mit sechzehn waren?«
    »Mhm?«
    »Du errätst nie, wen meine Mutter zufällig in der Postfiliale getroffen hat. Sie hat gleich die ganze Familie eingeladen.«
    Eigentlich mag ich Jean, Tashys Mutter, sehr gern. Sie kichert viel, zieht sich für ihr Alter viel zu jugendlich an und trinkt zu viel Gin Tonic - und genau aus diesen Gründen schämt Tashy sich für sie manchmal in Grund und Boden. Erstaunlich, dass wir beide, obwohl wir mittlerweile über dreißig sind, uns wieder in trotzige Teenager verwandeln, sobald wir mit unseren Müttern konfrontiert sind. In letzter Zeit war es noch schlimmer geworden, wegen der ganzen Hochzeitsvorbereitungen, und Tashy war mindestens zweimal Türen knallend aus dem Haus gerannt und hatte geschrien (sie schämte sich, das einzugestehen, selbst nach ein paar Gläsern Wein): »Hör endlich auf, mein Leben kontrollieren zu wollen!« Außerdem war Tashys Mom zu dem Schluss gekommen, da sie und Tashys Dad (die beiden waren geschieden und verstanden sich wesentlich besser als meine Eltern) den Löwenanteil der Party bezahlten, sollten sie auch bei so ziemlich allem das letzte Wort haben, einschließlich der Gästeliste, der Servietten und dieser entsetzlich bescheuerten kleinen Zuckermandeln. (»Warum heule ich wegen Zuckermandeln?«, hatte Tashy mich gefragt. »Ich werde mindestens eine Woche lang nicht mit ihr reden. Blöde Kuh.«) Sie ist so ganz anders als meine Mutter, die nach Crimewatch, dieser Sendung, in der es um echte Verbrechen geht, doch allen Ernstes Albträume bekommt.
    Aber das war nicht des Rätsels Lösung.
    »Wen?«
    »Wir sind darüber hinweg, oder?«
    Und ich wusste es sofort.
    »Darum hast du den ganzen Baileys hier oben gebunkert, richtig? Um mich milde zu stimmen?«
    Sie nickte betreten.
    »Du hast Clelland eingeladen.«
    »Seine gesamte Familie«, sagte Tashy, die zumindest den Anstand hatte, ziemlich verlegen dreinzublicken. »Du weißt doch, dass unsere Eltern schon befreundet waren, ehe wir überhaupt in die Schule kamen. Diese ganzen Siebziger-Jahre-Kaftan-Partys. Bestimmt haben sie alle miteinander rumgemacht.«
    »Darüber möchte ich jetzt lieber nicht nachdenken«, sagte ich. Ich mochte ja mittlerweile vielleicht steinalt und erwachsen sein, aber trotzdem dachte ich nicht gerne darüber nach, wie meine Eltern es machten. Und außerdem hatte ich Herzrasen, und mein betagtes Hirn bemühte sich nach Kräften, diesen Schock zu verarbeiten.
    »Egal, sie haben sich aus den Augen verloren, aber meine Mutter hat seine Mutter in der Post getroffen - ehrlich, wenn sie glaubt, sie wäre bei meiner Hochzeit dünner als ich, dann kann sie sich auf was gefasst machen, die hochnäsige Ziege egal, sie kommen also ins Gespräch, und meine Mutter muss natürlich die Klappe aufreißen und -«
    »Halt mal die Luft an«, unterbrach ich ihr nervöses Geschnatter und setzte mich betont gerade hin. »Clelland kommt?«
    »Ähm, ja.«
    »Okay, können wir also das ganze langweilige Postgeschwätz überspringen ...?«
    »Herrje, du hast ja so Recht, Flo. Wie egoistisch von mir. Ich habe ja schließlich sonst nichts zu tun.«
    »Es ist bloß ... Himmel, du weißt doch, ich hätte einen kleinen
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